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So wie sich das Burgfolk-Festival in Mülheim an der Ruhr als feste Größe im
Festivalsommer etabliert hat, so hat es auch in meinem Herzen einen Platz eingenommen.
Nicht nur, dass mir das Vorjahres-Burgfolk in vielerlei Hinsicht neue Horizonte eröffnet
hat, es hat auch neue Menschen in mein Leben getragen. Somit stand für mich bereits sehr
früh fest, dass auch das diesjährige Burgfolk Festival einen sicheren Termin in meinem
Kalender bekommen wird und demzufolge wuchs auch die Vorfreude mit jeder angekündigten
Band. Zudem konnte ich mit meiner Euphorie auch meine liebe Mama anstecken, die extra aus
Berlin angereist war und damit das erste Festival ihres Lebens besuchte.
Das Burgfolk-Wochenende begann also für mich damit, meine Mutter vom Zug abzuholen und
mich gemeinsam mit ihr auf den Weg nach Mülheim zu machen. Dort angelangt, trafen wenig
später auch Ralle und Otti pünktlich ein und wir konnten gemeinsam den Einlass hinter uns
bringen, der wie immer gut organisiert war und problemlos voran ging. Etwas später fand sich dann auch Nadine bei unserem lustigen Grüppchen ein, die das ganze Wochenende damit verbrachte ein Interview nach dem anderen einzufangen. Damit wird also in Kürze für reichlich fesselnden und unterhaltsamen Lesestoff gesorgt sein - seid gespannt! Besonders freute mich dann, dass auch schon am Freitag pünktlich zur ersten Band Vroudenspil der
Innenhof gut mit Besuchern gefüllt war und sich eine fröhlich-erwartungsvolle Stimmung
breit machte. Die Münchener Freibeuter Vroudenspil war dann auch ein idealer
Opening-Act. Mit stimmungsgeladen-wilden, tanzbaren Melodeyen wurde man perfekt auf ein
folkig-metallisch-mittelalterliches Konzerterlebnis eingestimmt. Mit ihrer guten Laune
und der mitreissenden Spielfreude haben Vroudenspil mich live komplett überzeugt
und ich kann nur hoffen, dass sich ganz bald wieder die Chance ergibt, ihnen zu
lauschen.
Im Anschluß an Vroudenspil hatten bereits Nachtgeschrei ihren Auftritt -
eine Band, die mich sowohl zuhause als auch live begeistern kann und dies auch beim
Burgfolk wieder bewiesen hat, auch wenn ich schmollend zur Kenntnis nehmen musste, dass
sich Hotti und Co. geradezu skandalöserweise entschieden hatten Der Meister - mein
Lieblingsstück von ihnen - nicht in der Setlist zu haben. Nichts desto trotz wurde ich
mit Niob und Windstill durchaus entschädigt und mit dem letzten Song
Glut In Euren Augen im Grunde auch wieder versöhnt. Mehr kann man dazu
eigentlich auch kaum sagen: Nachtgeschrei rocken live gewaltig und haben grandiose
Songs im Repertoire - dieser Band muss meiner Meinung nach noch viel mehr Aufmerksamkeit
zuteil werden.
Über selbiges kann sich die nachfolgende Band Alestorm sicherlich nicht
beschweren. Bereits beim Soundcheck stapelte sich das Publikum vor der Bühne in
drängender Erwartung der schottischen Piraten-Metaller und keiner von ihnen sollte
enttäuscht werden. Ich muss zugeben, dass auch meine größte Erwartungshaltung am Freitag
Alestorm galt und so erwischte ich mich bereits lange vor dem Burgfolk-
Termin dabei, selbst auf der Arbeit fröhlich "Make that bastard walk the plank, with a
bottle of rum and a yohoho" einzustimmen, was mir den ein oder anderen eigentümlichen
Blick von Kollegen bescherte. Letztlich war es das und noch viel mehr wert, denn
Alestorm hielten live, was sie auf CD versprechen - grandioser, gut gelaunter
Metal, der einem ein Lachen ins Gesicht, Sterne in die Augen und Tanzlaune in beide Beine
zaubert. Völlig egal, ob es Over The Seas, Wolves Of The Sea oder
Captain Morgan´s Revenge war, Alestorm hatten Mann und Maus fest in ihrer
Hand und wohin man auch schaute, Pommesgabeln wurden gen Himmel gereckt und Matten
geschwungen. Höhepunkt war dann natürlich das immer wieder lautstark von Fans
eingeforderte Keelhauled - für mich unangefochten der Act des Freitag!
Alestorm
Anschließend folgte eine etwas längere Umbaupause, die auch nötig ist, wenn die Könige
der Spielleute Corvus Corax mitsamt ihren Instrumenten eine Bühne entern. Dennoch
wurde fast pünktlich mit dem Headliner-Konzert des ersten Burgfolk-Tages begonnen.
Ich nutzte die Gelegenheit und brachte während des Auftrittes Flyer zu Die Zwerge - Live! an den Mann und
natürlich auch an die reichlich anwesenden Damen. Während Otti im Laufe des Tages bereits
Teufel und Castus von Corvus Corax getrennt von einander mit Fragen gelöchert
hatte, machte ich mich so nützlich und genoß dabei Stücken wie Mille Anni Passi
Sunt, In Taberna oder Filii Neidhardi zu lauschen und zwischen den
tanzenden und feiernden Besuchern die gute Stimmung einzufangen. Nachdem auch die letzten
Töne von Corvus Corax verklungen waren, wurde sich verabschiedet und der Heimweg
angetreten, um in der kurzen Nacht doch etwas an Schlaf zu bekommen. Immerhin sollte der
Samstag doch um einiges länger werden.
Besagter Samstag weckte mich dann mit freundlichem Sonnenschein und versprach vom Wetter
noch besser zu werden als der Freitag, obgleich der mit nur wenigen kleinen Schauern doch
von einem gutmütigen Wettergott mit Herz für gute Musik gezeugt hatte. Ein leckeres
Frühstück und eine Dusche später waren wir wieder unterwegs zum Schloß Broich, wo gegen
13 Uhr Versengold den zweiten Festivaltag eröffneten. Die dreiköpfige
niedersächsische Spielleut-Formatio war mir bis dato nur namentlich bekannt und so ließ
ich mich überraschen, was da wohl auf mich zukommt. Zunächst einmal sei gesagt, dass
Versengold aktuell auf der Suche nach einer Sopranistin sind und beim Burgfolk von
Brigitta von den Irrlichtern unterstützt wurden, die sich für meinen Geschmack
wundervoll einfügte und stimmlich glänzend überzeugte. Den für mich gänzlich neuen Songs
gelang problemlos dasselbe. Ob Oh Adelsmann oder Einerley - die Stücke
machen genau wie Versengold insgesamt Spaß.
Nun sollte eigentlich die aus Bulgarien stammende Band Irfan ihren Auftritt haben,
doch bereits einige Tage vor dem Festival wurde die Absage der Combo kundgetan. Für mich
war dies ein Glücksfall, denn als wunderbarer Ersatz wurden Elane präsentiert. So
zauberhaft wie die Sängerin Joran Elane, so zauberhaft sind auch die Melodien, mit denen
Elane einen gänzlich gefangen nehmen. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass es
zu diesem Zeitpunkt bereits dunkel gewesen wär, um sich noch besser den elfenzarten
Liedern hinzugeben und von Träumen wegtragen zu lassen, reichten Stücke wie The Night
I Left und Paperboat & Silverkite problemlos aus, um mir eine schöne Gänsehaut
zu verpassen. Gleichzeitig erlebte ich meinen ersten Ausflug in einen richtigen
Fotograben, dem ich mit Spannung und Aufregung entgegen gesehen hatte.
Elane
Das Erlebnis wiederholte sich anschließend auch bei den Folk-Punkern Bleeding
Hearts. Als diese für das Burgfolk angekündigt wurden, schnupperte ich auf dem MySpace der Briten
in ihre Musik rein und war vom ersten Ton an begeistert. Eine grandiose Mischung aus
schnoddrigem Punk-Rock und Folk, der man sich nicht entziehen kann. Folglich hatte ich an
den Auftritt der Bleeding Hearts große Erwartungen geknüpft und wurde in keiner
Sekunde enttäuscht. Die Performance rockte so, wie man sie von guten Punx erwartet und
jeder einzelne Song war ein wahrer Ohrenschmaus! Welcome To The Modern World,
The Damage You Do, Democracy oder auch Drinking Song - wer die
Jungs nicht live erlebt hat, sollte das dringend nachholen. Uneingeschränkt zu
empfehlen!
Mit etwas weniger Druck nach vorn ging es nun weiter. Die schwedischen Folk-Rocker von
Fejd hatten scheinbar eine enorme Fanbase mobilisiert, denn Chants des Bandnamens
vor und während des Auftritts zeigten deutlich, dass die Gruppe rund um die
unverkennbaren Brüder Patrik und Niklas Rimmerfors sehnlichst erwartet wurde. Fast
schüchtern wirkten die Brüder auf der Bühne und dennoch war ihr Auftritt eindringlich und
ihre wunderbaren Nummern Strom, Svanesang oder Morgonstjärnan
dürften wohl den meisten in guter Erinnerung bleiben.
Die folgende Umbaupause nutzte ich, um ausgiebig mit Otti darüber zu streiten, ob er oder
ich das Anrecht bekommen würde die göttlichen Feuerschwanz abzulichten.
Erwartungsgemäß setzte sich der größere Dickkopf durch und die Klügere blieb maulig
zurück. Sobald jedoch der Hauptmann nebst geilem Haufen die Bühne betrat war alle
Maulerei schnell vergessen. So voll wie in diesem Moment hatte man den Platz vor der
Bühne am Samstag noch nicht gesehen und ich möchte hier ganz klar ausführen, dass dies
auch wohlverdient war. Feuerschwanz sind aus meiner Sicht nicht nur musikalisch,
sondern selbstverständlich auch vom Entertainment-Faktor eine Klasse für sich und das
haben sie auch beim Burgfolk erneut eindrucksvoll bewiesen.
Feuerschwanz
Nachdem ich bei den Schweizer Folk-Metallern Eluveitie das ein oder andere Bild
gemacht hatte, nutzte ich die sich bietende Pause dazu, endlich eine Kleinigkeit zu essen
und zu trinken. Erwähnt sollte werden, dass Eluveitie ein Akustik-Set gespielt
haben und so natürlich viel mildere Töne anschlugen, als man sie eigentlich von ihnen
gewöhnt ist. Der Auftritt war dennoch sehens- und hörenswert, auch wenn mir der Sinn in
dem Moment nach etwas mehr "Krach" gestanden hätte.
Der letzte Auftritt des Abends und somit die Festival-Pole-Position gehörte wohlverdient
den aktuellen Überfliegern Saltatio Mortis. Was auch immer sie anpacken wird
derzeit ein Erfolg - ob das aktuelle Rockalbum Wer
Wind Saet, ihre Live-Mittelalter-Scheibe Manufactum II, AUftritte auf den größten Festivals und ihre
regelmäßigen Shows auf den Mittelalterlich Phantasie Spetaculum-Terminen - sie
werden gefeiert, umlagert und bejubelt. Da machte auch das Burgfolk keine Ausnahme. Das
Konzert war kraftvoll und mitreissend, wie man es von den Totentänzern gewöhnt ist -
Alea und Co. wissen es jedes Publikum für sich einzunehmen. Diesmal gab es jedoch einen
Unterschied zu den vergangenen Saltatio Mortis Performances, von denen ich in diesem
Jahr schon eine ziemliche Zahl gesehen habe. Dieser Unterschied mag nur 1,54m groß sein,
aber im Musikgeschäft ist sie eine ganz Große: nachdem die ersten Töne von Salome
erklangen, betrat Alea´s Duett-Partnerin Doro Pesch die Bühne und performte
(meines Wissens nach) zum ersten Mal live auf der Bühne den von ihr eingesungenen Part
des Stückes. Ein wunderbarer Moment, in dem auch dem sonst so coolen Alea anzumerken war,
wie begeistert er war. Das Publikum, inklusive mir, quittierte die gelungene Überraschung
mit frenetischem Jubel. Auch Saltatio Mortis wurden nach ihrem Auftritt noch
lautstark zur Zugabe überredet und boten zusammen mit Doro und dem Hauptmann, nebst Prinz Hodenherz von Feuerschwanz, die Saltatio Mortis beim Spielmannsschwur noch einmal unterstützten, diesem Burgfolk ein erinnerungswürdiges Ende.
Saltatio Mortis mit Doro Pesch & Hauptmann Feuerschwanz
Galerien zum Burgfolk 2010:
Galerie - Burgfolk 2010: Alestorm
Galerie - Burgfolk 2010: Bleeding Hearts
Galerie - Burgfolk 2010: Corvus Corax
Galerie - Burgfolk 2010: Elane
Galerie - Burgfolk 2010: Eluveitie
Galerie - Burgfolk 2010: Fejd
Galerie - Burgfolk 2010: Feuerschwanz (1)
Galerie - Burgfolk 2010: Feuerschwanz (2)
Galerie - Burgfolk 2010: Nachtgeschrei
Galerie - Burgfolk 2010: Saltatio Mortis
Galerie - Burgfolk 2010: Vroudenspil
Galerie - Burgfolk 2010: Freitag (by HerInfernalMajesty)
Galerie - Burgfolk 2010: Samstag (1) (by HerInfernalMajesty)
Galerie - Burgfolk 2010: Samstag (2) (by HerInfernalMajesty)
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Weitere Beiträge zu Burgfolk 2010:
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