Und weiter geht es mit Bands, die man ewig kennt, aber mit denen man sich bisher deutlich zu wenig beschäftigen konnte. Hocico gehören zu den größere Acts der schwarzen Szene und sind mir auf Festivals häufiger über den Weg (und vor die Linse) gelaufen, waren auch als DJ in den entsprechenden Clubs immer mal eine Option, aber in meinem privaten Musikkosmos haben die Mexikaner fast keine Rolle gespielt. Liegt allerdings nicht zuletzt daran, dass ich mit Harsh Electro und neumodischerem Industrial lange Zeit eher wenig anfangen konnte. So ändern sich die Zeiten.
Jetzt ist mir das neue Hocico-Album HyperViolent untergekommen, und was soll ich sagen? Wo ich früher schreiend und fluchend weggelaufen wäre, erfreue ich mich heute an dem Gehörten. Ich kann nun natürlich überhaupt nichts zur stilistischen Entwicklung des Duos sagen, auch bin ich eben im Genre zu wenig verwurzelt, um qualitative Wertungen vorzunehmen. Also bleibe ich bei meinem Empfinden und bringe Euch dieses näher.
Selbiges ist schlichtweg positiv, sogar angenehm überrascht. Von Konzerten ist man eher die krachigeren Hocico-Tracks gewohnt, die ordentlich nach vorne gehen, aber in zu großer Fülle auch anstrengend werden können. Auf HyperViolent finden sich indes auch viele düstere, ruhige Momente, wie das unheimlich(e) sphärische El Jardin de Las Locuras, bei dem man echt Gänsehaut bekommt. Aber auch an wütenden Industrie-Smashern fehlt es natürlich nicht - Acts Of Aggression, oder auch die coole Vorab-Single Backstabbers, sind jene tanzbaren Hammer, die man von der Band kennt und (bei entsprechendem Geschmack) liebt. Richtig fett ist auch N.W.O.... Aber hey, da erkennt der geneigte Fan ein Cover der Industrial-Urgesteine Ministry, und die liebe ich ja seit einigen Jahren. ;)
Es ist schon lustig, dass man in der "eigenen" Subkultur so viele Bands findet, mit denen man sich nie ausreichend befasst hat - und das trotz des Lebens als Kulturjournalist. Die Musikwelt ist einfach zu riesig, während die eigene Blase - selbst bei aufgeschlossenen Hörern - dagegen meist überschaubar ist. Dass ich mich gerade so sehr an HyperViolent erfreue zeigt, dass man selbige einfach immer wieder verlassen sollte!
Trackliste
01. When The Trumpets Of Hate Blow
02. Broken Empires
03. Acts of Aggression
04. Un Sepulcro Sin Cadaver
05. What Are Nightmares Made Of?
06. Hacked Society
07. El Jardin de Las Locuras
08. Backstabbers
09. Lost World
10. Black Reflection
11. N.W.O.
12. Crown of Knives
13. Peccata Mundi
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Veröffentlichung: 15.04.2022
Stil: Harsh Electro/Industrial
Label: Out Of Line
Website: hocico.com
Facebook: facebook.com/hocicoofficial
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