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Intro
Ich habe ja eine Weile überlegt, wie ich denn nun meinen ersten Festival-Bericht sturkturieren und verfassen soll. Meine erste Idee war eine Art Festival-Tagebuch in dem ich alle wichtigen Erlebnisse und Eindrücke chronologisch und in Bericht-Form aufzeichne. Zu Beginn des Amphi-Festivals habe ich auch tatsächlich ständig Notizen zu diesem Zwecke gemacht. Gute Vorsätze scheitern jedoch meist an der Umsetzung, und so bin ich dann doch zu sehr dem Feiern verfallen, als daß ich die Geduld gehabt hätte, alle paar Minuten peinlich genaue Notizen zu machen.
So musste nun eine andere Berichtform her, und letztlich denke ich, es ist einfach am sinnvollsten, wenn ich zu sämtlichen Themen, die mir rund ums Amphi einfallen, mehr oder minder sinnvolle Kommentare verfasse. Schön übersichtlich strukturiert, natürlich knochentrocken und objektiv, wie es sich für einen langweiligen Bericht gehört. ;)
Getränke
Fangen wir doch gleich mal mit meinem ärgsten Kritik-Punkt an. Ich meine, ich kann ja akzeptieren, daß auf manchen Festivals das Mitbringen von Getränken verboten ist.
Die Veranstalter müssen Umsatz machen, damit sie die zahlreichen hochkarätigen Bands finanzieren können, und abgesehen davon ist es ja ähnlich wie in einem Club oder einer Kneipe, wo man als Gast einfach die angebotenen Getränke bezahlt und konsumiert, statt sich selbst zu versorgen. Ist also absolut akzeptabel und legitim... Aber bitteschön, wenn ich schon bei brütender Hitze auf die beim Festival verkauften Getränke angewiesen bin, dann erwarte ich auch halbwegs faire Preise und vor allem auch eine Auswahl, wo für jeden Geschmack etwas dabei ist. 3,50 Euro für ein Pils oder auch ein Kölsch, (ja, das Amphi war in Köln und dementsprechend gabs da auch dieses Gesöff) kann ich ja noch akzeptieren, auch wenns hart ist. Für das gleiche Preis-Mengen-Verhältnis dann aber auch Getränke wie Wasser, Cola oder Apfelschorle anzubieten, find ich dann aber schon leicht dreist. Man bedenke, es ist Hochsommer, der Mensch braucht pro Tag mindestens ca 3-5 Liter Flüssigkeit, was dann nach Adam Riese Ausgaben zwischen 21 und 35 Euro nachsich zieht, will man nur seinen Bedarf an kaltem, klarem Wasser decken... Wobei das "Kalt" auch eher ein Glücksspiel war.
Es gab zwar auch einen Trinkwasserspender mit kostenfreiem Wasser, dieser war aber ständig von einer ewigen Schlange belagert. Ich frag mich bis heute, warum Menschen eine halbe Stunde in einer Schlange stehen, und dann gerade mal einen Becher Wasser zum Auffüllen mitnehmen. Daran sieht man schon die Verzweiflung einiger, Aufgrund der schlechten Getränkeversorgung.
Viel mehr Auswahl als die bisher genannten Getränke gab es übrigens auch gar nicht. Sprite, Fanta... an einem Stand habe ich dann auch tatsächlich "Kurze" und Prosecco zu überteuerten Preisen entdeckt. Das wars... Nein, halt. Das wichtigste hätte ich ja beinahe vergessen. Es gab Met!
Dazu muss man sagen, daß ich mich schon seit Wochen auf eine gepflegte Met-Orgie beim Amphi gefreut hatte. In guter Erinnerung an 2005, da gab es nämlich einen reinen Met-Verkaufsstand, der die verschiedensten leckeren Sorten Honigwein angeboten hat, und wenn man gleich eine ganze Flasche nahm, sogar zu fairen Preisen zwischen 6 und 8 Euro etwa. Eins meiner ersten Ziele nach Einlass ins diesjährige Amphi war also, diesen oder einen ähnlichen Stand zu suchen, der meine Freude befriedigen sollte. Ca eine halbe Stunde und unzählige Male die Worte "Sag mal, wißt ihr, wo es hier Met gibt?" später war der Schock dann groß. Es gab den Trank der Götter tatsächlich, sogar an sämtlichen Getränkeständen. Und zwar für den unglaublich erschwinglichen Preis von 11 Euro... für 0,5 Liter. Dazu schweige ich nun besser.
Speisen
Die Preise für "feste" Nahrung waren natürlich ähnlich gesalzen, wie die für Getränke. Böse Zungen behaupten auch, die Pommes waren extra gesalzen, um den Getränkeanbietern zusätzliche Umsätze zu verschaffen. Aber gut, bei sommerlichen Temperaturen ißt man in der Regel nicht ganz so viel wie sonst, und spätestens nach dem Versuch, im 200 m entfernten Open-Air Restaurant erschwingliches Frühstück zu bekommen, war klar, daß die Preispolitik auf dem Amphi wohl eine Kölner Krankheit sein muss und eine Flucht unmöglich war. Wenigstens gabs hier eine halbwegs gescheite Auswahl. Indisch, Chinesisch, Fisch, Pommes/Curry-Wurst, Waffeln... War schon okay. Lediglich sowas wie einen Crêpe-Stand habe ich schmerzlich vermisst. Eigentlich schon fast eine Festival-Tradition von mir, mich mit süßen französischen Teigtaschen zu verwöhnen, war aber hier nicht möglich. Aber darauf kann man ja im Notfall auch verzichten.
Location
Für sich genommen ist der Tanzbrunnen perfekt geeignet für ein Festival dieser Größe und Art. Der Bühnenbereich der Mainstage ist groß genug um eine gehörige Menge an Menschen unterzubringen, aber auch nicht so riesig, daß man denkt man stehe alleine da. Die netten Überdachungsaufbauten helfen sowohl Regen als auch Sonne bei einem Open Air erträglich zu machen, einzig Schade ist, daß ihre Balken unweigerlich auch teilweise den Blick auf die Bühne versperrt haben. Dennoch finde ich einen solchen Wetterschutz Klasse, einfach weil ich genau weiß, welche negativen Auswirkungen die Witterung auf Stimmung bei einem Festival haben können. Der absolute Horror war damals beim WGT, als bei "Das Ich" auf der Parkbühne der Regen niederprasselte, und ein Heer von Schirmen aus dem Nichts erschien, um Haarlack, Schminke, und 200-Euro-Kleider vor den Engelstränen zu schützen. Dummerweise schützte die Schirmarmee auch die Band davor, vom Publikum optisch wahrgenommen zu werden...
Aber auch der große Brunnen, welcher der Location seinen Namen verliehen hat, trägt zum malerischen Ambiente bei. In einer park-ähnlichen Athmosphäre entsteht so ein Rondell, an dem man entlang wandern kann. Mitten im Brunnen ist eine Insel-Bühne, die leider bei diesem Amphi vom überdimensionalen X-Tra-X Stand belagert war. Ansonsten hätte diese Insel sicher zu einem romantischen Anlaufpunkt weren können, vor allem in den späten Samstagabend-Stunden.
Rund um den Brunnen sind auch weitläufige Rasenflächen, bestückt mit einigen riesigen, schattenspendenen Bäumen, die grad zu den sonnigeren Zeiten vielen Gruftis einen gemütlichen Unterschlupf boten.
Zur 2nd Stage, dem Theater, kann ich leider nichts sagen, da ich Hallen bei Sommerfestivals Aufgrund der darin herrschenden Temperaturen eher vermeide, udn die Bands die ich dort gern sehen wollte, dummerweise ihre Auftritte zu Zeiten gehabt haben, zu denen ich anderweritig beschäftigt war... Aber dazu komme ich später, genau wie zum Location-Vergleich mit dem Amphitheater Gelsenkirchen vom Vorjahr.
Begegnungen
Wie bei jedem Festival begegnet man natürlich auch auf dem Amphi allerlei Personen, mit denen man gerechnet oder auch nicht gerechnet hat, die man treffen möchte oder denen man lieber aus dem Weg geht. Aber wahrscheinlich interessieren die Namen von Personen, über deren Wiedersehen ich mich gefreut habe, hier eh kaum jemanden, also erwähne ich nur, daß es toll war, euch dabei zu haben. ;)
this morn´ omina
Kommen wir jetzt mal zu dem Teil dieses Berichtes, der wohl die meisten Leser interessieren dürfte: Die Bands. Schließlich ist so ein Open-Air-Festival in Erster Linie ein riesiges Konzert mit einer Menge Interpreten, die den Mittelpunkt der Veranstaltung bilden.
Den Opener des diesjährigen Amphi-Festivals machten in diesem Jahr "this morn´ omina", eine Gruppe mit der ich mich bisher so gut wie gar nicht beschäftigt habe. Und ich muss gestehen, der Auftritt hat mich auch nicht gerade dazu animiert, dies in Zukunft zu tun. Auch wenn die gebotene Drum-/Elektro-Show sicher nicht schlecht, aber auch irgendwie nicht sonderlich überzeugend.
Cephalgy
Der Auftritt von "Cephalgy" hingegen war schon mitreißender. Ihr Album "Finde Deinen Dämon" konnte ich zwar bisher nur kurz anhören, aber alleine schon ein Hit wie "Engel sterben nie" zeigt das unglaubliche Potential dieser Band. Und so hat auch der Auftritt einfach Laune gemacht, Laune die leider etwas durch die schlechte Abmischung getrübt wurde. Die Erfahrung zeigt echt, daß nur wenige Sound-Mischer es schaffen, die Gesangsstimmen mit der Musik in Einklang zu bringen. Und so war bei Cephalgy der Gesang leider so laut, daß er nicht mehr so ganz in den Kontext passte. Nichtsdestotrotz ein Gelungener Auftritt, mit einer kleinen, netten, wenn auch nicht innovativen Showeinlage (Frau tanzt hinter Schattenleinwand), und viel Potential. Wenn Cephalgy an sich arbeitet und reift, werden sie vielleicht mal irgendwann auch zu den Headlinern gehören.
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Cephalgy
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Welle: Erdball
Was soll ich sagen, "Welle: Erdball" war für mich sicher einer der Hauptgründe, warum ich zum Amphi wollte. Schon seit langem ein begeisterter Hörer dieses Senders, bin ich spätestens im absoluten Fieber, seit die Promo der neuen Chaos Total das erste Mal in meinem CD-Player ihre Runden drehte. Außerdem stand ja noch ein Interview mit Honey auf meinem Amphi-Plan, weshalb eigentlich das komplette Festival für mich ein "Welle: Erdball-Fest" sein sollte.
Meine Vorfreude wurde auch in keinster Weise enttäuscht. Der Sender begeisterte das feiernde Publikum restlos, egal ob mit Klassikern wie dem "Starfighter", "Arbeit Adelt" oder "Bill Gates komm fick mit mir", oder Ausschnitten aus der neuen Sendung, zum Beispiel "Das Souvenir", "Der Telegraph" oder "Hoch die Fahnen", welche von den Hörern begeistert aufgenommen wurden. Wie immer war natürlich der "C=64" mit von der Partie, und die riesigen "Welle: Erdball" Ballons, die übers Publikum flogen, wurden teilweise mit 50 Euro-Scheinen gefüllt. Schade, daß dieser Auftritt nur 40 Minuten dauern durfte, aber so ist das mit den engen Festival-Zeitplänen leider.
Unheilig
"Ja der Graf..." Warum muss ich eigentlich bei Unheilig immer wieder an die "Ärzte" denken? ;)
Das ist jetzt garnicht negativ gemeint, ich liebe die Musik von Unheilig, und das Konzert samt Interview im Frühjahr war ja auch ein einmaliges Erlebnis für mich. Manchmal hat man eben seltsame Assoziationen, und ich sowieso, man möge mir verzeihen.
Den Auftritt beim Amphi habe ich mir allerdings nur teilweise angeschaut. Nicht weil er mir nicht gefallen hat, sondern einfach, weil Mensch auch mal ne Pause braucht, und ich außerdem mal den Vip-Bereich erkunden wollte, den wir Presse-Leute ja netterweise eingerichtet bekommen haben. Dämlich fand ich dort übrigens den Kommentar eines anderen Pressemenschen, der Unheilig schlecht gemacht hat und übertrieben "Böse!" gegrölt hat. Man sollte sich wenigstens ansatzweise mit einer Musik beschäftigen, bevor man urteilt, und nichts, aber auch rein gar nichts ausser der Name der Band spielt in diesem Fall mit einem "bösen" Klischee.
Was ich vom Auftritt mitbekommen habe war, daß der Graf sein Publikum mitgerissen hat, seine Hits sauber und professionell präsentiert, und sich wie immer restlos ausgepowert hat.
The 69 Eyes
Uh... bei dieser Band wirds bei mir kritisch. Musikalisch find ich sie ja teilweise noch erträglich, aber seit meinem ersten Bühnenerlebnis von "The 69 Eyes" weiß ich, daß es sich um typischen, aufgesetzten Poser-Goth-Rock handelt, der als Zielgruppe pubertierende Teenie-Gothic-Girls hat. Nichts gegen junge Gothic Girls, und auch nix gegen diese Art von Bühnen-Präsentation, meinereiner jedoch sucht da meist das Weite. Bzw die "Welle: Erdball"-Autogrammstunde, nicht zuletzt um sicherzugehen, daß Honey unseren Interview-Termin auch nicht vergisst. ;)
Von weitem konnte ich aber ein paar Fotos machen, und Stimmung war beim Auftritt allemal, also werd ich den Jungs sicher bei nächster Gelegenheit auch eine neue Chance geben. Dieses Mal jedoch hatte ich wichtigeres im Kopf.
Subway to Sally
Was soll ich sagen? Subway habe ich leider komplett verpasst. An sich ist das eien Band, auf die ich mich live immer wieder freue, auch wenn ich mich an den CDs etwas totgehört habe. Dummerweise war ich zur Zeit ihres Auftrittes komplett verhindert, womit wir dann zum nächsten Punkt kommen...
Interview mit Welle: Erdball
Hier muss ich dann wohl ein wenig ausführlicher werden. Der Kontakt zu Honey und "Welle: Erdball" kam eher zufällig zustande. Und zwar bin ich beim Eingeben von Terminen im Nightshade-Terminkalender über ein Konzert einer mir bis dahin unbekannten Gruppe namens homo~futura gestolpert. Durch die beigefügte Info wurde ich dann aber richtig neugierig, war diese Band doch ein Seitenprojekt von Honey und Plastique, ihres Zeichens eine Hälfte der Welle: Erdball-Protagonisten. Gleich habe ich mir die Website von homo~futura angeschaut und Kontakt aufgenommen, woraus dann ja auch ein sehr interessantes Email-Interview entstanden ist.
Als Folge davon war beiden Seiten dann auch recht schnell klar, daß ein Interview mit "Welle: Erdball" schon Pflicht sei. Persönliche Gespräche sind dabei natürlich immer die angenehmste und ansprechendste Variante, und so haben wir uns für das Amphi-Festival einfach verabredet.
Mehr als diese Verabredung hatte ich aber nun auch nicht im Gepäck, als ich mich dann letztlich am Samstag auf dem Festival-Gelände herumtrieb. Honey hatte kurz zuvor noch per Email meine Handynummer bekommen, aber ich hatte sonst nichts mehr gehört. Da für mich aber dieses Interview so ziemlich das war, auf das ich mich am meisten im Rahmen des ganzen Amphi gefreut hatte, schwang auch ein wenig Angs tmit, Honey könne das Interview vielleicht vergessen haben. Was wäre ich aber für ein Journalist, wenn ich nicht Mittel und Wege finden würde, zu meinem Ziel zu kommen? Also haben Jenny und ich uns kurzerhand zur Welle: Erdball-Autogrammstunde angestellt, etwas was mir sonst nie in den Sinn käme. Ich meine, ewig lang in so ner Schlange stehen um mir Unterschriften von irgendwelchen Menschen geben zu lassen? Wo liegt da der Sinn?
In diesem Fall war es natürlich was anderes. Als wir dann nach ca 20 Minuten rumgestehe in der prallen Sonne, eingeklemmt von unterschriftssüchtigen Menschen, endlich vor den wacker vor sich hin kritzelnden Bandmitgliedern standen, kam von mir folgender Satz zur bezaubernden Plastique: "Ich hätte gerne ein Autogramm für Otti und das gesamte Nightshade-Team!" Grad wollte die Lady schon wie zuvor wild drauflos schreiben, da stockte sie, ihr Blick ging hoch und ein lächelndes "Du bist das!" strahlte mir entgegen. Ein kurzer Ellenbogenhieb in Honeys Rippen, gefolgt von einem Hinweis, daß Otti da wäre, und schon hatte ich meine gewünschte Aufmerksamkeit.
Auch Honey´s Freude war deutlich zu erkennen, wenn auch nicht gerade in seinen Augen... Sonnenbrillen erschweren so etwas nunmal. ;) Nach ein paar kurzen Worten der Begrüßung stand fest, daß wir das Interview gleich nach der Autogrammstunde führen würden, wir sollen einfach auf ihn warten, meinte Honey. Gesagt, getan, also warteten wir. Die Zeit nutzte ich dann noch gleich, um Jenny ein Autogramm von Oswald Henke zu besorgen, der, wie eigentlich das gamze Amphi-Festival, wieder mal die Bands anschaute und das Festival inmitten des Publikums genoss. Der starke Andrang von Autogrammjägern führte auch dazu, daß "Welle: Erdball" ihre Autogrammstunde wirklich bis zum Schluß ausreizen mussten, erst als die offizielle Zeit des Grafen von Unheilig gekommen war, wurden sie erlöst.
"Endlich!" dachte ich bei mir, bewegte mich langsam in Richtung Band... doch weg waren sie! Einfach in Luft aufgelöst, und die schlimmsten Befürchtungen machten sich in mir breit. Was, wenn sie schon in ihr Raumschiff gestiegen und in eine ferne Galaxie geflogen waren? Okay, um mich in solchen wirren Gedanken zu verlieren war ich dann leider aufgrund der Getränkepreise zu nüchtern, wenn auch die Sonneneinstrahlung sicher ähnliche Auswirkungen hatte wie eine gepflegte Flasche Met. Aber zurück zum Thema. Die Band war weg, und Jenny und ich überlegten was zu tun sei. Logischerweise gibt es auf so einem Festivalgelände nur einen Bereich, in den sich gestresste Musiker ungestört flüchten können: Backstage. Und irgendwann mussten sie ja diesen Bereich auch wieder verlassen. Als Folge dieser schon fast genialen Detektivarbeit platzierte ich Jenny strategisch günstig direkt am Eingangsbereich zum Backstage, während ich selbst einen kurzen Ausflug zum Auto machte, um mich umzuziehen und menschentauglich zu machen. Wenige Minuten später kehrte ich zurück, eine strahlende Jenny hatte ihre Aufgabe perfekt erfüllt und Honey aufgespürt, der gerade mit Engelszungen irgendeine der Verantwortlichen Backstage-Wächterinnen bequatschte, um uns mit in die geheiligten Hallen der Musiker führen zu dürfen. Nachem er ihr hoch und heilig versprochen hatte, uns nach geführtem Interview wieder persönlich bei ihr abzuliefern, durften wir endlich eintreten. Der Weg führte uns vorbei an einem reichhaltigen Buffet in einen beschaulichen kleinen Innenhof, besetzt mit einer Reihe von Gartenbänken, an denen wir auch Platz nahmen.
Da war es... Ruhe, sitzen, und Honey kam vom ersten Moment an so sympathisch rüber, wie ich ihn nach den Mails und dem kurzen Gespräch am Autogrammstand eingeschätzt hatte. Bevor wir uns versahen, hatte er uns auch schon gefragt ob wir was trinken wollen, und uns jedem ein eiskaltes, leckeres "Beck´s" organisiert. Kurz geplaudert, und dann kamen wir auch schon zum Interview. Dazu brauche ich glaub ich nicht allzuviel sagen, wer das Interview lesen möchte kann das gerne hier tun. Tatsächlich war es mehr ein Gespräch, zu dem sich auch Jenny überraschenderweise einschaltete und viel beitrug. Lediglich meine vorbereiteten Fragen haben das Ganze etwas moderiert. Honeys Kommentar dazu gestern im Chat war übrigens in etwa: "Das ist wohl das mit Abstand privateste Interview, das je gegeben wurde!" ;)
Fest steht, daß das Gespräch unglaublich Spaß gemacht hat, und extrem entspannt war. Nachdem wir unser Aufnahmegerät (meinen geliebten Camcorder) dann aus hatten, und das offizielle Interview beendet war, entsannen Jenny und ich uns der "Torwächterin", die uns ja eigentlich gar nicht ins Backstage lassen wollte. Honey jedoch wollte uns noch gar nicht gehen lassen. Es sei so gemütlich meinte er, und nachdem er uns jedem noch ein weiteres kaltes Bier vor die Nase gestellt hatte, waren alle Fluchtgedanken vergessen. Gemütlich plauderten wir zu dritt noch eine Weile, tranken Bier, rauchten und freuten uns der Gesellschaft. Erst danach trennten sich unsere Wege, natürlich erst nachdem Honey uns pflichtbewußt wieder aus dem Hinterbühnen-Bereich begleitet und bei der Wachfrau abgemeldet hat.
Zusammenfassend kann ich sagen, daß dies sicher der Höhepunkt des ganzen Festivals für mich war. Zum einen, weil es immer eine tolle Sache ist, einen seiner Lieblingskünstler zu interviewen, wobei ich bei sowas ungerne werte. Aber die ganze Athmosphäre war einfach toll, und ohne den Mund zu voll nehmen zu wollen, kann ich sicher sagen, daß sich aus diesem Gespräch so etwas wie eine kleine Freundschaft entwickelt hat.
VNV Nation
Pünktlich zu VNV Nation waren wir dann auch wieder zurück an der Bühne. Was soll ich sagen? Ich war nie ein großer Fan von VNV, und werde es wohl auch nie sein. Ronan und Co sind begnadete Musiker, ich rechne ihr können sehr hoch, aber es gibt nur wenige Songs die ich selbst wirklich gerne und oft hören kann.
Und was die Live-Performance angeht, ich habe die Band zweimal gesehen, das eine Mal war auf dem M´era Luna, das andere bei "On a Dark Winter´s Night", und beide Auftritte haben mich nicht sonderlich begeistert. Es ist nunmal extrem schwierig, wenn 2-3 Elektro-Musiker Live performen, und keine besondere Show abliefern, dem was abzugewinnen. Ich muss aber sagen, daß ich zumindest etwas positiv überrascht war, als ich den Gig beim Amphi für eine Weile beobachtet habe. Im Halbdunkel, durch eine entsprechende gute Lichtshow unterstützt, und mit einem begeisterten Publikum konnte Ronan Harris mich sogar etwas mitreißen. Leider war ich zu erschöpft vom Tage und der kurzen Nacht zuvor, sonst hätte ich das Ganze sicher länger begutachtet. So hab ich die Zeit dann aber doch bald genutzt, um erstmal ein wenig zu entspannen und mich mit netten Menschen zu unterhalten.
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2nd Stage
Während des gesamten Festivals habe ich die 2nd Stage, das sogenannte "Theater", kein einziges Mal betreten. Ich hatte mich zwar nach dem WGT echt darauf gefreut "Lola Angst" nochmal live auf der Bühne sehen zu können, aber das überschnitt sich dummerweise eben auch mit dem Interview. Später zu "Combichrist" und "Diary of Dreams" wollte ich dann eigentlich auch noch, aber mal ganz ehrlich, im Hochsommer in eine solche Halle, wo sich, aufgrund der Tatsache, daß auf der Mainstage nur noch die Lesungen liefen, fast jeder Festivalbesucher hin verirrte, das war keine gute Idee. Der Versuch bei "Combichrist" doch mal hineinzuschnuppern scheiterte an der Menschenmenge die sich grad reindrängte, gepaart mit dem Geruch von Schweiß und einer Hitze, wo ich echt nicht mehr die Kraft zu hatte. Also genoß ich noch ein wenig die Sommernacht und begab mich später ins Auto um zu schlafen.
Lesungen
Hier muss ich auch mal wieder etwas Kritik üben. An sich hätte ich gerne den Lesungen, sowohl von Oswald Henke, als auch von Christian von Asther, gelauscht, beides großartige Künstler, deren Schriftwerke ich sehr mag. Und daß die Lesungen von Oswald eigentlich richtig lohnenswert sind, das durfte ich ja schon zweimal erfahren.
Auf dem Amphi war das aber eher ein Reinfall. Zum einen war der Ton so leise abgemischt, daß man selbst in relativer Bühnennähe kaum ein Wort verstand, was, zusammen mit der Lautstärke derjenigen Festivalbesucher, die den Lesungen nicht zuhören wollten, es nahezu unmöglich machte, das Ganze zu genießen. Dazu kam, daß ich die Lesungen gerne im Sitzen verfolgt hätte, einfach weil meine Beine schon recht schlapp waren. Der Bühnenvorplatz war aber so dermaßen zugemüllt mit Plastikbechern und Flaschen, daß selbst mir es unangenehm war mich dahin zu pflanzen. Und ich bin wahrlich nicht sonderlich empfindlich was sowas angeht. Unter diesen Umständen hätte man sich die Lesungen im Programm echt sparen können, so nett die Idee auch war, diese Alternative noch anzubieten.
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Frozen Plasma
Kommen wir zum zweiten Tag. Schlafen im Auto ist zwar sicher nicht das Gemütlichste, aber besser als gar nicht. Am Morgen dann noch etwas Stärkung zu teueren Preisen geholt, und schon ging das Programm auch wieder los.
Wem der Name "Frozen Plasma" noch nichts sagt, der dürfte vielleicht zumindest "Namnambulu" kennen. Eigentlich sollte "Namnambulu" auf dem Amphi 2005 spielen, doch damals haben sie sich pünktlich zum Festival kurzfristig wegen bandinterner Differenzen aufgelöst. "Frozen Plasma" ist nun die Nachfolgeband von "Namnambulu", genauer gesagt des Songwriters und Keyboarders Vasi Vallis. Musiklaisch knüpft "Frozen Plasma" auch genau beim Vorgänger an.
Der Auftritt jedenfalls war gelungen, und als Warm-Up für den Sonntag perfekt gewählt. Eine durchschnittliche Live-Performance einer jungen Band, die viel Potential in sich birgt. Im Herbst werden die Jungs "In Strict Confidence" auf ihrer Tour supporten, und ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Bandkombination nicht entgehen zu lassen. ;)
Faun
Faun
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Mhhhh... Faun waren mit Sicherheit die Exoten auf dem diesjährigen Amphi. Ihre exotischen Klänge, die paganistische Bühnengestaltung, die selbst für sogenannte "Mittelalterbands" einzigartig ist, man könnte meinen, diese Band müsste gnadenlos beim Publikum durchfallen zwischen den ganzen Elektro-Acts. Aber wer Faun kennt, der weiß wie die fünf ihr Publikum in den Bann ziehen, mit fast magischen Melodien, einer sympathischen Portion Humor, und einem Bühnenspiel, das die Zusammengehörigkeit dieser Truppe nach außen trägt.
Ich durfte ja bereits im Frühjahr den Auftritt im "Spö" in Mönchengladbach erleben, gefolgt von einem sehr schönen Interview, aber auch vor einem großen Festivalpublikum haben Oliver, Elisabeth, Fiona, Nil und Rüdiger ihre Klasse unter Beweis gestellt. Faun machen Musik aus Liebe zu derselben, und das lassen sie das Publikum immer aufs Neue spüren. Auch wenns ie die meisten Texte selbst nicht verstehen, die sie singen. ;)
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Dope Stars Inc.
Ja nun, nach zwei Bands war wieder Pause angesagt. Daher konnte ich die "Dope Stars" nur aus der Ferne hören. Ich muss aber auch hier sagen, daß ich nicht glaube, etwas für mich persönlich wichtiges verpasst zu haben. Elektrokrach vom feinsten... für Fans sicher toll, für mich eine gute Gelegenheit mich mit Journalistenkollegen, den netten "Lola Angst"-Menschen (ein Begleiter der Band und eine Tänzerin) und den Leuten vom Gothic Aid e.V. auszutauschen.
Fixmer/McCarthy
Siehe "Dope Stars Inc.". Daß ich der Musik von Terence Fixmer nicht allzuviel abgewinnen kann musste ich ja schon in einer entsprechenden Rezension niederschreiben. Wird wohl mal Zeit, daß ich nen Redakteur für Nightshade finde, der diesen Bands mehr abgewinnen kann als ich. ;)
Letzte Instanz
Zu "Letzte Instanz" habe ich mich dann neugierigerweise wieder zur Bühne begeben. Ich muss gestehen, daß ich eigentlich nur sehr wenige Songs von dieser Band kenne, und dieses Defizit wollte ich natürlich ausgleichen. Zumal zumindest in unseren News ja schon einige Meldungen von "Letzte Instanz" erschienen sind. Meine Neugier wurde belohnt, und das nicht zu knapp. "Letzte Instanz" macht kraftvolle, mittelalterlich angehauchte Rockmusik, die unter die Haut geht. Ähnlich der Musik von "In Extremo", schaffen sie es, verzerrte Gitarren mit altertümlichen Instrumenten zu kombinieren, kreieren dabei einen eigenen, unverwechselbaren Stil, der Live das Publikum mitreisst. Für mich hat dieser Auftritt jedenfalls bestätigt, daß ich mich in Zukunft noch mehr mit der "Letzten Instanz" beschäftigen sollte.
Samsas Traum
Den Auftritt von "Samsas Traum" zu genießen war für mich nahezu unumgänglich. Habe ich doch in den letzten Monaten immer mehr Liebe zu dieser Ausnahmeband entwickelt, so habe ich doch auf dem Wgt leider ihren Auftritt verpasst. Die Tatsache, daß sie auf der Parkbühne zwischen für mich uninteressanteren Bands spielte, und das zu einer Zeit wo der Regen über Leipzig nicht gerade zu Open Air bühnen einlud, hat mich damals abgehalten. Aber auch nur, weil ich wußte, "Samsas Traum" würde auch auf dem Amphi auftreten.
Beginnend mit "Es war einmal..." lieferte die Band auch ein Programm, welches die Bezeichnung "Best of" mehr als nur verdiente. Im 40-minütigen Auftritt waren sämtliche Hits enthalten, von "Stromausfall im Herzspital", über "Ein Foetus wie Du" bis hin zu "K.haos-Prinz und Windprinzessin"... Ein Feuerwerk an Powersongs, eine Ode ans Publikum. "Samsas Traum" rissen das Publikum einfach mit. Aber auch der Moment, als Alex voller stolz seine Schwester auf die Bühne holte, war so rührend, daß es an die Nieren ging.
Wer Samsas Traum einmal in voller Länger live erleben will kann dies übrigens zum Beispiel am 08.09. in der Matrix in Bochum tun. Ich jedenfalls werde, wenn nichts dazwischen kommt, dort sein.
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Samsas Traum
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Negative
"Negative" sind mal wieder so eine finnische Goth-Rock-Band die ganz in der Tradition von "Him" oder "The 69 Eyes" steht. Da ich ja bekanntermaßen von diesen Bands nicht so wahnsinnig begeistert bin, habe ich mir auch "Negative" nur aus der Ferne kurz angetan, um dann mit Freunden lieber ein paar ruhige Minuten im Schatten unter einem der riesigen Bäume zu verbringen.
And One
Wie lange kenne und liebe ich die Musik von "And One" jetzt schon? Ungelogen so ca 10-12 Jahre, und in der ganzen Zeit habe ich nie einen Live-Auftritt erleben dürfen. Das hat sich nun auf dem Amphi endlich geändert. Was soll ich sagen? Der Auftritt war genau so, wie man es sich von einer hochklassigen Band dieses Formates versprechen durfte. Das pure Charisma von Sänger Steve Naghavi, gepaart mit Hits "Krieger", "Metalhammer" und "Panzermensch" waren einfach nur ein Erlebnis.
Richtiges Gänsehautfeeling gab es bei mir aber vor allem bei einem Song: "The Walk". Diese Neuinterpretation des "The Cure"-Klassikers war einfach unbeschreiblich. Genau für solche Erlebnisse geht man auf Konzerte...
Schandmaul
Wo wir beim Thema Gänsehaut wären... Den krönenden Abschluss des Festivals durften dann "Schandmaul" geben. Und diese Krone haben sie wahrlich verdient. Ein Sprung des gesamten Publikums, und der Hexenkessel war am Toben. Dabei fegten die Musiker über die Bühne, spielten mit dem Publikum, selbiges sang mit, sang teilweise alleine... Besonders die Zugaben hatten es natürlich in sich. Wer bei "Walpurgisnacht" nicht mitgetanzt hat, wer noch immer den Text von "Dein Anblick" nicht kennt, der hat hier wohl was verpasst. Für mich jedenfalls wird auch in Zukunft "Kein Weg zu weit" sein, um die Spielmannen- und -frauen von "Schandmaul" zu erleben.
Konsummeile und Stände
Die meisten Stände habe ich mir auf dem diesjährigen Amphi-Festival gar nicht erst angeschaut. Zum einen, weil ich nicht so konsumvernarrt bin wie manch anderer, zum anderen weil Speis und Trank das Portemonnaie so sehr geschröpft haben, daß es mir schon wehtat. Die Üblichen Verdächtigen waren natürlich wie immer vertreten, seien es "Emso", der "Erlkönig" oder auch der leicht überdimensionale "X-Tra-X" Stand inmitten des Brunnens. Der einzige Stand an dem ich mich regelmässig eingefunden habe war der des "Gothic Aid e.V." Ich finde es einfach immer wieder lobenswert und erwähnenswert, daß es diese Initiative gibt, und die Leute mal persönlich kennenzulernen war für mich einfach schön. An dieser Stelle also ein ganz besonderer Gruß an Franziska und die anderen. ;)
Wer sich über diesenVerein informieren will kann das auf der Gothic Aid Homepage machen.
Interessant war auch die Tatsache, daß noch viele Plätze frei waren, wo Stände hingepasst hätten. Gerüchteweise war die Standgebühr extrem hoch, vielleicht sollte man da nächstes Jahr auch wieder etwas ändern?
Übernachtung
Hierzu gibts eigentlich nicht viel zu sagen, außer daß Autos numal nicht dazu gemacht sind, darin zu übernachten. Als Ausnahme wars mal drin, aber für nächstes Jahr wäre ein angegliedertes Camping durchaus wünschenswert, also etwas wo man nicht einen öffentlichen Campingplatz in unbestimmter Entfernung zum Festivalgelände aufsuchen muss.
2005 vs 2006
Wenn man nun das Amphi 2005 mit dem 2006 vergleicht, dann muss ich sagen, daß ich weder eine Steigerung, noch einen Rückschritt feststellen konnte. Beide Jahre hatten ihr eigenes Flair, beide Locations ihre Vor- und Nachteile. Das Anbringen einer 2nd Stage war zwar nett gedacht, aber alleine schon, daß man sich da schnell zwischen zwei Bands entscheiden muss finde ich immer etwas nervig. Gelsenkirchen hatte einfach den Vorteil, daß die Bands länger spielen durften (Lärmschutz), da war diese zweite Bühne nicht notwendig. Auch die schönen Sitzränge der Arena dort hatten Vorteile, dafür war in Köln einfach die Überdachung Klasse, die sowohl gegen Regen als auch zuviel Sonne Schutz bot.
Vom Programm her waren beide Jahre absolut überzeugend, sowohl was die Mischung anging, als auch die Headliner. 2006 hatte ein ausgefeilteres Rahmenprogramm, auch wenn die Lesungen echt leider ein Reinfall waren. Dennoch Lobenswert.
Über die Getränkepolitik muss ich mich wohl nicht weiter auslassen, das hatten wir schon.
Lobenswert ist und bleibt die Preispolitik was den Eintritt angeht, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt hier einfach.
Outro
Was bleibt abschließend zu sagen? Bis auf ein paar kleinere Makel war das Amphi-Festival auch 2006 wieder richtig gelungen. Die Fehler lassen sich beheben, und ich weiß daß sie behoben werden da mit "Protain" eine Konzertagentur dahinter steht, die wirklich in der Szene und für eben jene arbeitet, und nicht ausschließlich den das schnelle Geld sieht. In diesem Sinne freue ich mich schon auf das Amphi-Festival 2007, und hoffe wir sehen uns dort alle wieder. ;)
Offizielle Website des Amphi-Festivals
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