Holland. Herrscher über die letzten Geheimnisse der Wohnwagen. Hüter der
Tulpe. Schmerz der Autobahn. Land der Sagen und Mythen. Wie bitte? Ja,
tatsächlich gibt es da so Einiges zu erzählen, denn das größte
zusammenhängende Waldgebiet in den Niederlanden, die Veluwe, birgt so
einige Geschichten, mit denen sich die Pagan- und Viking-Metaller von
Heidevolk auf ihrem bereits fünften Album beschäftigen, das den passenden
Namen Velua trägt. Was natürlich bei den Jungs nicht fehlen darf,
ist der bestechend klare, zweistimmige Gesang, der die Band von dem anderen
Wikinger-Gedudel, was so auf dem Markt ist, abhebt. Aber ich muss es
doch noch einmal sagen: Holländisch ist so eine lustige Sprache! :D
Wie es sich für ein Konzeptalbum gehört, geht es ausschließlich um das
Thema dieses sagenumwobenden Waldes, bis auf eine Ausnahme, aber dazu
später. Zunächst tauchen wir mit Winter Woede
brachial und verzweifelt ein, in die Welt
der ausgesorgten Soldaten, die sich nach dem Krieg in einem Teil des
Veluwe zusammengerottet haben, um dort zu rauben. Hier geht es treibend
und hart zu, mit vorpreschenden Gitarren, die immer wieder ein Stück
zurückfahren um dann wieder aus dem Nichts aufzutauchen. Schöner Einstieg,
gute Instrumentalisierung und hier darf der Gesang auch das ein oder
andere Mal ein bisschen growlen. Die Bilder der Geschichte tauchen
automatisch vor dem inneren Auge auf und sind musikalisch perfekt in
Szene gesetzt. Allerdings fällt jetzt schon auf, dass Heidevolk
generell nicht ganz so hart wie auf ihrem letzten Album Batavi
von 2012 klingen, sondern sich viel melodiöser und sphärischer anhören.
Trotzdem ballern Schlagzeug und Bass durch die Boxen und lassen
das Haupthaar kreisen. So auch bei dem folgenden Herboren In Vlammen,
das immer wieder auf "Hu, hai"s die Faust gen Himmel fahren lässt. Auch
eine schöne Geschichte, geht es hier um Gerrit, dessen Bruder seine
Geliebte heiratet. Was tut der Gute also? Steckt einfach die Hochzeit in
Flammen und flüchtet. So ist er verflucht jede Nacht durch die Wälder zu
laufen um seinem Schicksal zu entkommen. Vor Allem die Gitarren
sind hier sehr gut auf das Gesamtbild eingestimmt und treiben die
Emotionen auf einen Höhepunkt. Auch wenn man der Sprache nicht mächtig
ist, kann man den epischen Refrain schnell mitsummen und der macht
richtig Laune! Als nächstes darf dann Urth den Schicksalsfaden des Lebens
spannen. Violinen kreieren hier eine wunderschöne Atmosphäre, ohne dabei
die Bassdrum aus den Augen zu verlieren. Ingsesamt geht die erste Hälfte
von Velua untermalend an den Start, so dass man sich das Album
eher als Hintergrund in jeder Taverne vorstellen kann, als auf
der Bühne eines verrauchten Clubs. Die Atmophäre eines dunklen Waldes
kommt immer wieder schön zum Vorschein, ohne dabei zu düster zu wirken.
Mag dem ein oder anderen vielleicht zu nett erscheinen, ich finde es
aber ziemlich passend, denn nicht jeder Wald muss automatisch gruselig
erscheinen, sondern seine mystischen Seiten werden hier als positiv
verkauft und das rockt ordentlich!
So darf man dann auch genau hier seine Heimat finden mit De Hallen van
Minjn Vaderen, ein Mann muss für immer auf die Jagd gehen bei
De Vervloekte Jacht, der natürlich treibjagdmäßig reinknallt,
ohne zu sehr zu übertönen. Irrlichter, die arme Wanderer in den Sumpf
locken folgen dann bei Het Dwalende Licht, um den Zuhörer dann
in ein ordentliches Saufgelage bei Drankgelag zu stürzen. Hörner
hoch und anstoßen! Der Winter kriecht hier langsam aus den müden Knochen
der Besucher der Taverne und wird schnell von den atmosphärischen
Streichern vertrieben. Nun dürfen die Songs auch wieder ein bisschen mehr
hüpfen, denn das Herzstück des Albums Velua animiert zum Tanzen
und treibt auch den letzten faulen Wikinger auf die Tanzfläche um sich
gesetzt zur Musik zu bewegen. Kein Ausrast-Song auf den ersten Metern
aber zur Mitte hin wird jeder Headbanger seinen Spaß haben um dann bei
Een Met de Storm eins mit dem Sturm und den rasenden Gitarren zu
werden. Hier gibt es auch wieder einen Mitsing-Refrain der wie ein
Orkan durch die Boxen schallt. Als nächstes wird man dann noch einmal
eindrucksvoll von rastlosen Seelen gejagt bei Richting De Wievenbelter
um dann mit In Het Diepst Der Nacht tatsächlich auf einen Goblin
zu stoßen. Das Album ist wirklich schön arrangiert, so träumerisch es am
Anfang zugeht, so realer wird es zum Ende hin, da die Songs sich vom
Energielevel immer mehr steigern. Der Ender Vinland fällt dann
nicht nur thematisch aus dem Rahmen, der sich nicht, wie vielleicht
erwartet mit Finnland beschäftigt, sondern krachig die Reise nach
Nordamerika beschreibt, welches Leif Eriksson vor 1000 Jahren als
"Vinland" bezeichnete. Hier darf dann auch mal englisch getönt werden
und handelt von der Reise der Band durch die Landen. Cooles Ende und
noch einmal ein tolles Aufbäumen bevor Velua dann zueEnde geht.
"Hail to Vinland" sag ich da nur!
Wer allerdings die Limited Edition sein Eigen nennen darf, der kann
sich noch auf ein paar Cover freuen!
Es mag sein, dass Heidevolk ein wenig an Kraft auf der Fahrt
verloren haben, allerdings schmälert das nicht die Wirkung der Songs auf
ihrem neuen Werk. Die Songs sind alle an sich ein kleines Stück Heimat,
die gut inszeniert und instrumental eindrucksvoll arrangiert sind. Bei
einer Gesamtlänge von knapp einer Stunde gibt es immer wieder
überraschende Parts, ohne sich großartig vom Gesamtkonzept zu entfernen.
So bricht das Album zwar nie richtig aus aber haben wir hier eine tolle
Mischung aus treibenden Parts und sphärischen Teilen, die sich alles
in allem in ein fantastisches Velua eingliedern.
Anspieltipps:
Winter Woede
Herboren In Vlammen
In Het Diepst Der Nacht
Tracklist
01. Winter Woede
02. Herboren In Vlammen
03. Urth
04. De Hallen Van Mijn Vaderen
05. De Vervloekte Jacht
06. Het Dwalende Licht
07. Drankgelag
08. Velua
09. Een Met De Storm
10. Richting De Wievenbelter
11. In Het Diepst Der Nacht
12. Vinland
Limited Edition Bonus Tracks:
13. Immigrant Song – Bonus Track (Led Zeppelin Cover)
14. In The Dutch Mountains – Bonus Track (The Nits Cover)
15. Rebel Yell – Bonus Track (Billy Idol Cover)
|
Veröffentlichung:20.03.2015
Stil: Pagan- / Viking-Metal
Label: Napalm Records
Website: www.heidevolk.com
Facebook: www.facebook.com/heidevolkofficial
|
|