Denying the towers our words are falling from... - ein wirklich interessanter
Name für ein Album, der gleichzeitig Schwermut aber auch einen kleinen Schwall
Rebellion mit sich bringt. Und genau so klingen Golden Apes auf ihrem
bereits sechsten Studioalbum: Voller tragischer Melodien und oft sehr non-konform.
Also Gothic in einer sehr reinen Form. Die sechs Landsmänner haben drei Jahre auf
sich warten lassen, kommen aber jetzt mit neuem Label und sehr gefestigtem Sound
zurück.
Ganz getreu der dunklen Szene startet Denying the towers our words are falling
from... nicht mit einem Knall sondern einer geschmeidigen Gitarrenmelodie. Das
musikalische Spektrum darf erst einmal aufgefahren werden. Das bloße unterstützende
Schlagzeug trommelt sich metronomisch durch den Song, der Bass bildet das Fundament
zu einem düsteren Traum und spätestens wenn Peer Lebrechts tiefe traurige Stimme
einsetzt, befinden wir uns ganz tief im Auge des Gothics. Was aber direkt von Anfang
an auffällt, ist der eigene Sound. Wir haben es hier nicht mit einer billigen
Kopie der Urväter zu tun, sondern mit einer modernen Version klassischer Ideen,
versetzt mit eigenen Elementen. Dafür direkt zu Anfang ein großes Lob. Doch auch
wenn der Refrain etwas flotter reinhaut und die Spannung nimmt, kommt
Windlands nicht richtig in Fahrt. Das ist wahrscheinlich auch
nicht so gewollt aber trotz wunderschön gearbeiteten Melodien zieht der Opener sich
ziemlich, was bei 5:57 Minuten aber auch kein Wunder ist. Etwas treibender geht es
dann weiter mit Liberation (Hieros Gamos). Alles wird schneller auf
den Punkt gebracht, die Strophe lebt von Stimme und Bass, der wirklich cool und
dennoch der Musikrichtung angepasst, richtig reinknallt. Dazu die beschwingte Melodie
der Gitarre und ein leicht poppiger Song erhellt die Dunkelheit. Das einzige Manko
hier ist der Gesang im Refrain. Es scheint irgendwie, als sei die Zweitstimme nicht
ganz passend zur Hauptstimme und so klingt es etwas schief. Das macht dann aber
der fast fröhliche Instrumentalpart kurz vor Ende wieder wett. Überlappende
Melodiechen, neugierig machende Riffs und ein tolles Arrangement machen
Liberation (Hieros Gamos) zu einem runden Song. Der griechische
Begriff "Hieros Gamos" steht übrigens für die heilige Hochzeit zwischen zwei
Göttern, für die, die es interessiert;)
Doch genug von griechischer Mythologie, And thus he spoke knüpft sehr gut
an den Vordermann an und überzeugt mit tänzelnden Sounds aller Instrumente, dazu
die simpler gehaltenen Vocals und der Kopf wird im Takt mitschwingen. Vor Allem
die immer wiederkehrenden Instrumentalparts sind wirklich schön gearbeitet und
passen vollkommen ins Konzept. Auch wenn sich zum Ende hin immer wieder alles
wiederholt, bewegen wir uns absolut vor der Grenze zur Langeweile, da Golden
Apes die Stimmung die ganzen knapp fünf Minuten zu halten schaffen. Mit
weiteren Hammerlänge-Songs geht es dann auch weiter. Ruhiger und viel epischer
kommt jetzt Digging Towers ins Spiel. Die Vocals zu Beginn erinnern mich sehr
stark an Graf Krolok aus dem Musical Tanz der Vampire, der Rest des Songs
geht dann zwar sphärisch und träumerisch in eine etwas farbenfrohere Richtung, aber
schmunzeln muss ich trotzdem. Der musikalische Aspekt steht hier stark im
Vordergrund und der Gesang tritt einen Schritt zurück, um der Instrumentalisierung
einen weiteren Glanzpunkt auf Denying the towers our words are falling from...
zu lassen und um dann präsent wie zuvor bei Rays of light zurück zu kehren.
Und hier ist der Name Programm: Verträumt und durscheinend besticht der Song
mit süßen Tonfolgen und einem umwerfenden Cello, dazu gibt es dann noch einen
Refrain, der schnell ins Ohr geht, nicht zuletzt, da sich Gitarre und Gesang
eine Melodie teilen.
Nach dem Aufsteigen in die höchsten Höhen, darf es dann jetzt mal ein bisschen
rotzig werden. Taming a dream geht ohne viel Drumherum mit verzerrter
Gitarre los, die dann auch erstmal bis zum Refrain durchhämmern darf. Der
Gesang bewegt sich irgendwo zwischen Alexander Veljanov (Deine Lakaien) und Robert
Smith (The Cure) und ist effektvoll in Szene gesetzt. Leider verliert der Song
Richtung fünf Minuten Marke sehr an Druck und das kann dann auch die zum Anfang
geniale Gitarre am Ende nicht mehr ausgleichen. Dennoch, ein sehr treibender und
vor Allem guter Track.
So, jetzt kommen wir zu dem Song, vor dem ich mich am meisten gefürchtet habe.
Mit 08:54 Minuten ist The mark of cain / And from this heart it will rise
sicher kein Radio-Player und bei solchen langen Liedern machen Bands viel zu oft
den Fehler auf Gedeih und Verderb immer wieder Neues reinzupacken und es dann
einfach zu überspitzen. Aber Golden Apes haben hier wirklich einen ganz
besonderen Leckerbissen geschaffen. Mit gefühlvollen Riffs und einer betörenden
Gesangsline ist die erste Hälfte des songs ein wirklich geniales Machwerk und
einfach wunderschön zu hören. Zur Mitte hin wird es dann etwas schleppender aber
nach wie vor verliert die Combo nicht ihren Sinn für brilliante Melodien. Ich finde
es wirklich faszinierend, wie die Gitarre es immer wieder schafft kleine Tonfolgen
einzuwerfen, die manchmal minimal aber dennoch so präzise ins Herz treffen. So
auch in der zweiten Hälfte des Songs. Eine sehr nette Wendung voller Emotionen
und tiefgehendem Arrangement. Hätte man aber auch in zwei Songs verpacken können;)
Aber da ich sowieso nicht der Fan von solchen Split-Titeln bin, sei das mal
dahingestellt. Die kompletten neun Minuten sind gefüllt voller stimmungsvoller
Atmosphäre und zum Ende schließt sich der Kreis wieder. Wirklich tolles Dingen,
kann man ruhig anlassen.
Mit Sober light darf dann noch einmal ganz tief eingetaucht werden. Mit
hämmerndem Schlagzeug und fast hornartigen Synthie-Sounds, die auch im Refrain ihre
Präsenz beweisen dürfen, haben wir hier einen leider nur netten Song. Nette Idee,
nette Umsetzung aber mehr leider auch nicht. Dafür darf sich dann The Sea Inside
absolut als stark ohne Ende bezeichnen. Mit Cello, Pauken und akustischer Gitarre
fühlt man sich weit weit weg von Allem und kann den Schwermut in Peer Lebrechts
Stimme in Mark und Bein spüren. Ein tragischer Refrain mit größerer
Instrumentalisierung bricht die Stimmung dann und wann aber insgesamt haben wir
hier eine richtig gute Ballade.
Zunächst sphärisch und dann ungewöhnlich rockig geht es dann mit Invidia
weiter. Auf der Zielgeraden zum Ender werden halt noch ein paar Elemente aus dem
Zylinder gezogen. Dem Ohr tut das wirklich gut, da man hier eine gelungene
Abwechslung reinbekommt, die aber mit dem gewohnten Sound Hand in Hand gehen kann.
So auch The Silence (That I call speech). Jetzt haben wir gesanglich
einen Jyrki 69 (69 Eyes) vor uns stehen, was nur wieder beweist, dass der Herr
Sänger genauso facettenreich wie seine Mitstreiter sein kann. Musikalisch kennen
wir das Konzept aus den vorherigen Songs und so darf mit großen Schritten zum Ender
Song of innocence vorgeprescht werden. Dieser geht zunächst in die
Marschmusik-Richtung. Nicht nur das Schlagzeug treibt hier mit typischem
Trommelwirbel voran, auch der Gesang ruft zum Krieg auf und wird schlussendlich
auch noch vom Rest unterstützt. Hoffnungsvoll und erlösend bricht der Refrain
aus der doch recht düsteren Stimmung heraus und löst sich dann in einem ewigen
Instrumentalpart auf. Nochmal fix abgewechselt und dann ist es auch schon vorbei
mit Denying the towers our words are falling from....
Mit zwölf Songs und über eine Stunde Programm kann sich so manche Bands bei den
Golden Apes eine Scheibe abschneiden. Mir stellt sich nur die Frage, ob es
manche Songs nicht auch etwas kürzer getan hätten, da es manchmal doch sehr
langatmig wird. Leider hat man am Ende nicht das sofortige Bedürfnis die Platte
noch einmal komplett durchzuhören, es sind eher einzelne Songs, die man sich dann
rauspicken möchte. Komplett gesehen ist Denying the towers our words are
falling from... ein wirklich komplexes und starkes Album, für den
Normalverbraucher aber wahrscheinlich etwas zu monströs.
Wer denkt, dass Gothic-Mucke immer schwer und traurig sein
muss, der wird bei Denying the towers our words are falling from... eines
Besseren belehrt! Die Scheibe ist zwar vielleicht eher etwas für Fans von
Zeraphine und Deine Lakaien, sollte aber auch für Anhänger von
Sisters of mercy oder Joy Division mal angespielt werden, da doch
der ein oder andere Track sehr gefallen dürfte.
Anspieltipps:
And thus he spoke
Taming a dream
The mark of cain / And from this heart it will rise...
Tracklist
01 Windlands
02 Liberation (Hieros Gamos)
03 And Thus He Spoke
04 Digging Towers
05 Rays Of Light
06 Taming A Dream
07 The Mark Of Cain / And From This Heart It Will Rise...
08 Sober Light
09 The Sea Inside
10 Invidia
11 The Silence (That I Call Speech)
12 Song Of Innocence
|
Veröffentlichung: 29.06.2012
Stil: Gothic / Darkwave
Label: af-music
Website: www.goldenapes.com
MySpace: www.myspace.com/goldenapes
|
|