In welche Bresche Unherz schlagen ist so offensichtlich, dass entsprechende Vergleiche natürlich überall und immer wieder auftauchen: Irgendwo zwischen den Onkelz und Frei.Wild bewegt dich der unherzliche Deutschrock. Den Schubser ins Rampenlicht haben sie jedoch einer ganz anderen Combo zu verdanken: Als Freunde von Crematory durften Unherz diese schon mehrfach supporten, und sich somit einem breiten Publikum präsentieren - Das Ergebnis: Ein Plattendeal mit Massacre Records und scharenweise lobhudelnde Fans, die begierig auf ein erstes unherzliches Album warten. Unherzlich willkommen! heisst es dann auch Ende August, wenn besagter Erstling erscheint. Und dieser wird den ersten Hunger der Fangemeinde hoffentlich stillen.
Unherzlich willkommen! das sind 10 Tracks mit knapp über 40 Minuten Spielzeit, also eigentlich nicht viel. Doch in der Kürze liegt bekanntlich die Würze, oder? Tatsächlich bedienen Unherz vor allem diejenigen Klischees, welche ihre großen Vorbilder geprägt haben. Bereits schon seit ein paar Monaten gibt es Zwanzigzehn zum Gratis-Download - Eine Fußballhymne anlässlich der WM, ganz in Erinnerung an ein gewisses Lied über die WM in Mexico seinerzeit. Natürlich gibt es eine Hasstirade gegen pädophile Priester (Die Bestie) und jede Menge Selbstbeweihräucherung, wie beim Opener Sünder vor dem Herrn und natürlich vor allem dem obligatorischen Unherz-Bandsong.
Das klingt wie Kritik? Einfallslosigkeit seitens der Band? Weit gefehlt, denn tatsächlich ist es genau das, was vielen seit dem Wegfall der Böhsen Onkelz fehlt. Frei.Wild haben sich bereits sehr erfolgreich jener Klischees bedient, Unherz sind auf dem besten Wege dahin. Wer dreckigen Deutschrock mag, wird bei diesem Quartett definitiv fündig.
Kritik üben kann man bei Unherzlich willkommen! eher an der zu farblosen Produktion. Die Musik als solche schreit förmlich nach rotzigen Distortions, nach dahin gespiehenen Vocals... Das Unherz-Debüt klingt hier deutlich zu sauber. Davon abgesehen aber rocken die Jungs, auf eine gewohnte und eingängige Art und Weise. Die Zeit heilt alle Wunden ist ein kleines Meisterwerk, Amok ein pointierter Kracher und auch die restlichen Songs als solche geben sich keine Blöße, sondern haben allesamt Charakter. Insgesamt zeugt Unherzlich willkommen! jedenfalls deutlich von Potential, welches wahrscheinlich live noch um einiges eindrucksvoller daher kommt. Und mit ein wenig mehr Mut zu echter Wut dürften auch zukünftige Releases richtig geil werden.
Trackliste
01. Sünder vor dem Herrn
02. Die Bestie
03. Zwanzigzehn
04. Therapie
05. Die Zeit heilt alle Wunden
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06. Amok
07. Dem Tod so nah
08. Verschenkte Jahre
09. Inferno
10. Unherz
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Veröffentlichung: 27.08.2010
Unherz - Website
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