Bei Schandmaul war in letzter Zeit wahnsinnig viel los - so zum Beispiel der erste Besetzungswechsel seit der Anfangszeit und eine wundervolle Show zum 20-jährigen Jubiläum im vergangenen November in der Lanxess Arena zu Köln. Mittlerweile ist auch das von den Fans innig herbei gesehnte, neue Album Artus erschienen. Das schien die perfekte Gelegenheit, die Band endlich mal wieder mit ein paar Fragen zu löchern, auf welche uns Frontmann Thomas Lindner wirklich lesenswerte Antworten hat zukommen lassen. Doch lest selbst:
Otti:
Anlass dieses Interviews ist natürlich Euer neues Werk Artus, welches vor wenigen Tagen erschienen ist. Wenn Ihr so auf die reine Arbeit am Album zurückblickt, was waren die aufregendsten und/oder spannendsten Momente?
Thomas:
Diesmal war alles irgendwie neu und spannend. Wir hatten, nach nunmehr sechs Studio-Alben, mit Fabio Trentini erstmals einen neuen Produzenten am Start. Das schlug sich auch automatisch auf die Arbeitsweise nieder. Neue Ansätze, neue Herangehensweisen... So wurden im Aufnahme-Prozess richtiggehende Spezialistenteams gegründet (Drum-Coach, Local-Coach, etc) und hat riesigen Spaß gemacht. Wir sind durchaus stolz auf das Ergebnis!
"Ein richtiges Konzept-Album hingegen, mag durchaus seinen Reiz haben, sehe ich aber nicht bei Schandmaul"
Otti:
Welcher der neuen Songs hat sich denn in der Entstehung als besonders schwierig oder gar widerspenstig erwiesen?
Thomas:
Das kann ich gar nicht sagen... Es gab eigentlich keine Ausreisse. Alle Lieder sind durch die gleiche, gutgeölte Arrangements-Maschinerie gelaufen und bei allen Liedern hat man jederzeit den Puls des Lebens gespürt...
Otti:
Als ich den Titel Artus das erste Mal hörte, dachte ich tats‰chlich, nun käme ein Konzeptalbum von Euch. Thematisch ist die LP aber doch weiter gefächert, aber doch homogen. Wie seid Ihr generell an die Inhalte gegangen, und welche Rolle spielte die Tafelrunde dabei?
Thomas:
Nachdem sich gleich drei Lieder mit der Thematik rund um Artus beschäftigten, drängte sich der Titel schließlich auf - ist ja auch sehr griffig: Ein geflügeltes Wort, jeder weiß wer oder was gemeint ist, schick! Ein richtiges Konzept-Album hingegen, mag durchaus seinen Reiz haben, sehe ich aber nicht bei Schandmaul. Zu eng ist das Korsett, in welches man sich dann freiwillig zwängt. Das Feld überlassen wir gerne anderen…
Otti:
Ihr habt nicht zum ersten Mal maritime Geschichten verarbeitet - welche Bedeutung hat für Euch Bajuvaren denn die Sehnsucht nach der See? Und welche Metaphorik steckt für Euch in eben jenen Texten?
Thomas:
Abgesehen von der Tatsache, dass ich Bremer bin, verspüren, glaube ich, die meisten eine gewisse Sehnsucht nach dem Meer - zu groß und gewaltig ist es, als das es einen nicht beeindrucken würde... Des weiteren verbindet man gewisse Sachen mit der See: Abschied, Fernweh, Heimweh, das Ungewisse, Freiheit, Unendlichkeit... Das ist ganz tief in uns verwurzelt. Da kommen wir her, da wollen wir hin…
Otti:
Artus ist Euer erstes Album in neuer Besetzung. Saskia ist mittlerweile festes Mitglied von Schandmaul - welchen Einfluß hatte sie auf die Arbeiten am neuen Material?
Thomas:
Man muß hier fairerweise erwähnen, dass während der Arbeiten von Artus noch kein festes Band-Mitglied an der Geige feststand. Während der Studio-Zeit arbeiteten wir noch mit musikalischen Gästen. So spielte neben Saskia, die Ally von Subway to Sally den Löwenanteil der Geigenspuren ein und die Drehleier wurde von Stefan Groth (Faun) bedient... Sie alle haben ihr eigenes Gewürz mitgebracht und ihren Teil zum Sound des aktuellen Albums beigetragen. Es war großartig!
Otti:
Überhaupt sind Besetzungswechsel für Euch eine sehr ungewohnte Sache. Wenn ihr das jetzt mit etwas Abstand betrachtet, welche Chancen ergeben sich aus solchen Veränderungen im Leben?
Thomas:
Wie Du schon andeutest, haben wir nicht besonders große Erfahrung mit Besetzungswechseln. Bisher fand das nur am Bass (im Jahr 2002) und jetzt an der Geige (im Jahr 2017) statt. Ganz klar ist, dass das erst einmal eine Zerreissprobe für das gesamte Gefüge darstellt UND das wir uns bei der Auswahl einer Nachfolgerin über ein Jahr lang Zeit gelassen haben, lässt erkennen, dass wir die Personaldebatte nicht auf die leichte Schulter genommen haben. Rückblickend stellten sich aber beide Umbesetzungen als wahre Glücksgriffe heraus und waren für die Kapelle eine echte Bereicherung - menschlich, wie musikalisch...
Otti:
Die Entstehung der LP und die Vorbereitungen für Eure große Jubiläumssause im vergangenen Herbst dürften sich über weite Strecken überschnitten haben. Wie habt ihr diesen immensen Arbeitsberg koordiniert, organisiert und letztlich in zweierlei Hinsicht zu einem guten Ende
gebracht?
Thomas:
Zum Beispiel dadurch, dass wir ob der Doppelbelastung, irgendwann die Reissleine gezogen haben und die ursprüngliche Veröffentlichung von Artus, die genau mit dem Jubiläum einher gehen sollte, auf später verschoben haben. Irgendwann war die Devise: Eins nach dem anderen und das war auch gut so...
Otti:
Die Jubiläumsshow war für Euch offenbar ein echt bewegendes Ereignis - das merkt man, wenn man Euch in den sozialen Netzwerken folgt. Ein gutes, halbes Jahr später, was sind jetzt so die berührendsten Erinnerungen an den Abend in der Lanxess Arena?
Thomas:
Ich denke, dass du die Frage jetzt an alle sechs Musiker richten könntest und würdest sechs unterschiedliche Antworten bekommen. Ich persönlich habe keine großen Erinnerungen an die Show... Ich habe mir das Konzert im Nachhinein voller Neugier auf DVD angesehen und erst da realisiert, was wir da gemacht haben - aber eher so als Zuschauer...
Otti:
Die nächste "besondere Zahl" wird die 25 sein, und das ist ja nun gar nicht mal so weit hin. Dürfen die Fans sich zum silbernen Jubiläum auch wieder auf solch ein besonderes Event freuen?
Thomas:
Mit Sicherheit! Wir sind bereits in Vorplanungen...
"Frieden ist DIE Bedeutung überhaupt!"
Otti:
Ihr seid keine politische Band, zeigt aber klare Kante, wenn es zum Beispiel um den Umgang mit Rechtsextremismus geht. Jetzt steht bald die Europawahl an - welche Bedeutung messt ihr dieser Wahl zu?
Thomas:
JEDE Wahl hat eine Bedeutung, bedeutet es doch nicht zuletzt, dass du die Möglichkeit hast, deiner eigenen Meinung Ausdruck zu verleihen! Was Europa betrifft: Man sollte sich immer wieder vor Augen halten, dass der Frieden hierzulande, ein sehr fragiles Etwas ist und "Europa"
einen großen Anteil daran hat, dass er "schon" 75 Jahre hält - und das nicht einmal überall (Jugoslawien)... Frieden ist DIE Bedeutung überhaupt!
Otti:
Ein anderes, grofles Thema der Gegenwart ist der Klimawandel, welcher derzeit nicht zuletzt durch die "Fridays for Future"-Demos in den Fokus gerückt wird. Wie betrachtet Ihr die Debatte darum?
Thomas:
Die Debatte geht mir viel zu sehr darum, DASS und WANN demonstriert wird und nicht warum. Die Zeit, von hohen Rössern herabzusteigen, ist definitiv da!
Otti:
Was möchtet Ihr den demonstierenden Kindern und Jugendlichen gerne sagen?
Thomas:
Weitermachen, bis wir alle in die Knie gehen!
Otti:
Und da ich weiß, dass zumindest einige von Euch sich für Fußball interessieren... Was ist Euer Tipp für das DFB-Pokalfinale am 25.05.?
Thomas:
Jetzt hast Du ausgerechnet einen erwischt, der sich so gar nichts aus Fußball macht... Ich google mal eben...
Aha: Leipzig gegen Bayern. Ok: Wahrscheinlich holen es die Münchener wieder, aber mein Herz schlägt grundsätzlich für die Underdogs, sprich: Leipzig holt sich den Pokal!
("Die Hoffnung stirbt zuletzt..., aber sie stirbt!" Nico Semsrott)
www.schandmaul.de
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