"Gewöhnlich" wäre glaube ich das letzte, was man bei Eden weint im Grab erwarten darf. Die Meister der melancholischen Finsternis haben, seit ihrer Gründung schon, stets mit außergewöhnlichen Konzepten überzeugt. Vor allem das letzte Werk, Der Herbst des Einsamen - Eine Dekomposition der Lyrik Georg Trakls polarisierte und die Geister schieden sich daran, gerade weil die Umsetzung des Konzeptalbums in dieser Form einzigartig war. Man liebte oder hasste es, ich gehöre zu ersteren, nicht zuletzt weil gerade dieser Mut zu neuen Wegen heutzutage viel zu selten ist, weswegen eben Ewig auch als Band eine kostbare Ausnahmeerscheinung sind. Das neueste Werk Geysterstunde I - Ein poetisches Spektakel zu Mitternacht unterstreicht dies einmal mehr.
Schon vor ein paar Wochen hatte ich ja das Vergnügen, mit Mastermind Alexander Paul Blake im ausführlichen Interview über besagte neue Produktion zu reden und erhielt dabei tiefe Einblicke in die Hintergründe des Albums und auch der aktuellen Situation in der Band selbst - All dies in dieser Rezension nochmal wiederzugeben wäre natürlich müßig, am besten lest ihr euch das selbst durch und genießt.
Grundsätzlich handelt es sich bei Geysterstunde I, wie eben schon beim Vorgänger, um ein Konzeptalbum. Dunkel-morbide Geschichten, teils mit ernstem, teils auch mit sarkastischem oder humorvollem Hintergrund laden den geneigten Hörer zum berauschten Tanz in tiefster Nacht, umgeben von all jenen Gestalten, die sonst unsere Alpträume beherrschen. Das mag soweit nicht besonders neuartig zu klingen, aber Eden weint im Grab wären nicht sie selbst, wenn sie aus dieser Grundidee nicht auch das Beste herausholen würden. Mit der Erfahrung ihrer bisherigen Alben im Rücken haben die Berliner ein audiovisuelles Kopfkino ins Leben gerufen, welches mit finsteren Rock- und Metalklängen und allerlei einzigartigen Klängen eben jene Welt zum Leben erweckt, die zur Geysterstunde existiert.
Jeder Song für sich ist dabei ein ganz eigenes Kunstwerk, welches im Gesamtgefüge des Albums noch größere Entfaltung findet - Ein faszinierendes Stück Musikkultur, welches man einfach selbst verinnerlicht haben muss. Daher spar ich es mir, euch die Tracks zu beschreiben und lege euch den Kauf von Geysterstunde I - Ein poetisches Spektakel zu Mitternacht mehr als nur zwingend ans Herz. Fans dunkel-ironischer und hochgradig ausgefeilter Musikabgründe kommen an diesem Meisterwerk jedenfalls nicht vorbei.
Trackliste:
01. Geysterstunde
02. Moritat des Leierkastenmanns
03. Armee der Wiedergänger
04. Die Knochenmühle
05. Ein Requiem in Sepia
06. Feuer Inferno (Vision Swedenborgs 1759)
07. Nautilus
08. Der Galgenvogel
09. Gespenster-Revue im Theater Obszön
10. Friedhof der Sterne
11. Irrfahrt durchs Leichen-Labyrinth
12. Taphephobie
13. Tango Mortis (feat. Jan Lubitzki)
14. Der Nachtalb - Eine finstere Heimsuchung
15. Gang durch ein modriges Beinhaus
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Veröffentlichung: 06.05.2011
Stil: Gothic/Rock/Metal
Label: Winter Solitude/Danse Macabre
Website: www.edenweintimgrab.de
Website: www.myspace.com/edenweintimgrab
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