Manche Alben brauchen ihre Zeit um zu reifen. Da nehmen sich manche Bands auch mal
ein oder zwei Jahre um ein gutes Werk auf den Markt zu bringen. Und manche Alben
brauchen eben acht Jahre um genial reinzukrachen. Naja, oder in dem Fall von
Ewigheim sich genial einzuschleichen. Die Combo um Eisregen-Gitarrist
Yantit hat festen Zuwachs bekommen, so ist neben Allen B. Konstanz von
The Vision Bleak jetzt auch Bandkollege Schwadorf als festes Mitglied bei
Ewigheim zu verbuchen. Die Single Dürrer Mann gab es schon Mitte
April zu kaufen um die Fans neugierig zu machen. Jetzt ist das Album Bereue nichts
da und
erfüllt scheinbar jegliche Wünsche des Goth-Metallers.
Nicht mit einem Knall aber dafür mit einem Signal an alle Zuhörer beginnt der Opener,
der sich als Zweiteiler mit dem passenden Namen Heimkehr/Bereue nichts
entpuppt. Der Song kommt in der ersten Hälfte komplett nur mit Allens Stimme und
ein paar untermalenden Tönen aus. schwermut aber gleichzeitige Hoffnung treten
hier auf um dann mit der Line "Man hat mich vergessen, unter einen Stein gelegt"
und den dazugehörigen Gitarren endlich in Fahrt zu kommen. Schwermetallisch
geht es dann mit dem verzerrten Staub weiter und den vergleich zu
Rammsteins Mein Teil kann ich mir einfach nicht verkneifen. Ob
abgekupfert oder inspiriert sei mal dahingestellt denn Fakt ist, dass der Song
mit einem geilen Sound und einem reinklotzenden Refrain daherkommt. Die verzerrten
Vocals passen super in die eingängige Gitarrenmelodie, das recht simple aber
hämmernde Schlagzeug rundet mit dem Bass das Ganze ab und ist einer der stärksten
Songs der Platte.
So geht es dann auch erst einmal weiter. Stahl trifft Kopf und Morgenrot
treten rotzig und antreibend auf. Stetig und hämmernd, unterlegt mit tänzelnden
Keys gibt es hier nichts zu meckern. Absolut tanzbare Songs, die ihren Platz in der
ersten Hälfte von Bereue nichts hörbar verdient haben. Gotisch-doomig
bricht Schatten dann mit einem an den Opener angelegtes Melodiechen und
bringt die Schwere wieder hervor, die mit wirklich schönen Vocals einen kurzen Moment
zum Zurückzulehnen generieren. Schade, dass die nächsten beiden songs nicht getauscht
wurden, denn Schmutzengel kann wieder auf der Liste der treibenden Songs
verbucht werden und knallt nach dem kleinen Träum-Moment absolut rein. Gut
arrangierte Gitarren und ein chorisch-rufender Refrain kommt hier unglaublich gut
und lässt den Kopf im Takt absolut mitschwingen. Aber wie gesagt, ein wenig am
falschen Platze, denn so ist der ruhigere Was bleibt danach eher ein
Bremser. Auch wenn hier das leicht verwirrende Klavier am Anfang wieder auf einen
melodiös-schwermütig und schön ausgearbeiteten Song schließen lässt, der auch genau
das erfüllt, so kommt man hier in die Versuchung weiter zu drücken um die
Auskopplung Dürrer Mann endlich anzuspielen. Das kann auch das genial-gruselige
Gitarrensolo nicht wieder wett machen.
So bewegt sich die zweite Hälfte von Bereue nichts ständig zwischen
Melancholie und Hass hin und her. Das ist vielleicht ein wenig verwirrend und auch
anstrengend beim kompletten Hören, einzelnd betrachtet bieten die Songs aber
Klang- und Arrangementqualität vom Feinsten. Das rundet dann der letzte Song ab,
passenderweise Der letzte Mensch genannt, der läppische 14:44 Minuten lang
ist. Hier greifen Ewigheim nochmal auf alle zuvor benutzten Mittel erneut
zurück. Mit teils singenden, teils sprechenden Vocals, die auch mal zweistimmig
verträumt die nicht eindeutige Message rüberbringen, trifft Sänger Allen genau ins
Schwarze und schafft immer wieder den Übergang von Härte über den creepig-angehauchten
Touch zu leisen Klängen wunderschön zu gestalten. Der Refrain hierbei ist dabei
nicht einfach nur tanzbar sondern hat auch Mitsing-Potential. Tatsächlich schafft
es Der letzte Mensch mit genialen Riffs und effektvollen Gitarrensoli nicht
langweilig zu werden. Aber HALT! Nach der Hälfte ist dann plötzlich Schluss!
Spult man zu Minute 12, gibt es noch einen Epilog über das Leben und einen
sphärischen Ender. Den solltet ihr auf keinen Fall verpassen. Wer noch nicht genug
von Ewigheim hat, der sollte sich das Digipack holen, denn hier gibt es
noch den Bonustrack Mal ehrlich auf die Ohren, der sich zwar perfekt in das
Album eingliedert, aber leider nicht mehr als ein Bonustrack ist. Hat man schon
gehört, muss nicht unbedingt sein, aber nett, dass es für Fans noch ein
Leckerbissen zum Schluss gibt.
Bereue nichts ist insgesamt ein wirklich starkes Album und auch wenn hier und
da ein paar Schwächen auftreten, bekommt man hier alles, was man von Ewigheim
erwartet und darüber hinaus auch eine deutliche Entwicklung vom Vorgänger Heimwege.
Wer auf Vocals à la Till Lindemann (Rammstein) und einer musikalischen Bandbreite
von Rammstein über die frühen bis hin zu Type O Negative
steht, der sollte absolut zugreifen. Aber auch Anhänger der härteren Gothic-Mucke
dürften hier bedient werden und wenn ein Song nicht gefällt, dann kann man ja auch
einfach weiterschalten. Sehr gutes Album, da hat sich das lange Warten auf jeden
Fall gelohnt!
Anspieltipps
Staub
Morgenrot
Der letzte Mensch
Trackliste
1 Heimkehr/ Bereue nichts
2 Staub
3 Stahl trifft Kopf
4 Morgenrot
5 Schatten
6 Schmutzengel
7 Was bleibt
8 Dürrer Mann
9 Der letzte Mensch
Bonus
10. Mal ehrlich
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Veröffentlichung: 25.05.2012
Stil: Rock in allen Facetten
Label: Massacre Records
Website: http://www.ewigheim.de
Myspace: http://www.myspace.com/ewigheim
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