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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

TREAT: Wir fangen nach „The Endgame“ wieder neu an.

Die schwedische Band TREAT gehört seit fast vierzig Jahren zu den konstantesten Truppen im Hard Rock Bereich. Sie hat ihre eigene Nische gefunden und überzeugt mit fantastischen Melodien, fetten Gitarrenparts und unglaublich gutem Gesang. Sänger Robert Ernlund, Gitarrist Anders Wikström, Schlagzeuger Jamie Borger, Bassist Nalle Pählsson und Keyboarder/Gitarrist Patrick Appelgren nahmen sich für den neusten Streich The Endgame viel Zeit. Zumindest hat der Fünfer erneut ein Album abgeliefert, das zu einem weiteren Klassiker werden kann. Anders Wikström nahm sich Zeit und ließ Aktuelles und Vergangenes zum Thema werden.

Gisela:
Mit deiner letzten Platte Tunguska 2018 landete ihr in Schweden Platz 1. War das eine Überraschung für euch?

Anders:
Das war wirklich eine Überraschung für uns, denn wir veröffentlichten das Album zu einer Zeit wo so viele namhafte Künstler auch ihr Album auf den Mark brachten. Man kann das nie vorhersagen wann der beste Zeitpunkt ist und als das Album im September herauskam waren wir nicht sicher was passiert, deswegen auch die Überraschung. Wir hatten einige Chartplatzierungen in Schweden, aber es war das erste Mal Platz 1.

Treat
"Photo By Anders Fastader"

Gisela:
Ihr seid ja nach dem Album durch die Pandemie ausgebremst worden. Wie habt ihr diese Zeit überstanden?

Anders:
Wir haben das gleiche gemacht wie alle anderen Bands auch und wir hatten auch einen Plan, den wir schon nach absolvierter Tour Ende 2019 gemacht hatten. Wir haben dann nach dem richtigen Zeitplan gesucht und uns auch keinen Stress auferlegt. Im Sommer habe ich angefangen Songs zu schreiben. Wir haben dann auch mit unserer Plattenfirma gesprochen und ihnen erklärt, dass wir das alles ein wenig langsamer angehen, denn wir wussten ja nicht wie lange das alles dauern würde. So kam es auch dazu das ich viele Songs geschrieben habe und das Album wäre dann viel länger geworden. Es gab eine Menge starker Songs, aber am Ende bekamen sie keinen Abdruck auf dem Album, aber wir können sie immer noch benutzen. Der Aufnahmeprozess zog sich vom Herbst 2020 bis in den Frühling 2021. Im letzten Oktober wurde dann das Mixing und Mastering fertig gestellt. Es hat sich in dieser Zeit jede Band in ihrer Blase befunden und haben das Beste aus der ganzen Zeit gemacht.

Gisela:
Die Platte hat vom Songwriting her einen wirklich modernen Touch, stimmst du dem zu?

Anders:
Das ist richtig, denn in den ganzen Jahren habe ich viele Songs auch für andere Bands geschrieben. Für uns war es wichtig, dass wir die eigenen Trademarks auf ein neues und modernes Level produktionstechnisch zu bringen. Ich habe ja auch in der Vergangenheit mit unterschiedlichen Bands zusammengearbeitet und man bekommt dann einen ganz anderen Blick auf die Musik. Auch die Technik in den Studios hat sich so verändert das man dies auch anwenden sollte. Obwohl wir eigentlich immer noch so arbeiten wie wir es früher gemacht haben. Alles sind im Studio und so klingt der Sound wesentlich moderner, als würden wir kilometerweit entfernt wohnen und alles über Internet absolvieren müssen. Das ist nicht unsere Arbeitsweise, denn wir sind eine Band und alles wird zusammen von der Band erledigt.

Gisela:
Du sprachst gerade von anderen Bands wo du mit zusammengearbeitet hast und ich kann mich noch daran erinnern, dass du 1994 bei MENTAL HIPPIE BLOOD mitgewirkt hast.

Anders:
Richtig ich war in ihr zweites Album involviert und absolvierte auch die Touren für das erste und das zweite Album. Ich weiß gar nicht ob es die Band noch gibt, aber ich mit der Band nichts mehr zu tun. Ich habe aber in den zwei Jahren sehr viele Erfahrungen sammeln können, die mir auch weitergeholfen haben. Für mich ist aber TREAT immer noch meine Band, mein Baby, denn es gibt die Band ja nun schon fast 40 Jahre. Wir haben die Band auch nie aufgelöst, aber wir haben aufgehört zu spielen und Songs zu schreiben.

Gisela:
1993 war ja auch eine harte Zeit für Rockbands, denn unter der Grungewelle haben ja sehr viele Bands des Melodic-Hardrock und Melodic-Metal gelitten, denn sie bekamen einfach keinen Fuß mehr auf den Boden. Sie waren einfach Old-fashioned.

Anders:
Richtig und es war besser für uns alles ein wenig ruhen zu lassen und es ist ja auch den großen Bands wie z.B. IRON MAIDEN passiert, dass sie unter Verlusten gelitten haben. Für uns als kleinere Band war das sehr schwierig gewesen, denn wir hatten nicht das Standing wie die großen Bands. Lustig ist auch heute sehe ich viele junge Menschen bei unseren Konzerten und das ist toll. Viele Bands aus der Grungewelle gibt es heute ja nicht mehr und ganz ehrlich alles ändert sich und die 90iger Jahre sind ja nun auch schon lange vorbei.

Gisela:
Mir ist das auch schon positiv aufgefallen, das Jüngere wieder auf Hardrock-Konzerte gehen. Ich denke sie haben die Musik zu Hause bei ihren Eltern gehört und sie mögen es.

Anders:
Das sehe ich genauso und ich denke, dass die Verbindung zwischen Eltern und Kindern wesentlich enger ist als es damals war und das ist gut.

Gisela:
Der Titel des Albums The Endgame kann ja schon mal für Spekulationen sorgen und ich hoffe und denke das dies nicht euer letztes Album ist.

Anders:
Viele haben mich das gefragt, aber ich sehe es nicht als ein Statement der Band, sondern eher als eins des Albums. Es ist eine Wendung in der Denkweise von uns. Wenn du dir das Albumcover ansiehst kann es auch ein Anfang sein. Wenn man darüber nachdenkt was das Härteste im Leben ist, dann steht die Geburt an erster Stelle, gefolgt von den ganzen Kämpfen die man ausfechten muss, aber keiner denkt daran. Es ist eigentlich ein Wortspiel und wir haben alle unsere Kämpfe gefochten. Dann kommt man wieder zu der Wendung der Denkweise denn wir fangen nach diesem Endgame wieder neu an. Ich habe auch meine Meinung über alles was im Moment in der Welt passiert, aber wir sprechen das nicht so an in unseren Songs. Ich lasse lieber alles offen, sodass jeder seine eigene Interpretation einfügen kann.

Gisela:
Für mich ist der Titel des Liedes Jesus From Hollywood ziemlich lustig und ich mag diesen Song. Steckt dahinter eine wahre Geschichte oder ist es eine fiktive?

Anders:
Das ist eine wahre Story. Ich habe sehr oft in Amerika als Songschreiber und Produzent in Amerika gearbeitet. Er ist in Hollywood herumgerannt in einer Kleidung wie Jesus und er hat den Menschen auch noch geholfen. Ich weiß nicht ob er ein Obdachloser oder Schauspieler war. Ich habe ihn des Öfteren gesehen, aber leider ist er 2017 gestorben. Das tragische daran ist, niemand kannte ihn und er hätte es verdient, dass man einen Film über ihn zu drehen. Er hat den Menschen geholfen und das Uneigennützig. Ich entschied mich dann dazu wenigstens einen Song über ihn zu schreiben. Die Texte handeln zwar nicht über ihn denn ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber solche Aktionen, dass ein Mensch anderen hilft muss einfach gewürdigt werden.

Gisela:
Der Songtitel hätte sich wirklich gut als Filmtitel gemacht und es ist gut, dass ihr wenigstens ihn in Form eines Songs würdigt. Kommen wir aber wieder zurück zu euch. Was hat sich eurer Meinung nach gegenüber den Vorgängerwerken bis zum heutigen Album The Endgame produktionstechnisch oder ähnliches verändert?

Anders:
Zuerst unser alter Bassist Nalle Påhlsson ist wieder zu uns zurückgekehrt. Er war ja von 2006–2012 schon mal in der Band. Zum Aufnehmen kann ich sagen, dass ich auch sehr viel Wert auf die Stärken der Band gelegt habe. Das heißt auch, dass der Sound des älteren Materials sehr wichtig ist, aber eben mit der Technik von heute. Das Album ist ein Album, bei dem einfach alles stimmte, denn wir arbeiteten immer zusammen. Wir spielten die Songs in unserem Proberaum und sind dann direkt ins Studio gegangen um dieses Gefühl mit in die Songs beim Aufnahmeprozess mit einfließen zu lassen. Ich denke, dass hört man auch den Songs an. Das ist eigentlich der alte Weg wie man Songs aufnimmt.

Gisela:
Das sehe ich genauso, denn wenn man Songs in dieser Form aufnimmt, haben sie viel mehr Power und diesbezüglich stimme ich dir zu.

Anders:
Mit der Technik von heute kann man sehr viel machen, aber das ist nicht TREAT, denn wir stehen für ehrlichen und handgemachten Rock. Ich bin froh das The Endgame ein organisches Album geworden ist.

Gisela:
Ich finde es gut, wenn man nach fast 40 Jahren als Band solche ein tolles Album veröffentlicht, denn im nächsten Jahr feiert ihr ja euer 40-jähriges Bühnenjubiläum

Anders:
(lacht) Ist das wirklich schon so lange her. Ich kann mich noch genau daran erinnern als wir unser 30-jähriges Jubiläum feierten, denn das war schon eine Zahl, die mich auch ein wenig an unser Alter erinnern ließ, aber jetzt das 40-jährige ist schon hart, aber ich bin stolz darauf. Viele sagen ja das wir uns 1993 getrennt haben, aber wir haben die Band nie aufgelöst, denn zur damaligen Zeit hatten wir einfach keine Chance voranzukommen. So lange wir jetzt gute Alben abliefern macht es uns zu einer relevanten Band. Wir lieben es auch nach gutem Platten auf Tour zu gehen und die Songs den Fans zu präsentieren.

Gisela:
Wichtig ist das die Band zufrieden und glücklich mit dem Album ist.

Anders:
Wir sind sehr glücklich mit dem Album und das motiviert demzufolge auch eine Band. Das ist der beste Weg, eine motivierte Band die immer wieder gute Songs schreibt und natürlich auch aufnimmt. Wir lieben das was wir machen und solange das so ist werden wir auch weitermachen. Auch wenn die Fans jetzt sagen würden, das Album ist schlecht, ich und die Band wir würden es trotzdem lieben, denn ich weiß wir haben unser Bestes gegeben und ganz wichtig ist, wir vergleichen nicht das aktuelle Album mit den älteren. Deswegen würde ich jetzt auch nicht sagen, dass es unser bestes ist. Wir haben so viele Songs, die wir alle live spielen können und das ist ein Privileg.

Gisela:
Das war jetzt auch eine Sache worüber ich nachgedacht habe und ich denke es ist nicht einfach eine Setlist für ein Konzert auszuwählen bei den ganzen Songs die ihr habt.

Anders:
Es ist sehr schwierig. Bevor wir ein Konzert spielen, oder auf Tour gehen treffen wir uns im Proberaum. Dann spielen wir ein paar Songs für eine Setliste dann sagt einer können wir nicht einen anderen Song nehmen. Dan ändern wir Songs und wieder geht es von vorne los. Dann kommt einer mit einem Song den wir schon lange nicht mehr gespielt haben, dann sage ich das wir es versuchen mit dem Song. Irgendwie schaffen wir es dann doch. Ich möchte natürlich auch neue Songs präsentieren, aber das muss in einer guten Mischung zu den anderen Songs stehen. Das ist das Problem, wenn du als Band den Luxus hast so viele Songs zur Verfügung zu haben. Es ist immer eine große Diskussion bei uns, aber eine gute. Wir müssen uns auch jetzt etwas einfallen lassen für unsere Jubiläums-Tour im nächsten Jahr, denn wir wollen wirklich was Spezielles den Fans bieten.

Gisela:
Das heißt ihr kommt im nächsten Jahr auf Tour in Europa?

Anders:
Wir werden definitiv im nächsten Jahr auf Tour gehen. Im Moment werden wir es nicht wagen, denn nach der ganzen Zeit wo alle Konzerte ausgefallen ist, will jeder auf Tour gehen. Das macht keinen Sinn, denn durch all diese Krisen wie Pandemie und jetzt der Krieg in der Ukraine, haben die Fans weniger Geld in ihrer Geldbörse. Wir werden zwar einige Shows und Festivals hier in Schweden spielen, aber eine Tour wird erst für das nächste Jahr geplant.

Gisela:
Ich habe noch eine letzte Frage für dich. Ihr habt ja in eurer Karriere so viele Konzerthighlights gehabt, darunter auch das Monsters of Rock 1988, einen Opener-Slot in Schweden 1986 für QUEEN und ihr habt W.A.S.P. während ihrer ersten Tournee durch Schweden begleitet. Wie war das damals für euch als junge Band?

Anders:
Die Tour mit W.A.S.P. war 1984 und sie hatten gerade ihr erstes Album veröffentlicht und wir unsere erste Single. Diese Tour beinhaltete eine sehr große Pressekampagne und es war schon unglaublich. Es gab sogar TV-Shows von diesen Konzerten und es war sehr gut für uns als Newcomerband. In diesem Jahr haben wir noch einige Support-Shows gespielt und wir haben sehr viel daraus gelernt.
Das QUEEN Konzert fand in einem Stadion in Stockholm statt und es war die letzte Show von QUEEN mit Freddie Mercury, was wir damals nicht wussten. Das wir dort spielen konnten kam überraschend, denn für den gleichen Tag hatten wir noch ein Konzert im Norden von Schweden gebucht. So stellten wir 2 Crews zusammen und auch das Bühnen-Outfit musste doppelt sein. Wir konnten nicht abbauen und beim anderen Konzert aufbauen, dafür war die Zeit nicht vorhanden. Leider konnten wir die Show von QUEEN nicht sehen und am nächsten Morgen habe ich mich nur gefragt was ich gestern gemacht habe – 2 Shows an einem Tag. Ich habe auch ein großes Bild von der Bühne und wenn man sonst immer in Klubs spielt sind die Ausmaße einer solchen Bühne unglaublich. Ich habe es sogar eingerahmt auch aufgehängt.
Das Monsters Of Rock war auch fantastisch und wenn man denn die T-Shirts sah mit u.a. KISS und unser Bandname war auch dabei, war es wie ein Traum. Aber genau diese Show hat sehr viele für uns verändert, denn wir konnten eine Fanbase aufbauen und wir bekamen so viele positive Feedbacks aus Deutschland und das hat uns einen großen Push gegeben.

Danke Anders für das beantworten der Fragen und ich wünsche euch alles Gute für die nächste Zeit und man sieht sich 2023.

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Art des Interviews: Videocall
05/16/22 by Gisela
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