Der Rachefeldzug von Garth Duncan an seinem Vater Jed Titan und seinen drei Halbschwestern nimmt eine überraschende Wendung: Die Mädels wollen ihn plötzlich in die Familie aufnehmen und mit ihm zusammen den garstigen Daddy besiegen, denn wie sich herausstellt, hat der ganz schön Dreck am Stecken. Nicht zuletzt hat er wohl billigend in Kauf genommen, dass seine eigene Tochter Lexi beinahe bei einer Explosion umgekommen wäre, nur um das Garth in die Schuhe zu schieben. Dana, die beste Freundin und "gefühlte Schwester" der Titan-Frauen war eigentlich dazu abgestellt, Garth zu bewachen... Doch da dieser gar nicht der Bösewicht ist, und überhaupt ganz anders als sie dachte, verliebt sich die bis dato unnahbare Polizistin in ihn. Aber erwidert Garth diese Gefühle? Anscheinend nicht.
Zugegeben, diese Einleitung ist etwas flapsig, aber irgendwie konnte ich nicht anders. Ich hatte mich ja doch sehr auf den vierten und abschließenden Teil der "Kuss"-Reihe von Susan Mallery gefreut, einfach weil ich wusste (bzw. dachte), dass hier die beiden kantigsten Charaktere aufeinander treffen und es zum großen Finale kommt. In den beiden anderen Episoden (Wer zuerst kommt küsst zuerst und Frisch geküsst, ist halb gewonnen), die ich euch vorgestellt habe, hat die Autorin ja doch vieles recht gut gemacht und somit positive Erwartungen geschürt. Aber irgendwie sind diese Erwartungen wohl das Problem, ich wurde doch sehr enttäuscht.
Gründe hierfür gibt es viele. Durch die Vorgeschichten hat Mallery unglaubliches Spannungspotential für das Finale in Wer zuletzt küsst, küsst am längsten aufgebaut. Da wäre die Beziehung zwischen Dana und Garth... Klar, dass die beiden letztlich zusammen kommen, war abzusehen. Aber dies passiert quasi schon fast zu Beginn des Buches, der "böse" Garth Duncan wird richtig handzahm und letztlich geht es nicht darum, wie die beiden sich ineinander verlieben, sondern gefühlte 90% des Buches bestehen aus seltsam anmutenden Gefühlsduseleien, weil Garth und Dana sich nicht eingestehen können, dass sie einander lieben. Das ist langatmig, vorhersehbar (wie überhaupt die dünne Handlung) und passt in meinen Augen kaum zu den kräftigen Charakteren, die sie in den vorangegangenen Büchern waren. Genauso der knallharte Geschäftsmann Jed Titan, der eigentlich zum mehr oder minder überraschenden Antagonisten wird. Statt mittels eines "Endkampfs" nieder gerungen zu werden, wird er so unfähig dargestellt und demontiert, dass man sich fragt, wie so eine Knalltüte bitte ein milliardenschweres Imperium aufgebaut haben soll. Und warum zum Henker schafft die Autorin ganz kurz "Spannung" indem sie die Geschwister ein gemeinsames Büro zum Kampf gegen ihren Vater einrichten lässt, wenn dieses im Grunde nie genutzt wird und es überhaupt keinen ernstzunehmenden Machtkampf gibt?
Okay, ich will das Buch nicht vollständig niedermachen. An sich habe ich es zeitweilig gerne gelesen, einfach weil Susan Mallery einen recht erfrischenden Erzählstil hat und die Gefühlskonflikte an sich ja auch bei anders vorbereiteten Charakteren vielleicht nachvollziehbar gewesen wären... Wobei es auch dann eher langatmig wirken würde. Ach nein, ich mag hier grad nichts schönreden, mir persönlich hat dieser vierte Band echt vieles versaut und ist deutlich zu lasch ausgefallen. Als alleinstehender Roman wäre die Wertung wohl auf ein "ist okay, muss man aber nicht haben" hinaus gelaufen. Als Finale Folge der bis dato doch recht gelungenen "Kuss"-Reihe hat Wer zuletzt küsst, küsst am längsten aber eindeutig versagt und all die mühsam aufgebaute Spannung der Vorgänger schändlich zerstört.
Veröffentlicht: 10. Juni 2011
Verlag: Mira Taschenbuch
Umfang: 368 Seiten
Preis: 8,95 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-89941-831-6
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