Der Underground hat viel zu bieten. gerade, wenn man sich beruflich mit dem Thema Musik beschäftigt, entdeckt man oft "kleine" Acts, die eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient haben, als sie bis dato bekommen. Eine dieser Formationen sind Nachtgreif, über die ich bereits zweimal im SLAM schreiben durfte und deren Debütalbum Unter Strom mir seinerzeit durchaus zugesagt hat. Mittlerweile haben die Kaiserslauterner ihre dritte LP Spukhaus am Start. Eine gute Gelegenheit, die Band hier mal ausführlicher vorzustellen, weswegen ich mit Frontmann und Multiinstrumentalist Thorsten Fries dieses schöne Mail-Interview geführt habe.
Otti:
Hallo Nachtgreif, gehen wir zunächst mal davon aus, dass viele unserer Leser euch noch gar nicht kennen. Wer seid Ihr, und was zeichnet Euch als Musiker aus?
Thorsten:
Hallo! Wir, das Duo Nachtgreif besteht aus Thorsten Fries (Gesang, Gitarre, Bass & Keyboards) und Arndt Hebel (Schlagzeug & Technics). Uns gibt es seit 2014 und unsere Besonderheit ist der eigene Stil, Gothic und klassische Metal-Elemente mit deutschen Texten zu verbinden.
"Das Spukhaus steht metaphorisch für die heutige Weltsituation, den Planet Erde, auf dem es an allen Ecken und Enden brennt"
Otti:
Wenn Ihr Euren musikalischen Stil mit eigenen Worten beschreiben müsstet, wie sähe das aus?
Thorsten:
Ich würde es mal als "Heavy-Gothic-Hits" mit halbwegs intelligenten Texten bezeichnen... *lach*
Otti:
Jeder Musiker und jede Band hat eine Vorgeschichte - wie sieht denn bei Euch der Werdegang aus, bis ihr schließlich Nachtgreif ins Leben gerufen habt?
Thorsten:
Ich war vorher seit 1996 mit Unterbrechung bei Winterland und habe dort 3 englischsprachige und danach das erstmalig deutsche Erfolgs-Werk Alles geht veröffentlicht. Arndt war zuvor bei den Heavy-Formationen Millennium Black und Alien Nation aktiv.
Otti:
Mit Spukhaus erscheint nun am 26.10. das dritte Nachtgreif-Album. Im Vergleich zu den Vorgängern, welche Veränderungen gab es bezüglich Eurer Herangehensweise an dieses Werk?
Thorsten:
Da wir nur noch zu zweit waren, konnte ich im Prinzip ohne Kompromisse das verwirklichen, was mir an Ideen so vorschwebte. Das Album sollte "tighter" sein und wir konnten produktionstechnisch noch eine ganze Schippe drauflegen, wobei Arndts Soundengineerkurs uns dabei sehr entgegen kam.
Otti:
Ich denke mal, der Titel ist metaphorisch gemeint, sowohl fürs Album als auch beim gleichnamigen Titeltrack. Von welchem Spukhaus handelt das Stück, und wurde auch die LP danach benannt?
Thorsten:
Das Spukhaus steht metaphorisch für die heutige Weltsituation, den Planet Erde, auf dem es an allen Ecken und Enden brennt... Dieses Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, wenn auch nicht in jedem Song.
Otti:
Ein "Konzeptalbum" ist Spukhaus definitiv nicht, aber mir scheint, dass hinter allem eine globale Idee oder zumindest ein Leitfaden steckt. Wie sind die Stücke miteinander verwoben?
Thorsten:
Wir fanden es cool, zu dem CD-Titel auch passende Songtitel zu haben, so dass schon ein Leitfaden erkennbar ist. Ein Konzeptalbum ist es aber nicht.
Otti:
Und was sind die wichtigsten Aussagen, die Ihr mit diesem Album transportieren wolltet?
Thorsten:
Wir sind relativ nachdenkliche, oft melancholische Typen und reflektieren hier Vieles, was wir z. B. so in den Nachrichten wahrnehmen. Wir würden uns wünschen, dass die Menschheit bewusster und vor allem gewaltfrei handelt, aber auch dass sie sich dezimieren muss, wenn ein Überleben auf diesem Planeten noch möglich sein soll. So wie alles im Moment aus dem Ruder läuft, geht das nicht mehr lange gut. Das versuchen wir mit unseren Texten aufzuzeigen.
Otti:
Die Dinge laufen im Leben nie reibungslos, und sicher galt es auch bei den Arbeiten am neuen Album, Schwierigkeiten zu bewältigen und Hürden aus dem Weg zu räumen. Was waren diesbezüglich die größten Herausforderungen für Euch?
Thorsten:
Nun, zunächst mal standen wir nur noch zu zweit da, sagten uns aber "Jetzt erst recht". Im Nachhinein war es kein Nachteil für uns, ganz im Gegenteil. Wir waren schneller und effektiver. Die zweite Sache war, dass ich einen neuen PC brauchte mit neuem Programm, in das ich mich erst einfinden musste. Aber auch das stellte sich letztlich doch auch als Vorteil heraus. Also kein Grund zu jammern.
Otti:
Und auf der anderen Seite: Was hat Euch während des Songwritings und/oder den Aufnahmen mal so richtig zum Lachen gebracht?
Thorsten:
Die blöden Sprüche und Zoten nach ein paar Bier nach getaner Arbeit! *lach*
Otti:
Was macht Euch beim Erarbeiten und Schreiben von Songs generell am meisten Spaß?
Thorsten:
Die Dynamik, die sich entwickelt, wenn man eine Idee angeht und was am Ende dann dabei herauskommt! Das ist immer wieder spannend und sehr beflügelnd!
Otti:
In der ganzen Zeit mit Nachtgreif, gibt es da einen besonderen Moment, den Ihr unseren Lesern gerne erzählen wollt?
Thorsten:
Gute Frage! Vielleicht der Moment, als uns ein Magazin mit unserem Erstling in die Tonne getreten hat, weil sie mit den deutschen Texten nicht konnten und wir dann am nächsten Tag mit unserer ersten Single in den Download-Charts ganz oben waren. Oder aber auch einer unserer früheren Gastgitarristen, der uns unbedingt "böser" sehen wollte und anfing, Psycho-Parts in die Songs einzubauen... Das ging dann auch nicht lange gut. *lach*
Otti:
Abseits der Musik, was sind Eure wichtigsten Interessen und Dinge, die Euch bewegen?
Thorsten:
Im Leben dazu zu lernen und etwas über den Tellerrand hinaus sehen zu können... Ich philosophiere da gerne und lese z. B. auch so einiges über Zen und Quantenphysik.
Otti:
Wenn ihr die Welt und die Mensche betrachtet, was macht Euch so richtig wütend?
Thorsten:
Ganz klar: Wenn sie sich nicht im Griff haben und "die evolutionäre Affenherde" durchkommt!
Soll heißen "Konfliktlösungenen" durch Gewalt und Aggressivität gegenüber Schwächeren bringen mich auf die Palme, aber auch mangelnde Weitsicht. Es scheint doch so, als könnte die Menschheit sich ewig weiter vermehren, die Wirtschaft weiter Raubbau betreiben und ein zweiter Planet zur Verfügung stünde. Die Religionen tun ihr übriges noch dazu, dass es nicht besser wird.
Otti:
Auf der anderen Seite, wo seht Ihr die schönen Dinge im Leben?
Thorsten:
Sich mit Musik verwirklichen zu können, ein gutes Gespräch mit Frau oder Freunden, die Ruhe in der Natur genießen zu können, aber auch ganz profane Dinge wie in aller Ruhe ein Bier zu trinken und eine gute CD einzulegen.
Otti:
Und zum Abschluss dieses Interviews: Wenn ihr Euch bezüglich der weiteren Geschichte mit Nachtgreif etwas wünschen könntet, was wäre dies?
Thorsten:
Natürlich wäre es toll, von der Musik leben zu können, aber das ist heutzutage illusorisch. Wir würden uns da auch schon sehr über eine stetig wachsende Fangemeinde freuen!
Mehr Infos zu Nachtgreif findet Ihr auf Facebook:
facebook.com/Nachtgreif/
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