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Amphi Festival 2011: Entspannt am Tanzbrunnen

Festivalberichte schreiben ist wie Sex - Es macht immer wieder Spaß, aber man sollte aufpassen, dass es nicht zur Routine und damit fürs Gegenüber langweilig wird. Die Frage ist natürlich, was soll man großartig machen? Was erwartet ihr Leser da draußen? Einen "sachlichen" Bericht, oder doch lieber subjektive Eindrücke? Kommentare zur Stimmung, zum Sound? Möglichst ausführliche Set-Listen? Einen nüchternen Stil, oder doch lieber blumige und farbige Ausdrucksweise? Nun, ich mache mir da viele Gedanken derzeit, aber im Grunde bin ich noch zu keinem Ergebnis gekommen...

Nun sitz ich hier mit mehreren Zetteln voller Notizen, die ich mir zum diesjährigen Amphi Festival gemacht habe, und frage mich was genau ich daraus machen soll. Aber bevor ich das alles zerdenke, schreibe ich einfach mal drauf los. Meine Begleiter waren in diesem Jahr meine liebe Petra und der Dirk, aber wie es sich für ein gutes Amphi gehört sollten vor Ort wieder zahllose Freunde und Bekannte rumturnen, mit denen man die große Party genießen konnte. So hat mir der SemiD dieses Jahr mit Begeisterung die Fotografen-Pflicht abgenommen. Er hatte seine große Freude daran, ich deutlich mehr Freiraum. Hinzu kommt, dass ich neidlos anerkennen muss, dass Daniel in den meisten Fällen deutlich schönere Fotos hinbekommt als ich. Aus dem Team ebenfalls anwesend war die liebe Uli aka Redhead, am Sonntag gar mit Sturzhelm auf Anraten von Feindflug... Amphi-Insider wissen, warum. An dieser Stelle der obligatiorische Gruß und ein fettes Dankeschön an die ganzen bekannten und unbekannten Menschen, die dieses Festival erneut zu einem wundervollen, entspannten und friedfertigen Erlebnis haben werden lassen.


Zeraphine

Meinen einzigen Kritikpunkt möchte ich aber auch gleich erwähnen... Subjektiv gesehen war der Sound noch nie so schlecht wie bei diesem Amphi. Nicht nur dass der Klang generell sowohl im Staatenhaus als auch auf der Außenbühne bei einigen Bands eher matschig war, ständig wurden bei Bands Mikros vergessen, oder zu leise gestellt, oder bestimmte Instrumente zu laut, oder, oder... Den Preis für die goldene Kackwurst haben sich die Soundtechniker wohl irgendwie verdient. Aber da es sonst nichts zu meckern gab in meinen Augen, will ich mal drüber hinweg sehen.

Ansonsten hatten wir klassisches Sommerwetter... Also was man sich heutzutage unter "Sommer" vorstellt. Von strömendem Regen bis praller Sonne war alles dabei, was das Gruftiherz begehrt. Ihr wisst schon, Sonne macht albern, Regen macht nass und Wind macht wuschig. Insgesamt wars aber akzeptabel, was die Wettergötter uns Schwarzkutten an diesem Wochenende vorsetzten, da ist man schlimmeres gewohnt.

Was gab es noch? Ach ja... Bands! Ehrlich, ich war ziemlich überrascht, aber es sind doch tatsächlich Musikgruppen auf dem Amphi Festival 2011 aufgetreten, und derer nicht mal wenige. Was mir dabei so aufgefallen ist, das will ich euch nun auch mal kurz anreißen.

Als erstes begrüßten uns [X]-RX oder so... Komischer Krach aus irgendwo, der zwar nicht sonderlich unterhaltsam war, aber zumindest wach machte. Wurde aber schnell wieder ignoriert und sich lieber anderen Dingen gewidmet, so zum Beispiel den immer wieder unterhaltsamen Staubkind. Auch hier hielt es mich nicht lange, was aber nicht an Louis und seinen Gesellen lag, sondern an frühmorgentlicher Unmotiviertheit. Gespielt wurden hier aber so Schmankerl wie Halt mich und Ein Traum der nie vergeht, hat sich also gelohnt. Auch Melotron sind immer ganz nett, habe ich aber nur am Rande belauscht. Im Ohr hängen geblieben ist hierbei aber das schöne Cover von Rio Reiser, Menschenfresser. Immer wieder geil der Song.

Kommen wir zum ersten absoluten Höhepunkt für meinereiner: Zeraphine! Was soll ich da groß sagen? schon vorher hatte ich mich wahnsinnig auf diesen Gig gefreut, und wie zu erwarten wurde man nicht enttäuscht. Sven gab sich gewohnt gut gelaunt, führte unter anderem einen wilden Kampf (Zitat: "Man könnte meinen, nach 3-4 Jahren als Sänger komm ich mit einem Mikroständer klar!") und erfreute das Publikum mit seiner begnadeten Stimme. Schon bei Nie mehr allein war Gänsehaut angesagt, ebenso bei Be My Rain, und auch sonst gab es einen bunten Mix aller Hits aus der bisherigen Zeraphine-Schaffensgeschichte. Beispiele gefällig? Louisa, Rain Falls, Tomorrows Morning... Es war einfach genial.
Ach, im Übrigen habe ich anschließend mit Sven auch noch ein schönes Interview geführt, was ich euch wohl bald hier auf Nightshade präsentieren kann.


Samsas Traum

Daraus folgend war der nächste Live-Act, den ich mir bewusst zu Gemüte führte, das fabelhafte Ensemble namens Tanzwut, welches seit seiner Neuformierung im letzten Herbst wieder große Präsenz zeigt. Und so war natürlich auch das Amphi wahrlich ein Fest für den Teufel, der mit seinem Gefolge solch illustre Stücke wie Ihr wolltet Spaß, Labyrinth der Sinne, Das Meer, Lüge, Bitte, Bitte und Vulkan aufspielte, in beeindruckender Form, trotz frühen Aufstehens.

Die anschließenden Legenden namens Die Krupps habe ich mir nur partiell angeschaut, weil hier strömender Regen für viel Nässe sorgte. Die alten Herren aber blieben tapfer und haben das Publikum ebenfalls mit ihren großen Hits zugeballert, so zum Beispiel Isolation, Crossfire, To The Hilt und Wahre Arbeit, wahrer Lohn.

Headliner des Samstags waren dann die von mir verehrten Deine Lakaien, die an diesem Abend zur Bestform aufliefen und knisternde Düsternis in den Abend bannten. Es gibt einfach Bands die mir nie langweilig werden, und eine solche hat sich eben um die Herren Horn und Veljanov geformt. Gespielt wurden unter anderem Into My Arms, Over And Done, Where You Are, Europe, Blue Heart und Return. Als Zugaben boten die Lakaien Songs wie Colour-Ize, Fighting The Green, Reincarnation und das einfach immer wieder traumhafte Love Me To The End.

Ein gebührender Abschluss für einen tollen Festival-Samstag, dem eine recht kurze Nacht folgte, um dann am Sonntag wieder frohen Mutes auf Musik-Schau zu gehen. Hier waren She´s All That der Opener, eine eigentlich ganz nette Kapelle, die aber meinen Begleitern nicht so zusagte und die wir uns deswegen erstmal sparten. Stattdessen sollte es Der Fluch im Staatenhaus sein, aber was das angeht, bin ich wohl etwas verflucht. Wie schon beim Autumn Ball vergangenes Jahr in Hannover, sah ich auch diesmal nur den letzten Song, den Werwolf halt.


Der Fluch

Kurz darauf sollte die Funkhausgruppe folgen, deren erstes (und womöglich auch einziges) Konzert hier auf dem Amphi stattfinden sollte. Das ist einfach dem Umstand gedankt, dass es sich hier um einen Zusammenschluss der vier Bands Welle: Erdball, Sonnenbrandt, Die Perlen und Hertzinfarkt handelt, die zusammen das wunderschöne NDW-Album Mono-Poly aufgenommen haben. Vier Bands logistisch zu einem Auftritt zusammen zu bekommen ist eben leider nicht so einfach. Um so schöner, dass ich DIESEN Gig nicht verpasst habe, auch wenn gerade hier der Technik-Teufel besonders gemein war. So hat der Tontechniker es über das gesamte Konzert nicht hinbekommen, das Mikro der einen Sängerin hochzuschrauben, wodurch man sie einfach nie gehört hat, was ebi speziell auf Gesang ausgelegter Musik gelinde gesagt Scheiße ist.
Das ändert aber nichts daran, dass dieser Auftritt natürlich ein ganz besonderer war, und die vier Combos mit insgesamt 12 Leuten auf der Bühne ein wundervolles Programm auf die Beine gestellt haben, bestehend vor allem aus Songs von Mono-Poly natürlich, darunter die Smasher Die Physiker, Tanzpalast und Der Computer Nr 3. Die Bühnenshow wurde mit viel Konfetti und Seifenblasen angereichtert, und ein sich weigernder Mac sorgte für zusätzlichen Spaß (Zitat Hones: "Ferdi, das ist nen Apple. Wofür brauchen wir den, wenn das alles live ist?"). Als Schmankerl für die zahlreichen Welle: Erdball-Fans vor der Bühne gab man zudem VW-Käfer zum Besten.


Dreadful Shadows

Der nächste Höhepunkt folgte auf dem Fuße: Ein weiteres Mal Sven Friedrich, doch jetzt mit den legendären Dreadful Shadows! Ich will dazu nun mal nicht zuviel erzählen, außer ein paar gespielte Songs: A Sea Of Tears, Burning The Shrouds, Dead Can Wait oder auch Desolated Home waren im Set. Zudem kam wie so oft bei Sven die Cover-Lust auf, so wurde neben Johnny Cash (Hurt) auch das wunderschöne True Faith von New Order neu interpretiert. Kurze Rede, langer Sinn: Es war perfekt!

Danach gings dann dochmal daran, das Programm im Staatenhaus zu begutachten - Normalerweise mag ich die stickige und viel zu dunkle Halle ja nicht. Aber In The Nursery lockte, eine Band die irgendwo in meine Jugend mal eine Rolle spielte und dann ein wenig vom aktiven Bildschirm bei mir verschwand. Begutachtet wurde dieser Auftritt nur kurz, was allerdings nicht an mangelnder Qualität lag... Tatsächlich haben In The Nursery überzeugt. Aber unsereins wollte halt auch das in diesem Jahr erstmals angebotene Café im Staatenhaus mal ausprobieren, und von dort aus konnten wir die Musik auch genießen. Besagtes Café ist übrigens ne super Sache! Tonnenweise Sitzplätze, das auch noch überdacht, Beschallung durch die Innenbühne in angenehmer Lautstärke... Es ist schön zu sehen, dass die Veranstalter sich jährlich noch was neues überlegen.


Agonoize

Anschließend stand Das Ich (ebenfalls im Staatenhaus) auf dem Pflichtprogramm. Wie viele ja sicherlich wissen, ist deren Sänger Stefan Ackermann derzeit schwer erkrankt, weswegen die Band nur ausgewählte Konzerte mit Gastmusikern spielt. Leider war auch hier die Soundabmischung so schlecht, dass es schon weh tat, weswegen wir auch nur ein paar Songs ausgehalten haben. Die illustren Gäste waren (wie schon auf dem WGT) Vic Anselmo und Myk Jung, beides wunderbare Künstler von denen ihr hier auf Nightshade schon häufiger gelesen habt, außerdem hat auch hier - tadaa - Sven Friedrich bei einem Song seine Stimme beigesteuert. Danach sind wir dann aber echt nach draußen geflüchtet, nicht weil die Band nix taugt (im Gegenteil), sondern weil es echt gruselig war, wie die Tontechniker hier "gearbeitet" haben.

So wurden Saltatio Mortis dann das Alternativprogramm, kein schlechter Ersatz, zumal ich deren Performance ja immer wieder liebe. Aber da ich die Spielmannen eben so oft schon gesehen hatte, wollte ich eigentlich mal im Staatenhaus abhängen, naja so kanns gehen. SaMo boten wie stets eine ausgelassene Party mit viel Publikumsinteraktion und Songs wie Wirf den ersten Stein, Uns gehört die Welt, Eulenspiegel (vom kommenden Album Sturm aufs Paradies), Prometheus, Manus Manum Lavat und zum Abschluss - obligatorisch - den Spielmannsschwur, der natürlich seitens des Publikums noch lange nachhallte. Anschließend begaben wir uns nochmal zum Essen, um uns danach dem finalen Höhepunkt zu widmen.


Saltatio Mortis

Und dieser hieß Subway To Sally. Es gab Phasen, da gingen diese etwas an mir vorbei, einfach weil ich mich seinerzeit an der Band "totgehört" hatte. Doch in letzter Zeit erfreue ich mich wieder an jedem Gig der Formatio um Frontmann Eric Fish, und so war es auch hier auf dem Amphi. Als gelungener und würdiger Headliner bot die Band nicht nur eine großartige Pyroshow, sondern eine Sammlung zahlreicher großer Hits, von denen ich nur mal Sieben, Kleid aus Rosen, , Veitstanz, Knochenschiff und Falscher Heiland nennen möchte. Das vom Publikum natürlich geforderte Julia und die Räuber wurde als letzte Zugabe abgefeuert, und mit lauten Chören hallte dieses noch lange nach.

Es gab noch andere Acts, die ich am Rande mitbekam, aber da waren die Eindrücke wirklich so vage, dass ich euch damit gar nicht zutexten will. Ein insgesamt doch recht großartiges Amphi nahm so sein Ende. Es war ein tolles Festival-Wochenende mit allem, was dazu gehört. Die ersten Bands für 2012 wurden dabei übrigens bereits auf Plakaten beworben - Mit (unter anderem) Mono Inc., Camouflage und den Sisters Of Mercy verspricht das kommende Amphi Festival ein regelrechtes musikalisches Spektakel zu werden! Ich hoffe, wir sehen uns da alle wieder!

Bildergalerien:
Samstag (by SemiD)
Sonntag (by SemiD)
Dreadful Shadows (by Otti)

Website:
www.amphi-festival.de

08/01/11 by Otti

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