Wer kennt das nicht? Man geht auf ein Konzert, man wartet und wartet, dann
kommt irgendwann die Vorband auf die Bühne. Nett, gut zum Anheizen, aber
so richtig in Fahrt kommt man kaum, außer, man hat wirklich Glück. Und
wer in den letzten Jahren auf einem Il Nino, Devildriver oder
Ektomorf-Gig war, der hatte vielleicht die Chance Mindead
anzutreffen! Die Ludwigsburger Combo haut mit modernem Metal voll auf
die Kacke ohne dabei kopflos vorzupreschen sondern eher fokussiert
und gut arrangiert loszulegen um euch ihren zweiten Longplayer
Controlling The Tides näher zu bringen. Also Lauscher aufgesperrt
denn jetzt gibt´s harte Mucke der feinen Art!
Aber bevor es in die Vollen geht, hat das Intro Orbital seinen
glamourösen Auftritt. Eingänge Gitarren bewegen sich sphärisch von einer
Box auf die andere, während die Vocals halb shoutend, halb singend
einläuten, dass wir es hier nicht mit einem 08/15 Album zu tun haben,
sondern uns etwas mehr erwartet. Und so geht es dann krachig brachial mit
Namensträger Controlling The Tides sofort los. Hier wird sich
nicht lange mit Geplänkel aufgehalten sondern der Gesang knallt mit
fetten Gitarren und wummerndem Bass raus. Interessanterweise bekommen
wir vom Schlagzeug nicht einfach nur ewig lang andauernde Double-Bass-
Parts sondern stimmungsvolle und rhythmische Drums, die sich sehr geil
ins Gesamtbild einordnen. Mal wird ein bisschen geschrieen, dann wieder
gesungen, aber in jedem Fall beherrscht Frontman Timo Fielker seine
Stimmbänder und weiß auch, wann was angebracht ist, denn der Opener
rennt nicht einfach die vier Minuten durch, sondern wechselt seine
harten Passagen immer wieder mit klangvollen Teilen ab. Eine Schippe
mehr an Härt bekommen wir dann beim folgenden Sentiment. Das
Quartett liefert hier Nu-Metal der Extraklasse mit rohen Gitarren
und ruppigen Shouts, die zum Moshen einladen.
Mit Sore haben wir ein absolutes Highlight des Albums, auch wenn
man nach wahren Tiefpunkten vergeblich suchen kann. Dieser Song ist
so eingängig und groovy, dass auch der letzte Bewegungslegastheniker
im Club mal mindestens den Kopf mitnicken lassen muss. Und der
folgende Sleeping In Carbonite steht seinem Vorgänger in nichts
nach. Es ist wirklich geil, dass Mindead eben nicht den stumpfen
harten Metall machen, den man schon hundert Mal gehört hat, sondern sich
in manchen Teilen wirklich Zeit lassen und durch das Herunterfahren der
Instrumentalisierung krachen die harten Parts umso krasser rein. Das
muss man den Jungs erstmal nachmachen, denn manche Übergänge sind
wirklich drastisch, die Songs verlieren aber in keinster Weise an Groove.
Immer wieder unterstreichen kleine Einspieler die Message der Songs
und machen das Album noch ein bisschen farbenfroher und insgesamt runder.
Doch ab und zu darf dann auch einfach mal um sich geschlagen werden, wie
zum Beispiel beim knüppelharten The Letting Go. Hier gibt´s
schnurgerade Breakdowns, die dann wieder dynamisch in den Rest übergehen.
In der zweiten Hälfte des Albums erwarten uns dann eher ruhigere Klänge,
wie zum Beispiel bei dem herzzersprengenden Unearthed, der tief in
den Gehörgang eindringt und sich durch den ganzen Körper bohrt.
Allerdings hat dann noch eine richtige Ballade ihren Auftritt, Trains
And Losses trifft ebenfalls ins Metalherz und schmelzt es für einen
kurzen Moment um ihm dann bei Indifferent einen heftigen Tritt zu
verpassen. Auf der Zielgeraden steht dann der balladeske Standing in
Line der ein weiteres Mal die seichten Saiten anschlägt, ohne dabei
unnötig ins Kitschige zu gipfeln. Der ganze Spaß wird dann beendet mit
dem eingängigen Hurt, der noch einmal alles zusammenträgt, was
wir in den letzten 50 Minuten um die Ohren gehauen bekommen haben.
Na da haben wir doch mal wieder was ganz Feines aus Deutschland. Dass wir
ein Land des Metalls sind ist ja bekannt aber dass so viel Innovation
in uns stecken kann überrascht mich dann auch mal wieder. Mindead
haben mit Controlling The Tides ihren Sound gefunden und liefern
ordentlich ab. Es groovt, es knallt und es schreit nach mehr, immer
mit einem Funken Depression in der Stimme ohne dabei aber in ein tiefes
Loch zu sacken. Abwechslungsreichtum steht hier ganz oben auf der Liste,
trotzdem klingen die Songs ausnahmslos alle nach einer Band. Geiles
Teil, sollte in keiner guten Metal-Sammlung fehlen denn diese Jungs haben
echt was auf dem Kasten und scheuen sich auch nicht das zu beweisen.
Reinhören, anschaffen, genießen!
Anspieltipps:
Controlling The Tides
Sore
Unearthed
Tracklist
1. Orbital
2. Controlling The Tides
3. Sentiment
4. Sore
5. Sleeping In Carbonite
6. The Letting Go
7. Universe
8. Unearthed
9. Trains And Losses
10. Indifferent
11. Standing In Line
12. Hurt
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Veröffentlichung:27.02.2015
Stil: Nu-Metal / Metal
Label: Bleeding Nose Records
Website: www.mindead.com
Facebook: www.facebook.com/mindead
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