Remix-Alben sind in meinen Augen grundsätzlich immer eine zweischneidige Sache. Auf der einen Seite ist es ja schön, dass gerade im elektronischen Musiksegment soviel untereinander ausgetauscht wird - die Kunst des Anderen wird geschätzt und neu interpretiert. In der Rockmusik gibt es das auch, da nennt man das "Covern", wobei man hier natürlich zwischen denjenigen Musikern unterscheidet, die den Originalsong kopieren, und denjenigen die eine Grundidee überarbeiten - ähnlich eben einem elektronischen Remix. Während allerdings in der Rockmusik die Cover eher gelegentliche Hommagen sind, von Ausnahmen wie J.B.O. oder reinen Cover-Bands mal abgesehen, gehören die Remixe im Elektro-Segment zum guten Ton: Kaum ein Album kommt hier heraus, auf das die jeweilige Band nicht auch Adaptionen eigener Songs durch andere Künstler packt. Oder es gibt eben gleich ganze Longplayer voll mit solchen neuen Mixen, wie das vorliegende Stolz und Demut von Stereomotion.
Warum ich euch das alles erzähle? Weil es mich irgendwie nervt. Ja, ich hab mich schon mit vielen Musikern darüber unterhalten und ich kann durchaus verstehen, dass Remixen einen spannenden und wichtigen Aspekt ihrer Arbeit ausmacht - Aber mal ganz ehrlich, für einen Außenstehenden wirkt das doch oftmals so: "Mh, ich hab gerade keine neuen Ideen für Songs, muss aber was verkaufen. Also lass ich doch andere Musiker meine alten Ideen neu aufkochen und mach daraus nen Remix-Album!"
Natürlich ist das selten wirklich die Intention, auch bei Stereomotion kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen. Zumal Florian Jäger sich ja sogar nach dem letztjährigen Album Sehn:Sucht noch Verstärkung an Bord geholt hat: Christian Coburger von Access Denied ist nun auch festes Mitglied bei Stereomotion, das müsste ja eigentlich viele neue Ideen und Ansätze ins Songwriting einbringen.
Und doch enthält Stolz und Demut fast ausschließlich Remixe, fast alles natürlich Adaptionen von den Songs auf Sehn:Sucht. Wieso, das wissen wahrscheinlich nur Christian und Florian selbst.
Dabei ist Stolz und Demut in sich natürlich nicht schlecht, im Gegenteil. Ähnlich wie schon bei den Vorlagen auf Sehn:Sucht bergen auch die meisten der Rearrangements emotionale Tiefen und melancholische Finsternis, fernab vom gängigen Dunkel-Techno. Aber es ist eben auch nichts wirklich neues, was uns hier erwartet. Ich selbst kann das Album daher nur als Appetitanreger sehen, als Anheizer für ein hoffentlich bald erscheinendes komplett neues Werk. Zudem bin ich gespannt wie sich die Mitarbeit Christian Coburger auf den Sound von Stereomotion auswirkt - Eine Frage, die Stolz und Demut so leider gar nicht beantworten kann.
Trackliste
01. Anthem
02. Pride (Sleepwalk Mix)
03. French Kiss (Assimiliert von Retrogard)
04. Pride (EgoAmp Remix)
05. Lernen durch Verlust (Gezüchtigt durch Metastat)
06. Forgiven (Club Version)
07. On Your Knees (Menschliche Energie Remix)
08. Pride (Pala-Din´s Director´s Cut)
09. In God´s Name (Hunter remix by Concrete/Rage)
10. Sturm und Drang (Bleeve Effect Remix)
11. Without You (Forever)
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Veröffentlichung: 03.12.2010
Stil: EBM
Label: Danse Macabre
MySpace: www.myspace.com/stereomotion
Website: www.stereomotion.de
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