Tiffany Weh hat ein Problem: Sie hat den ersten Blick und die zweiten Gedanken. Naja, eigentlich ist das ja gut, immerhin sind das die Grundvoraussetzungen um eine gute Hexe zu werden. Dumm nur, dass in ihrer Heimat, dem Kreideland, die Hexerei auf Todesstrafe verboten ist. Und dass sie aus einer Schäferfamilie stammt. Und dass sie noch ein kleines Mädchen ist. Und doch nimmt sie die Dinge in die Hand, als ihr kleiner Bruder auf einmal spurlos verschwindet. Unterstützt wird sie dabei von den "Wir-sind-die-Größten", einem Koboldsvolk, dessen Beschäftigung eigentlich nur aus Raufen, Stehlen und Saufen besteht. Gemeinsam stellen sie sich den Gefahren, die da vor ihnen liegen.
Ich habe euch gewarnt - Bei mir ist gerade wieder Terry Pratchett-Zeit. Jetzt habe ich mir mal Kleine freie Männer zur Brust genommen, eines der Scheibenwelt-Märchen, zu denen sonst zum Beispiel auch Maurice der Kater zu zählen ist. Kleine freie Männer erzählt die Geschichte der jungen Nachwuchs-Hexe Tiffany Weh, die im Kreideland in eine Schäfer-Dynastie geboren wurde und schon in jungen Jahren erfährt, was es heißt, eine Hexe zu sein. Eine böse Königin hat ihren Bruder entführt, was Tiffany nicht besonders nett findet, auch wenn der kleine Willwoll eigentlich eine ziemliche Nervensäge ist. Er ist ihr Bruder, also will sie ihn zurück haben. Ein scheinbar unmögliches Unterfangen steht ihr da bevor - Allerdings ist sie ja nicht allein. Die "Wir-sind-die-Größten", eine Bande kleiner, prügelwütiger Männer in Kilts, nutzen die Gelegenheit, um für Tiffany einfach mal ein paar ordentliche Kopfnüsse zu verteilen.
Alleine schon weil die kleinen Raufbolde Kilts tragen und einem guten Tropfen nie abgeneigt sind, muss ich sie ja eigentlich lieben, oder? Wie so oft hat Pratchett mit einer eigentlich simplen Idee Charaktere erschaffen, die sofort mitten ins Herz treffen. Obwohl die kleinen Rüpel ständig Mist bauen, kann man ihnen einfach nicht böse sein. Das Märchen um Tiffany und die "Wir-sind-die-Größten" erinnert dabei ein wenig an eine Mischung aus Alice im Wunderland und Peter Pan, vermengt jedoch zugleich wunderbar zahlreiche andere Mythen, Märchen und Geschichten "unserer" Welt zu einem zugleich witzigen und hochphilosophischen Potpourri. Geistreich wie eh und je verarbeitet der Autor hier zahllose Gedanken und Ideen, thematisiert Prozesse wie das Erwachsen werden ebenso wie die Macht des Wortes und die Kraft der eigenen Vorstellung - Nur um ein paar der aufgeworfenen Themen anzubringen. Das mag anstrengend klingen, ist es aber ganz und gar nicht.
Geschickt in eine wundervolle Erzählung eingewoben, mit Terry Pratchetts typischem Humor ausgeschmückt, ist Kleine Freie Männer ein Märchen für jung und alt. Nie wird der Zeigefinger erhoben, Moral wird durchaus auch von all ihren Seiten beleuchtet und es bleibt jedem Leser selbst überlassen, wie weit er sich einfach nur unterhalten lassen will, oder eben doch mit seinen zweiten (oder dritten [oder vierten...]) Gedanken befassen möchte. Einfach wunderschön!
Veröffentlicht: 09. Oktober 2006
Verlag: Goldmann Verlag
Umfang: 318 Seiten
Preis: 8,95 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3442463091
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