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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

NINO SABLE: Zuflucht in der Artsphere

Nino Sable kennen viele insbesondere als Frontmann von aeon sable, weitere Musikprojekte zieren seinen kreativen Weg. Das jüngste ist nach ihm selbst benannt... Und obwohl sein Name oben dran steht, kann man hier nicht vollends von einem "Soloprojekt" sprechen, denn Nino hat dabei tatkrästige Unterstützung von Lars Kappeler (u.a. Sweet Ermengarde) bekommen. Gemeinsam haben die beiden das Album sedate ⊚ seduce geschmiedet und veröffentlicht - über die Umstände, Umsetzung und Hintergründe desselben haben wir ein ausführliches Interview mit den beiden Künstlern geführt. Doch lest selbst:

Otti:
Zunächst mal die klassische Einstiegsfrage: Was zeichnet Nino Sable in Deinen Worten als Musikprojekt besonders aus?

Nino:
Nino Sable repräsentiert die musikalische Weiterentwicklung all dessen, was ich als Künstler seit vielen Jahren mache. Angefangen bei Melanculia in den 90ern, Deied um das Jahr 2000 und Aeon Sable seit 2010 bis hin zum gegenwärtigen Zeitgeist - mit diesem wurde meines Erachtens eine besondere Schaffensphase eingeleitet. Eigene Wege bin ich ja schon immer gegangen, doch nie zuvor habe ich die musikalischen Erfahrungen in einem Projekt so gebündelt, wie es derzeit der Fall ist.
Ich denke, es war höchste Zeit, mein kreatives Schaffen unter einem Dach zu vereinen.

Nino Sable: sedate ⊚ seduce
"Die Welt da draußen war schon in vorpandemischen Zeiten nicht immer besonders nett zu mir gewesen. Jetzt war es die Hölle."

Otti:
Das erste Album sedate ⊚ seduce ist im Schatten der Pandemie entstanden. Was genau hat den Ausschlag für dich gegeben, unter den gegebenen Umständen ein neues Musikprojekt zu formen?

Nino:
Das Ganze war nicht wirklich geplant. Jetzt ist es sehr spannend, mit anzusehen, wohin die Reise geht. Als die Pandemie in den Vordergrund trat, brauchte ich dringend eine Möglichkeit, das Erlebte zu katalysieren, und die vorherrschende, gesellschaftliche Stimmung hat mich zunehmend dazu motiviert, etwas völlig Eigenes zu erschaffen. Also schrieb ich Musik. Jeden Tag. Allein.
Zunehmend verlor ich mich in der Artsphere, die sich mir sperrangelweit geöffnet hatte. Irgendwann hatte ich einige Tracks in meinem Heimstudio arrangiert und wusste nicht so recht, wie ich diese denn nun veröffentlichen könnte. An dieser Stelle kam mein langjähriger Weggefährte Lars Kappeler (Sweet Ermengarde / OBB) ins Spiel. Lars war immer jemand gewesen, der niemals still stand - ebenso wie ich. Fiel er einmal hin, dann raffte er sich sofort wieder auf, um anschließend noch weiter nach vorne zu gehen. Ich suchte jemanden, der anstelle von Hindernissen die vielfältigen Chancen sieht.
Ich fragte ihn, ob er Lust habe, meine Tracks abzumischen und darüber hinaus dem vorliegenden Material einen einzigartigen Pinselstrich zu verleihen. Daraufhin erzählte mir Lars davon, dass er ein Fernstudium als Tontechniker absolviert habe und überaus gern miteinsteigen würde.

Otti:
Die immer wiederkehrenden Kontaktbeschränkungen haben die Zusammenarbeit sicherlich nicht erleichtert. Wie ging diese vonstatten und welche technischen Möglichkeiten habt Ihr dafür genutzt?

Nino:
Fähigkeiten, die uns beide auszeichnen, sind zweifelsohne die Flexibilität und ein dynamisches "Machenwollen!". Beide entstammen wir jener Generation, die das Internet mit aufgebaut hat. Demnach war es uns ein Leichtes, unsere Heimatstädte Bochum und Essen über eine digitale Pipeline (dropbox/wetransfer/whatsapp/...) zu verbinden, über die wir weitestgehend "normal" zusammenarbeiten konnten.
Da wir beide im Vorfeld recht akzeptable Heimstudiobedingungen geschaffen hatten, war es auch nicht nötig, sich physisch zu treffen. Während der gesamten Produktionszeit haben wir uns vermutlich höchstens drei Mal gesehen.

Otti:
Wie der Name erahnen lässt, ist Nino sicherlich Hauptverantwortlicher bei der ganzen Geschichte. Welchen Einfluss hatte Lars dabei? Wie darf man sich Eure Kollaboration vorstellen?

Nino:
Die Zusammenarbeit war im Grunde recht easy. Zuerst habe ich die Tracks in meinem Heimstudio zurechtgebaut und direkt an Lars weitergeleitet. Er hatte mein OK erhalten, die Tracks nach bestem Wissen und Gewissen aus- und umzuarbeiten: Instrumente auszutauschen oder einfach etwas hinzuzufügen... Die absolute, kreative Freiheit, sozusagen.

Lars:
Das war sehr unterschiedlich. Es gab Tracks an denen ich praktisch nichts geändert habe und nur noch einmal den Mix verfeinert habe. Das waren dann in erster Linie die Synth-Songs wie Hydra oder Driven By The Night. Und bei anderen habe ich keinen Stein auf dem anderen gelassen und die komplett überarbeitet, wie Church Of No Belief oder Obey. Das Interessante war, dass es keine Vorgaben gab, in welchem stilistischen Rahmen es sich befinden sollte. Ich habe mir die Demos angehört und hatte dann eine Vision zu dem Song, die ich dann einfach umgesetzt habe.

Otti:
Bei zwei so begnadeten Musikern (ohne schleimen zu wollen) hat sicherlich jeder seine eigenen Ideen und Vorstellungen. Gab es auch mal Reibereien, oder lief alles harmonisch ab?

Nino:
Nun, wir mögen vielleicht begnadet sein, aber auch wir haben mit der Zeit ziemlich viel dazugelernt. Nie ging es während unserer Zusammenarbeit darum, sich individuell hervorzuheben. Opus ist, der Artsphere gut zuzuhören - und dann das Empfundene bestmöglich umzusetzen. Reibereien gab es meines Wissens keine. Wir verfolgten das gleiche Ziel: Die beste Version eines Soundtracks unserer Zeit zu kreieren.

Otti:
Die Texte stammen alle aus Ninos Feder, nicht wahr? Was waren die Themen, welche Dich in der Entstehungszeit am meisten bewegt haben?

Nino:
Bis auf Taraxon ist das auch weitestgehend richtig. Taraxon hat meine Freundin Diane Wang von La Scaltra beigesteuert.
Ausschlaggebend waren zweifelsohne meine wunderschönen Ausflüge in die Artsphere, überschattet von allgemeiner gesellschaftlicher Inkompetenz im Umgang mit Typen wie mir. Während der Pandemie klebten, metaphorisch gesprochen, überall Zettel. Auf diesen stand: "Hier darfst du nicht!". Die Welt da draußen war schon in vorpandemischen Zeiten nicht immer besonders nett zu mir gewesen. Jetzt war es die Hölle.
Während der Entstehungsphase von sedate ⊚ seduce übte ich einen Job im Niedriglohnsektor aus. Wenn ich abends, gefrustet und geladen vom Alltagsscheiß, nach Hause kam, schmiss ich oftmals noch in Arbeitskleidung meinen PC an und werkelte wie ein Verrückter drauf los. Denn ich musste raus, raus aus dieser verfickten Welt. Schließlich blieb nur noch die Artsphere, in der ich immer ein willkommener Player war, der endlich alles "durfte". Meine Stiefel zog ich dann oft erst weit nach Mitternacht aus, ohne den kommenden Morgen wirklich erleben zu wollen.

Otti:
Ich bin kein Freund davon, in Interviews einen Song nach dem anderen ins Detail zu zerlegen. Da Script Of Devotion hier im Haushalt aber ganz schnell nochmal zu einem der absoluten Favoriten unter ganz vielen starken Nummern geworden ist, nehmen wir diesen als Beispiel: Wie und mit welchen Inspirationen ist dieses Stück entstanden?

Nino:
Script Of Devotion ist zweifelsohne ein wunderbares Paradebeispiel für die in sedate ⊚ seduce innewohnende Diversität. Es freut mich zu hören, dass der Track scheinbar auch in anderen Wohnzimmern läuft. Zu der Zeit, während derer ich den Song schrieb, war ich von King Dude sehr angetan. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich zwischen den Abgründen eines düsteren Elvis und den Fabelwelten eines Nick Cave, während mir der vor kurzem erst untergegangene Melanculia-Spirit noch immer Rückenwind gab und mich begleitete.

Otti:
Ab welchem Punkt war klar, das Material hier muss als Album auf die Menschheit losgelassen werden?

Nino:
Der Wunsch nach einem Album und CD-Release wurde definitiv aus den Reihen der Follower und Supporter an uns herangetragen. Rückblickend muss ich gestehen, dass all die Tracks, die ich im Laufe des Jahres 2021 digital und jeweils einzeln veröffentlicht hatte, gebündelt zu sedate ⊚ seduce noch weitaus interessanter klingen. Meiner persönlichen Ansicht nach wäre jedoch ein haptischer Datenträger in unserem heutigen Zeitalter nicht mehr wirklich nötig gewesen (ökologischer Fußabdruck und Nachhaltigkeitsthematik).

Otti:
Was auffällt, ist die sehr breite, musikalische Range auf sedate ⊚ seduce. Womit ist diese zu erklären?

Nino:
Ich mache ja nun schon seit einigen Jahren Musik, und im Laufe dieser Zeit begibt man sich stets auf neue Pfade - wenn auch nur für kurze Zeit. Den vielen unterschiedlichen Pfaden kann man innerhalb der eigenen, gegenwärtigen Kunstfigur nur selten folgen. Oft landet man doch in einer gewissen Schublade - ob man will oder nicht.
Nino Sable bedeutet die ganz große Freiheit. Hier darf ich. Egal ob es mal ein Synthwave-, Dark Pop- oder ein Indie-Track ist.

Otti:
Ich persönlich liebe es ja und finde das Ergebnis wunderbar, aber hattet Ihr keine Sorge, dass diese Heterogenität Teilen des Publikums zu komplex sein könnte?

Nino:
Zu keiner Zeit hatten wir Bedenken dieser Art. Über die Radioshow waren wir in der Schaffensphase nahezu permanent mit unseren Fans verbunden und bekamen stets signalisiert, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

Otti:
Wie schwierig ist es eigentlich, im digitalen Download-Zeitalter noch Energie fürs Artwork aufzubringen?

Nino:
Das ist für mich überhaupt kein Problem. Ich arbeite sehr gerne mit Adobe, und für die Musik ist der Aufwand grundsätzlich immer gerechtfertigt. Zusätzlich gibt es so viele Ansatzpunkte, durch deren Nutzung man die geschaffene Kunst aufwerten kann. Artwork betrachte ich weiterhin als elementar. Teilweise war es während der Entstehungsphase sogar Dreh- und Angelpunkt der einzelnen Veröffentlichungen, denn wann immer wir einen Track fertiggestellt hatten, fragten wir im Freundeskreis, ob jemand ein Artwork beisteuern möchte. Dies hat dazu geführt, dass die Einzelartworks zu den Tracks Church Of No Belief, Ultima Estacion, Chaos, Allordieside und Script Of Devotion aus dem unmittelbaren Umfeld stammen.
(Die Einzelartworks findet man auf ninosable.bandcamp.com, in den Details der einzelnen Tracks.)

Otti:
Das eine oder andere Stück wurde auch im Vorfeld schon mit coolen Videos versehen, dabei arbeitet Ihr meist mit einfachen, aber sehr effektiven Mitteln. Welcher der Clips liegt Dir/Euch besonders am Herzen, und wieso?

Nino:
Eines meiner Lieblingsvideos ist das, welches Lapis Exilis mit mir zu The Ahhh gedreht hat.
Auch wenn der Track im Allgemeinranking nicht so viel Zuspruch gefunden hat, so er doch die Geburtsstunde von Nino Sable. Mein erster eigener Track. Der Befreiungsschlag. Nachdem der Track fertig war, fragte ich Lapis, ob er ein Video dazu drehen könne. Zu dem Zeitpunkt war gerade die Seuche ausgebrochen. Auf einmal musste man Maske tragen und durfte sich nicht mehr treffen. Lapis war diesbezüglich jedoch sehr unkompliziert. Bei Kodi kauften wir eine Lupe für 1,99 Euro, stellten Licht und Kamera in seiner Wohnung ein und nahmen das ganze Material auf. Das Cutting + Editing, das ich im Anschluss übernehmen musste, war allerdings der reinste Krampf.

Otti:
Ihr wart und seid beide in unterschiedlichen Bands aktiv. Welche Erfahrungen aus bisherigen Aktivitäten haben Euch bei Nino Sable besonders geholfen?

Nino:
Alle! Aber konkret ist es natürlich schon von Vorteil, wenn man bereits ein Netzwerk aus vertrauensvollen Partnern hat. Wenn man schon so lange wie wir in der Musiklandschaft unterwegs ist, dann kennt man immer jemanden, der Bock hat, mitzumischen. Musiker oder Leute, die ein Video machen und CDs herstellen können oder bei Labels, Presse & Co arbeiten.
Das hat für uns sicherlich vieles sehr vereinfacht.

Otti:
Konzerte sind geplant. Was sind die größten Herausforderungen für Euch, um das ganze Konzept würdig auf die Bühne zu bringen?

Nino:
Das Szepter muss ich an Lars weiterreichen.

Lars:
Ein großes Problem dürfte wohl zeitlicher Natur sein, da wir ja alle in mehreren Bands spielen. Aber ich wollte ja auch gerne mit verschiedenen Leuten zusammenarbeiten, die ich im Laufe meines Musikerlebens kennengelernt habe.
Die allererste Frage war aber, wie wir die Songs live überhaupt umsetzen und welches Instrument ich spiele. Die Songs wurden ja nicht im Bandkontext geschrieben und nicht unbedingt darauf ausgelegt, dass sie live gespielt werden können. Setzen wir die nun 1:1 um, oder interpretieren die für die Bühne komplett neu? Letztendlich sind wir aber nah an der Aufnahme geblieben.
Da Bass mein Hauptinstrument ist, wäre ich gerne dabei geblieben. Aber auch wenn die Gitarre insgesamt etwas weniger zu tun hat als der Bass, sind die Sounds recht schwierig zu rekonstruieren, da ich sehr viel mit Effekten arbeite und ein entsprechend großes Pedalboard habe. Da ich außerdem noch Backing Vocals übernehme und mir singen beim Gitarre spielen leichter fällt, habe ich mich dann für die Gitarre entschieden.

Otti:
Wenn Ihr nun auf die Arbeiten an sedate ⊚ seduce zurückblickt. Was habt Ihr in dieser Zeit über euch selbst gelernt?

Lars:
Wenn das Leben einem Zitronen gibt, braucht man verdammt nochmal auch ein bisschen Zucker um daraus Limonade machen zu können.

Otti:
Was sind eure langfristigen Pläne mit dem Projekt?

Nino:
Seinen Namen kann man ja schlecht ablegen. Ich denke mal, dass es weitergeht. Immer weiter.
zeitgeist|artsphere

Otti:
Und wenn Ihr Euch nun einen der Songs ins Mainstream-Radio wünschen könntet: Welcher wäre es, und warum gerade dieser?

Nino:
Ich finde, dass es eine sehr herausfordernde Aufgabe ist, aus einem Collier diese einzelne, bestimmte Perle für die Nachtdeko auszuwählen. Das gewünschte Potential hätte vielleicht Ultima Estacion, wobei dieser eine Track allein natürlich nicht repräsentativ für das gesamte Album ist.

Art des Interviews: Email
09/30/22 by Otti
NINO SABLE in unserer Band- und Künstlerdatenbank

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