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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

MOONSPELL: Wie aus dem "normalen" Leben!

Mit "Extinct" schicken MOONSPELL ein Album auf den Weg, welches ich besser nicht erwartet hätte. Es beinhaltet alles was das düstere Metalherz begehrt - Melancholie, Sehnsucht aber auch genügend Härte. Dank der modernen Technik konnte ich mit Sänger Fernando Ribeiro, kurz vor Veröffentlichung, das nachfolgende Interview mit Skype führen. Mal hören was er uns alles zu sagen hatte.

Gisela:
Die Karriere von MOONSPELL verfolge ich nun schon seit ihrem Album "Wolfheart" aus dem Jahre 1995. Schon damals war ich begeistert von ihrem Sound. Nach den unterschiedlichsten Alben, in Bezug auf den Sound veröffentlichen sie nun mit "Extinct" ein Album, welches sowohl die Anfangszeit aber auch die nähere Vergangenheit wiederspiegelt. Mir ist aufgefallen, dass die Gitarrenparts verstärkt und konzentriert eingesetzt wurden, siehst du das genauso?

Fernando:
Du weißt das wir eine Band sind, die nicht eine Richtung einschlägt, sondern gerne mit unterschiedlichen Sounds arbeitet. So mixten wir in der Vergangenheit Gothic mit Metal, oder Darkmetal mit melancholischen Einschlägen. Wir sind uns nie sicher, was am Ende herauskommt. So ist dies auch auf "Extinct" geschehen. Wir sind ja mittlerweile auch 20 Jahre älter als es beim Debutalbum und wir haben sehr viel gelernt in der ganzen Zeit. Ich denke, "Extinct" ist das beste Ergebnis welches wir abliefern konnten. Nach der ganzen Zeit von MOONSPELL wissen wir genau wie wir die Songs schreiben, nicht zu schnulzig, nicht zu metallastig oder mehr dem Gothic zugewandt. Dadurch, dass wir immer versierter geworden sind, können wir auch die Instrumente gezielter einsetzten. So auch die Gitarre und unser Gitarrist ist da einfach ein Meister seines Fachs. Deswegen wird vielleicht der Eindruck erweckt, dass "Extinct" gitarrenlastiger ausgefallen ist. Ich sehe das es mehr klassische Gitarrenriffs gibt, die auf dem Album zu hören sind.

Gisela:
Vielleicht wird dieser Eindruck auch erweckt, weil viele tolle Orchesterparts mit eingebaut wurden. Ich denke das dadurch die Gitarrenriffs als guter Kontrast wirken. Gut zu hören ist dies auf "A Dying Breed" welches total unter die Haut geht.

Fernando:
Das war auch das erste Mal, dass wir mit richtigen Instrumenten die Orchestrierung aufgenommen haben. Wir haben zwar Keyboards mit auf unseren Songs, aber es klingt halt wesentlich besser mit originalen Instrumenten. Unsere Musik ist ja auch wie gemacht dafür, denn unsere Songs haben all viel Melodie und Gefühl, dass es für uns auf der Hand lag dieses Mal etwas anders zu machen. Wir wollten einen Level hochsteigen und ich finde es wirklich gut wie es jetzt klingt. Wir hatten auch Hilfe von einem britischen Arrangeur, der sich auf Orchestrierung spezialisiert hat. Das hat uns sehr viel geholfen und das führt auch dazu, das der Sound nun wesentlich majestätischer klingt. Es war eine gute Wahl es dieses Mal mit einem kleinen Orchester aufzunehmen.

Gisela:
Das kann man auch sehr gut heraushören, dass ihr dieses Mal mit einem Orchester gearbeitet habt. Es passt auch optimal zu eurem Gitarren- und Drumsound. Es war eine gute Entscheidung von euch.

Fernando:
Das sehe ich auch so. Viele Bands suchen ja vielleicht nach dem härtesten oder prägnantesten Sound, aber das ist bei MOONSPELL nicht der Fall, denn wir versuchen immer alles sehr harmonisch klingen zu lassen und vor allem müssen bei uns alle Instrumente und Musiker im Mittelpunkt stehen, sie müssen regelrecht glänzen. Wenn das auf das Album zutrifft, sind wir zufrieden.

Gisela:
Mit dem Song "Domina" befindet sich eine fantastische Ballade auf "Extinct". Kannst du mir ein wenig über den Text erzählen?

Fernando:
In der Gothic-Szene ist es sehr üblich über Frauen Texte zu verfassen. Nimm nur TYPE O NEGATIVE, sie haben auch sehr viele Texte über Liebe und Frauen gehabt. Die Frau in unserem Song war die Herrscherin in einem römischen Haus und hieß Domina und ihr Mann Demos. Es ist eigentlich ein Song über das Überleben und sehr einfach gehalten. Die einzige Aussage ist die, dass vielleicht die Liebe ausstirbt und der Mann leidet sehr stark darunter, dass er im Zauber seiner Frau Domina steht. Ich mag es über solche Situationen zu schreiben.

Gisela:
Also aus dem "normalen" Leben.

Fernando:
(lacht) Ja aus dem normalen Leben.

Gisela:
Für mich ist eines der Highlights auf dem Album der Song "Funeral Bloom". Es beginnt sehr geschmeidig und ich kann einige Querverweise zu SISTER OF MERCY ausmachen. Trotz allem besitzt dieser Song alle Trademarks die MOONSPELL ausmachen. Ich würde den Songtitel so interpretieren als "Blumen auf einem Grab", oder was steht dahinter?

Fernando:
Das war einer der ersten Songs der im Verlauf des Songwritings entstanden ist. Er hat die ganzen Attribute des Gothicrocks. Er startet sehr ruhig und entfaltet sich im Verlauf zu einer wahren Hymne. Die Interpretation von dir liegt schon sehr nahe am Thema. Obwohl es man auch noch anderes interpretieren kann, wie z.B. dass die Blumen blühen oder wachsen am Grab. Durch diese Aussage hat es für mich zwar einen düsteren Touch, aber durch die blühenden und wachsenden Blumen kommt ein wenig positive Energie in den Text. Das ist ein Kontrast nicht nur in Bezug auf den Sound sondern auch in Bezug auf die Texte und dies ist genau der Weg wie wir denken. Wenn man zurückdenkt an unser Album "Irreligious", dann sehe ich persönlich Parallelen zu diesem Album, denn wir wollten eigentlich diesen Spirit wieder zurückbringen. Wir sind von dem Darkmetal oder Darkrock wieder zu einem Punkt zurückgekehrt, den wir vor fast 20 Jahren gemacht haben.

Gisela:
So bezieht sich also der Kontrast auf Funeral (Beerdigung) und Bloom (blühen). Ich finde dies ziemlich stimmungsvoll.

Fernando:
Ja und ich kann auch nicht nur düstere Texte verfassen. Bei mir müssen immer positive Aspekte mit in die Texte einfließen. Was hat man denn persönlich davon wenn man nur darüber schreibt das jeder jeden hasst. Ich denke auch dass die menschliche Zukunft aus Kontraste besteht. Daran glaube ich zumindest.

Gisela:
Das weiß ich ja schon lange, denn Jahre zuvor, bei Alben wie z.B. "Sin/Pecado" habt ihr ja auch soundmäßig einen anderen Sound abgeliefert und das zähle ich auch unter Kontraste. Viele Fans haben das damals aber nicht so ganz verstanden, aber ich denke als Band schreibt man Songs die für die Band steht.

Fernando:
Das ist halt der Preis den wir zahlen mussten, wenn du Musik schreibst. Wenn du ein Album schreibst und du erreichst einen Punkt, wo die Songs den Leuten gefallen, dann ist es normal, dass du an diesem Punkt anknüpfst. Das ist im ganzen Musikbereich von Pop über Rock bis hin auch zum Metal normal. Wir möchten eigentlich immer das letzte Album toppen, aber wenn es denn ein wenig anders klingt dann gefällt es vielleicht manchen Leuten nicht, weil sie den gleichen Sound haben wollen. Das liegt daran, dass viele sich bei Bands die sie mögen und einen Stil festlegen und sich somit in einer Komfortzone befinden. Wir sind aber in einer glücklichen Lage, das wir eine solide Fanbasis haben, die dies auch akzeptieren.

Gisela:
Kommen wir mal zu einem anderen Thema was Fernando betrifft. Ich habe gelesen, dass du mit deiner Frau ein musikalisches Projekt hast, das den Namen HOJE trägt. In diesem Projekt interpretiert ihr Fado-Songs. Kannst du mir erklären, was es damit auf sich hat?

Fernando:
Wir starteten dieses Projekt vor einigen Jahren als ein Tributeprojekt. Es gibt in vielen Ländern Fado-Sanger wie z.B. in Frankreich Edith Piaf und wir haben hier in Portugal Amália Rodrigues. 10 Jahre nach ihrem Tod wurde ich eingeladen auch an diesem Tributeprojekt mitzuarbeiten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, diese Veröffentlichung hat hier wirklich 3-fach Platin bekommen, unglaublich. Ich liebe dieses Projekt und ich wünsche mir manches Mal das ich mehr Zeit hätte daran mitzuarbeiten. Wir waren auch einige Zeit damit auf Tour. Zu dieser Zeit habe ich auch, bei diesem Projekt meine Frau kennen gelernt. Sie kommt aus der Pop-Szene und ich ja aus dem Metalbereich, aber trotzdem war es eine tolle Sache. Ich finde es auch super, wenn man musikalisch etwas zusammen machen kann.

Gisela:
Sozusagen ein Familienprojekt.

Fernando:
So kann man es nennen. Obwohl auch die Sänger und Sängerinnen, die bei diesem Projekt mitgewirkt haben, fühlten sich wie in einer großen Familie. Es war schon toll.

Gisela:
Eine andere Sache ist, du schreibst ja auch Gedichte und hast auch schon Gedichtbände in Portugiesisch veröffentlicht. Ist das Projekt mit einem Buch immer noch akut?

Fernando:
Das ist richtig, aber leider fehlt mir wirklich die Zeit dazu das Fertigzustellen. Ich bin eben viel zu sehr in der Musik verwurzelt. Trotz allem stimmt es, dass ich einige Gedichtsbücher veröffentlicht habe, aber bei mir ist die Priorität 1 die Musik. Vor 3 Jahren zum 20-jährigem MOONSPELL-Jubiläum haben wir ein kleine Fotobiografie von der Band veröffentlicht, die mit 20 Texten versehen wurde, welche die Band repräsentiert. Ich habe aber viel zu wenig Zeit um mich um das Schreiben von Büchern zu kümmern. Ich bin also kein Fulltime-Schreiber, aber ich mag es Dinge in schriftlicher Form zu Papier zu bringen.

Gisela:
Jetzt habe ich noch eine letzte Frage. Auf dem Album befindet sich ein Song mit dem Titel "The Future Is Dark". Siehst du die Zukunft auch ziemlich düster?

Fernando:
Für mich persönlich ist die Zukunft düster, aber sie war auch schon düster als ich noch ein Kind war. Es ist wie eine Art Überleben womit wir das ganze Leben über kämpfen. Wenn die Dunkelheit mal überhandnimmt, muss man kämpfen, dass sie wieder verschwindet. Ich bin jetzt seit 3 Jahren Vater und das heißt ich muss noch ein wenig mehr kämpfen. Das ist auch genau das was der Song aussagt, Ich bin hier und alles ist düster, aber ich finde einen Weg aus dieser Dunkelheit heraus.

Gisela:
Danke Fernando das du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast und ich werde mit Sicherheit auf eines eurer Konzerte kommen. Ich wünsche euch viel Glück für die Zukunft.

HIER geht es zum CD-Review.

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Twitter: twitter.com/moonspell

03/08/15 by Gisela
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