Es gab Zeiten, da waren sich Punks und Metaller nicht unbedingt grün. "Früher" war nämlich längst nicht alles besser, denn man war manchmal regelrecht gezwungen, sich zu einer einzelnen Jugend-Subkultur zu bekennen, um anerkannt zu werden und ggf sogar eine Tracht Prügel zu vermeiden. Zum Glück hat sich das Schubladendenken an vielen Stellen verabschiedet oder zumindest soweit aufgeweicht, dass neue Spannungsfelder entstehen konnten. So auch bei den Dorks - die Truppe um Frontfrau Lizal Dork greift sich aus den Genres Metal und Punk das heraus, was den Mitgliedern gefällt, und kreiert daraus einen ganz eigenen Sound.
Nun ist die neue Platte Die Maschine von morgen endlich erschienen, zu der ich mit Lizal und Basser Mark von Elend jüngst auch ein Interview geführt habe. Auf dieser setzen Die Dorks den selbstgewählten Weg konsequent fort, wobei (nach meinem subjektiven Empfinden) der metallische Anteil erhöht wurde, nicht zuletzt um Lizals markante Stimme noch besser in Szene zu setzen. Die Dame hat nämlich nicht nur Power, sondern auch Range und Stimmvariationen, und all das setzt sie formidabel ein. Wobei das zumindest für manche Hörer auch ein Manko sein könnte - straight-punkige Pogomomente sind auf Die Maschine von morgen vergleichsweise rar.
Wenn man sich daran hingegen nicht stört und den komplexen Sound der "Dorks 2.0" mag, birgt die LP eine wahre fülle hochkarätiger Smasher, die den Hörer mitreißen und in Bewegung versetzen - körperlich wie seelisch. Denn neben harten Rock- und Metalklängen zeichnet Die Dorks auch ihre Lyrik aus, die mal poetisch, mal sehr direkt Missstände anprangert und auf menschliches Fehlverhalten hinweist. So greift Der Aufmarsch der lebenden Toten die verbreitete Lethargie in der Gesallschaft auf, der Exzess der Nichtigkeit rechnet mit dem TV-Programm der heutigen Zeit ab, und bei Der Mensch ist ein Schwein spricht der Titel schon für sich.
Aber nicht nur kritisch gibt sich die Band, auch philosophische Gedanken und Vorstellungen finden ihren Platz, wie insbesondere Aus demselben Sternenstaub beweist. Jobcenter wiederum kommt recht ironisch-humorvoll daher, wobei Lizal hier zudem mit dem legendären Gerre von Tankard duettiert.
Bleibt festzuhalten, dass Die Maschine von morgen genau das bietet, was man sich nach der Entwicklung der Dorks von selbigen erwünscht und erhofft hat, inklusive einiger neuer Impulse durch die jüngsten Umbesetzungen innerhalb der Band. Wer zu sehr in den eingangs beschriebenen Klischees und Schubladen verfangen ist, wird mit dem Album wenig anfangen können, aber alle freigeistigen Rock-, Punk- und Metalfans werden hier bestens bedient.
Trackliste
01. 010110
02. Die Maschine von morgen
03. Der Aufmarsch der lebenden Toten
04. Freaks ohne Namen
05. Exzess der Nichtigkeit
06. Ob ich morgen noch so bin
07. Die Last auf ihren Schultern
08. Die Zeit
09. Am Tag des Wochenendrebellen
10. Der Mensch ist ein Schwein
11. Jobcenter (feat. Gerre)
12. Aus demselben Sternenstaub
13. Der imaginäre Widerstand
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Veröffentlichung: 30.04.2021
Stil: Punk/Metal
Label: Coretex Records
Website: diedorks.de
Facebook: www.facebook.com/DieDorksPunk/
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