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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

NACHTSCHATTEN: Dreck, Schweiß und kompromisslose Riffs

Als ich die Chance bekam, für eine Story in der kommenden Legacy Ausgabe #124 ein Interview mit einer Band namens Nachtschatten zu führen, musste ich natürlich zuschlagen! Die Band entpuppte sich als eine symphatische und humorvolle Truppe Melodic Death Metaller aus Karlsruhe, die am 06.03.2020 nach langer Pause mit der EP Leuchtfeuer endlich ein Follow Up zu ihrem 2015er Debütalbum Prolog veröffentlichen. Im Folgenden könnt ihr all jene Teile des Interviews lesen, welche es aus Platzgründen nicht in die Legacy-Story geschafft haben - viel Freude damit!

Otti:
Die Frage ist normalerweise ein "No Go", aber in diesem Fall muss ich einfach: Wie kamt Ihr auf den Bandnamen und was bedeutet er für Euch?

Matze:
Wir haben uns online kennengelernt. Eigentlich war’s eine Swingerseite, aber weil wir im echten Leben nicht wirklich gut teilen können, haben wir dann doch lieber eine Band gegründet. Und wie das halt so ist, man sucht nach einem Namen und dann...
Nacht... Chat...
Nachts chatten...
Nachtschatten...

Dani:
Ursprünglich war eine All-Girl Band geplant, aber als wir uns dann in echt getroffen haben waren’s alles Typen...

Otti:
Ihr habt nun ab März 2020 eine neue EP namens Leuchtfeuer am Start. Wenn ich das richtig sehe, ist das die erste Veröffentlichung seit Eurem Debütalbum Prolog - was habt Ihr in der Zwischenzeit getrieben?

Dani:
Unser Debüt-Album war eine relativ schwere Geburt. Dass es währenddessen auch zu zwei Besetzungswechseln kam, hat die Sache nicht leichter gemacht...

Matze:
Jo... mehr Gitarristen verbraucht als Axl Rose.
Naja und sonst, was man halt so als Rockstars von Fame macht. Touren, Starallüren pflegen, Bier trinken, am Kostüm feilen, Bier trinken...

Andy:
Wir haben die Zeit zudem genutzt, eine komplett eigene Bühnenshow auf die Beine zu stellen. Diese wächst mit so ziemlich jedem Gig, so wird es dem Publikum und natürlich auch uns nie langweilig.
Was das Songwriting angeht, so war es uns nach dem Debut-Album wichtig, dass wir uns Zeit lassen und viel Material produzieren aus dem wir dann auswählen können.

Otti:
Da ich gerade wirklich mit sehr wenig Infos arbeite, verzeiht mir, dass ich ein paar "Basics" abfrage. So zum Beispiel wüsste ich gerne, wie habt Ihr Euch gegründet?

Matze:
Auf einem einem Historischen Neckardampfer. Andy hat da seine Ausbildung zum Schiffsmechaniker gemacht und da Dani kennen gelernt, der sich zwischen den Linsenfässern versteckt hat um aus Schwaben zu fliehen. Pascal hat sich unter Deck von oben bis unten selbst tätowiert und Dennis haben um das Line-Up mit musikalischem Mastermind abzurunden in einer gezielten Aktion gekidnapped und behalten.

Dani:
Matze haben wir adoptiert - muss man ja wenn man echter Rockstar sein will. Vielleicht sagen wir ihm das irgendwann.

Otti:
Und was waren die entscheidenden Schritte von den Anfängen zur jetzigen Band, zum Beispiel in Sachen Bandbesetzung?

Andy:
Wer sich durch die Bandfotos klickt sieht, dass leider immer wieder zu Umbesetzung kam. Mit der jetzigen Besetzung sind wir länger den je unterwegs, und wir hoffen das bleibt so.

Dani:
Man muss dazu sagen, wir suchen unsre Mitmusiker nach dem Aussehen aus, so bald ein hübscherer um die Ecke kommt, muss der hässlichste gehen, deshalb sind wir heute schöner den je!

Andy:
Haha...naja, ein Punkt, den wir immer mit einem weinenden Auge betrachten, ist die Tatsache, dass wir irgendwann gezwungen waren, unsere Keyboard-Parts vom Sampler abzuspielen. Nachdem zwei Keyboarder Teil der Band waren, und diese verlassen hatten, haben wir nie wieder jemand gefunden der ordentlich Gas gibt.
Um diese Lücke zu füllen und weit möglichst vom Sampler weg zu kommen, spielen wir inzwischen mit 3 Gitarristen.
Für das neue Material auf Leuchtfeuer konnten wir dafür endlich auch das volle Potenzial nutzen. Alle Songs sind also für 3 Gitarren geschrieben.

Dani:
So kann man uns auch schwerer covern.

Otti:
Ihr habt Euch für Texte in deutscher Sprache entschieden, was gerade im Death Metal eher ungewöhnlich ist. Was waren hierfür die Beweggründe?

Andy:
Es war vor allem 2010 noch viel ungewöhnlicher als heute. Inzwischen ist die Vielfalt im Metal stetig angewachsen. Man merkt jedoch auch heute noch immer eine gewisse Skepsis, gerade die Veranstalter. Vermutlich hätten wir uns mit Englisch leichter getan.

Dani:
Well, I can speak Englisch when I will!
Aber mir fällt das tatsächlich leichter auf Deutsch zu Texten. Die Härte der Sprache passt eigentlich perfekt zu Death-Metal und da es meine Muttersprache ist, kann ich mit der machen, was ich will. Man hat natürlich auch eine gewisse Verpflichtung, also nur ein paar gut klingende Worte aneinanderreihen ist leider nicht. Bisher hatten wir aber immer genug Wichtiges zu sagen.

Otti:
Und welche Bedeutung hat Sprache generell für Euch?

Andy:
Wir sehen sie als wichtiges, tragendes Element und nicht als Beiwerk. Die Texte unsere Songs erzählen auf eine vielseitige und mehrschichtige Ebene Geschichten. Sie lassen entsprechenden Interpretationsspielraum.

Otti:
Es gibt immer eine Vorgeschichte, also wie sahen Eure Metaller-Laufbahnen vor Nachtschatten aus und wer hat Euch musikalisch und/oder menschlich besonders inspiriert?

Andy:
Wir haben alle unterschiedliche musikalische Vorlieben und Prägungen, das macht auch das Songwriting so spannend. Jeder hat in unterschiedlichsten Bands gespielt, oder spielt noch.
Von Rock, Progressive Metal, Klassik, Crossover und Grunge war/ist da alles vorhanden.
Sicher sind die Melodic Death Metal Urgesteine Dark Tranquillity, Amorphis, Soilwork etc. eine große Inspiration.

Otti:
Auf Facebook habt Ihr unter "Interessen der Band" den simplen Satz stehen "We love to play live!" - was macht für Euch denn die Bühne so spannend?

Andy:
Die Bühne ist der beste Ort für unsere Musik.

Matze:
Es gibt einfach nichts besseres als den Sound durch die Bühnenbretter in die Wirbelsäule gemeißelt zu bekommen. Wir versuchen das den Fans, so gut wir es können, mitzugeben.
Und wenn du durch die eigenen Haare, den Dreck und den Schweiß siehst, wie in der ersten Reihe die Leute durchdrehen, dann ist das ein absolutes Bild für die Götter!

Dani:
Für die Bands gibt’s außerdem Freibier... meistens

Otti:
Auf Konzerten habt Ihr sicher Stücke von Leuchtfeuer schon dem Publikum präsentiert, oder? Gab es da eins, das besonders gut ankam?

Matze:
Der Titeltrack Leuchtfeuer und Verspiegelte Gläser kommen immer ziemlich gut. Leuchtfeuer hat diesen ruhigen Teil, bevor er das Haus abreißt, da kann jeder nochmal kurz Luft holen und sich die Dauerwelle richten. Verspiegelte Gläser hat dieses absolut-keine-Kompromisse Riff am Anfang, da holt man live auch das müdeste Publikum ab.

Dani:
Aus diesem Grund haben wir uns auch für Verspiegelte Gläser als erste Videoauskopplung entschieden.

Otti:
Und zum Abschluss nochmal eine simple Frage: Was sind Eure Wünsche und Hoffnungen für das kommende Jahr 2020?

Matze:
So wie es momentan aussieht, werden wir zusehen mit der Scheibe auf Tour zu gehen und zum Jahresende hin das nächste Kapitel der Story in den Startlöchern zu haben.

Andy:
Wir machen aktuell noch immer alles selbst. Da einen der Orga-Kram extrem vom Songwriting abhält, wäre mein klarer Wunsch für 2020 wäre eine Bookingagentur/Label das an unserer Musik genau soviel Spaß hat wie wir.

Website:
www.nachtschatten-band.com

Art des Interviews: Email
12/19/19 by Otti
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