Immer wieder dasselbe, man pellt sich aus seinem warmen Zelt und man kann es kaum fassen. Schon hat man den letzten Tag vor der Brust und man fragt sich: "Wer klaut einem eigentlich immer die Zeit auf einem Festival".“ Aber bevor endgültig Schluss ist für dieses Jahr warten ja noch so einige Bands auf einen die gesehen werden wollen. Das Wetter an diesem Sonntag war dann auch gnädig mit uns und Regen stand heute nicht auf dem Programm.
Dafür aber begann zur frühen Stunde das Restprogramm mit der jungen Band VANDERBUYST(12 Uhr...aarrgh) recht viel los im Amphitheater.
Die Band rockte ordentlich nach vorne los und die Stimmung stieg von Song zu Song. Ihr energiegeladenes und unbekümmertes Stageacting war echt ansteckend und die meisten Fans feierten zu früher Stunde die Holländer richtig gut ab. Ich fand zwar dass ihr Auftreten wilder war als die Musik, aber Fans von eingängigem Hard Rock wurden bestens bedient.
Die Stimmung konnten auch ENFORCER aus Schweden halten. Optisch wie musikalisch auch voll auf die 80er Jahre getrimmt eroberte die ebenfalls junge Band die Fans im Sturm. Sie huldigten mit ihrem Speed/Heavy Metal volle Kanne IRON MAIDEN und kamen trotzdem frisch und nicht altbacken rüber.
Auch ihre Performance war eine Augenweide und die Musiker gaben ohne Ende Fersengeld. Da war ganz schön was los auf der Bühne und ich bin mir sicher, dass beide Bands eine Menge neuer Fans dazu gewonnen haben. Von denen wird man sicher noch viel zu hören bekommen in der Zukunft!
Mit den Süd-Deutschen ATLANTEAN KODEX stand eine weitere Überraschung auf dem Plan. Sie überzeugten, das jetzt mehr als gut besuchte Halbrund, mit traditionellen, sehr epischen Heavy Metal der alten Schule a la MANOWAR und BATHORY. Zwar fiel das Stageacting etwas steif aus für meinen Geschmack aber für diese Art von Musik ist zügelloses Gebange wohl eher fehl am Platz.
Mag vielleicht auch daran liegen das man die Band selten auf einer Bühne erlebt und das Rock Hard Festival wohl auch ihre erste große Open Air Show darstellte. Auf alle Fälle verfielen nicht gerade wenige Leuten die epischen Hymnen von ATLANTEAN KODEX und unter viel Applaus wurden sie von der Bühne verabschiedet.
METAL INQUISITOR haben auch schon zweimal auf dem Rock Hard Festival ihre Duftmarke hinterlassen und auch die meisten Anwesenden wussten, dass die Band aus Koblenz ein unterhaltsamer Liveact ist. Die fünf Musiker leben und zelebrieren einfach Old School Metal pur und sind einfach eine ehrlich und authentisch aufspielende Truppe. Man kauft ihnen die tiefe Liebe und Zuneigung zum Metal einfach von der ersten bis zur letzten Note ab!
Auch ihr Bühnenpräsens macht mächtig Spaß und man kann immer über die lustigen Ansagen von Sänger El Rojo breit grinsen und zustimmend lachen. Hier stimmt wirklich einfach die Aussage zu mehr als 100%: „Das ist Musik von Fans für Fans“. Klasse Auftritt und immer wieder gerne METAL INQUISITOR!!!
Mit den Amerikanern ANACRUSIS geht dann eine Band ins Rennen mit der ich irgendwie nie richtig warm geworden bin. Obwohl man gerade bei mir mit Thrash Metal offene Türen einrennen kann waren mir ihre letzten beiden Alben Anfang der 90er zu technisch und anstrengend. Live hatte ich die Band auch noch nicht erlebt und somit ist dieser Gig nach ca. 20 Jahren Auszeit von ANACRUSIS meine erste Live-Erfahrung.
Sie spielten lediglich Songs von ihren letzten drei Scheiben "Reason" (1990), "Manic Impressions" (1991) und "Screams and Whispers" (1993). Zusätzlich gaben sie auch schon einen neuen Song zum Besten der sich nahtlos an ihr "altes" Material anschloss. Die vier Musiker waren super aufeinander eingespielt und brachten ihren technischen Thrash Metal gut rüber. Sänger/Gitarrist Ken Nardi begeisterte nicht nur mit seinem Gitarrenspiel sondern auch sein variabler Gesang hatte er bestens im Griff.
Der Mann hatte die ganze Palette drauf von melodiösem Klargesang über fieses keifen und dunkles Grunzen bis hin zu seinem hohen Schreien. Denn meisten Leuten gefiel was sie sahen und hörten und ich.....ich komme immer noch nicht mit ANACRUSIS Musik zurecht. Das soll aber nicht heißen, dass ihr Auftritt schlecht war, ganz bestimmt nicht. Das gut besuchte Amphitheater und viele abgehende Fans vor der Bühne waren der Beweis dafür, das ANACRUSIS nach ihrer langen Auszeit ein Live-Act sind der richtig gut abgehen kann. Vielleicht bin ich ja nur ein Kunstbanause!
VICIOUS RUMORS eilt schon immer der Ruf voraus, das sie einer der ehrlichsten und energiegeladenen Power Metal Band des Metal Universums sind und diesen Ruf wurden sie mehr als gerecht. Die amerikanische Antwort auf JUDAS PRIEST, so nenne ich sie immer, ging hier förmlich durch die Decke, wenn denn eine vorhanden gewesen wäre. Soviel Spielfreude und Power wie Band-Gründer und Gitarrist Geoff Thorpe und seine Mannen hier an den Tag legten war begeisternd und mitreisend zugleich.
Die Band brannte ein Hit-Feuerwerk ab, das es echt kein Halten mehr gab. Diese ganze Energie ging auch sofort auf das Publikum über das sofort zu den ersten Klängen von "Digital Dictator" steil ging und den Rest vom Gig aus dem feiern gar nicht mehr raus kam. Songs wie "Murderball", "Razorback Blade", "Out Of The Shadows", "Worlds And Machines", "Hellraiser" und "War-Soldiers Of The Night" feuerten ständig die Stimmung an. Auch Sänger Brain Allen tat sein bestes und entpuppte sich als würdiger Nachfolger vom verstorbenen Carl Albert und James Rivera. Zwar waren manchmal seine hohen Screams etwas zu hoch angesetzt so das sich mir manchmal die Nägel auf rollten aber der Mann sprang so wild und ausgelassen rum das man ihm nicht böse sein konnte.
Ich fand es zwar auch etwas befremdlich, dass er sich oft auf dem Boden wälzte, aber ich denk da ist bei dem Mann einfach mal der Gaul durch gegangen vor Freude über die großartigen Publikumsreaktionen! Auch ein Sprung in die Menge konnte der Mann sich nicht verkneifen! Geoff Thorpe übernahm alle Ansagen und wurde nicht müde zu betonen das VICIOUS RUMORS den Metal-Spirit noch lange am Leben erhalten werden auch wenn sich viele ältere Bands zur Zeit verabschieden wie die SCORPIONS oder auf Raten JUDAS PRIEST. Zum Ende feuerte der Gitarrist noch seine Gitarre in die Fans und ein mehr als denkwürdiger Auftritt ging zu Ende! Knaller!
OVERKILL konnten danach das Stimmungsniveau natürlich halten. Bei einer anderen Band hätte ich mir vielleicht Sorgen gemacht aber Bobby „Blitz“ Ellsworth, D.D. Verni und Co. sind auch immer eine Bank für ein intensives Live-Erlebnis! Ihr Auftritt wurde als Special-Set angekündigt, entpuppte sich aber (das soll hier keine Kritik sein) als Best-Off Programm alter Klassiker mit zwei neuen Songs wie "Ironbound" und "Bring Me The Night".
Sehr speziell war, das sie von ihrem ersten Demo "Power In Black" zwei Songs spielten, die so gut wie noch nie live präsentiert wurden. Darum waren "Deathrider" und "Within the Beast" schon was sehr Besonderes! Auch bekannte Kracher wie "Evil Never Dies", "Rotten To The Core", "Hello From The Gutter" und das schon lange nicht mehr Live gehörte "Skullcrusher" sorgten natürlich für Begeisterung im Pit und auf den Rängen. Das das Amphitheater super voll war, brauche ich ja gar nicht erst zu erwähnen. Zum Mitgröhlen hatten OVERKILL "In Union We Stand", "Old School" und wie immer "Fuck You" im Gepäck.
"Elimination" als wahrer Nackenbrecher noch dazu und die Metal Welt war in Ordnung. Die Band versprühte auch Spielfreude und Energie pur und „Blitz“ überzeugte wieder mal mit seiner prägnanten Stimme und wildem Stageacting. Er nahm sich zwar manchmal hinter der Bühne eine kleine Pause aber trotzdem ist der Mann immer noch so agil wie vor 20 Jahren. Man sollte immer bedenken der Gute ist Mitte 50 und steckt mit seinem Auftreten so etliche Jungspunde in die Tasche. Klasse Show und OVERKILL gingen als Tagessieger von der Bühne. Minimal vor VICIOUS RUMORS!
Vor DOWN wurden noch die Sieger des Karaoke Wettbewerbs gekürt. Dazu muss ich erwähnen, ich habe die Veranstaltung im Biergarten nicht verfolgt weil mich das ehrlich gesagt nicht sonderlich interessiert. Ist zwar seit Jahren eine beliebter Contest, stößt bei mir aber auf taube Ohren. Das dieses Jahr allerdings ein 11 Jähriger gewonnen hat der IRON MAIDENS´s "Fear Of The Dark" richtig gut rüber brachte hat mich dann doch gewundert. Hut ab davor und Respekt vor diesem Jungen!!!
Klasse Nachwuchs kann ich da nur sagen!
Mir persönlich wäre es ja lieber gewesen das DOWN vor OVERKILL gespielt hätten. Aber das liegt ja nicht in meiner Hand. Jetzt wurde musikalisch mehr auf die Bremse gedrückt und das Amphitheater wurde doch um einiges leerer. Auf Scheibe kann ich mich nicht so mit der Gruppe anfreunden aber live kommt das schon etwas mehr dynamischer und kantiger rüber.
Die "Super-Gruppe" um Aushängeschild Phil Anselmo (Ex Pantera), den beiden Gitarristen Kirk Winstein (Crowbar) und Pepper Kean (C.O.C.) spielten aber fett und tight auf und so einige schwere Killer-Riffs wurden uns noch um die Ohren gehauen. Die Stimmung war zwar nicht so überwältigend wie bei den beiden Bands zuvor, aber unten vor der Bühne sah man sehr viele hoch gereckte Fäuste und wehende Matten. DOWN sind wohl auch mehr Kopfkino als zum durchdrehen geeignet. Bassist Rex Brown (Ex-Pantera) war nicht anwesend und an seiner Stelle vertrat ihn ebenbürtig der Bassist von CROWBAR.
Soweit eigentlich alles ganz gut, aber die dauernde Rederei von Anselmo zwischen den Songs nervte. Oft einige Minuten lang redete und redete der Mann das man sich wünschte, das bei ihm mal jemand den Stecker zieht. DOWN hätten locker ein paar Songs mehr spielen können wenn Phil sich mal ein wenig zurück gehalten hätte. Zum Abschluss spielte die DOWN-Roadcrew den letzten Song zu Ende, während sich die Band vom Publikum verabschiedete.
Damit war dann auch leider Schluss mit dem Rock Hard festival und nicht wenige fuhren nach Hause und alle Fans die nochmal Gas geben wollten strömten ins Partyzelt und feierten munter weiter bis auch das Zelt irgendwann in der Nacht oder morgen die Pforten schloss!
Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr wo das 10 Jährige Jubiläum ansteht und sind gespannt was das ROCK HARD Team sich da ausdenkt, um uns zu schocken und zu erfreuen. Sehr schön war es mal wieder, auch wenn man sicher wieder viel zu diskutieren hat wer nächstes Jahr das Amphitheater rocken wird. Man darf gespannt sein! Salute!
Das Festival wurde auch dieses Jahr wieder vom ROCKPALAST gefilmt und wir bald als Dokumentation im Fernsehen gezeigt.
Der Termin der Ausstrahlung ist am Montag, 25. Juli 2011, 00.15 - 03.15 Uhr
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