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Schloß Broich, Mülheim an der Ruhr, 30.06.2007
Etwas gehetzt, aber fast pünktlich, kam ich um kurz nach eins auf dem Gelände von Schloß Broich in Mülheim an. Völlig ungeplant und unerwartet lief mir dort als erster mein Chefredakteur über den Weg. Die interne Kommunikation bei Nightshade ist wohl noch etwas verbesserungsfähig, aber wir arbeiten dran... (g) Auf die Aufgabenverteilung für den Rest des Tages hatten wir uns dann schnell geeinigt: Otti Interview, Belter Fotos, Ralle Text.
Als erste Band boten die Pussybats kernigen Goth-Rock der härteren Sorte. Trotz undankbarem frühen Auftrittstermin boten sie eine energiegeladene Performance, die schon viele Zuschauer vor die Bühne lockte. Mehr zu der Band kann euch sicher Otti erzählen, der sie im Anschluss an die Show interviewt hat.
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Pussybats
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Startnummer Zwei belegten die Metallspürhunde aus der Schweiz, die mir von Bochum Total noch in guter Erinnerung geblieben waren. Auch in Mülheim enttäuschten sie nicht und präsentierten Elektro-Rock mit kritischen, bissigen Texten.
Metallspürhunde
Otti gab mir den Tipp, mal besonders auf die dritte Band zu achten. Coppelius waren mir bis dahin völlig unbekannt. Der Tipp war dann Gold wert, denn die Band aus Berlin entpuppte sich als Gesamtkunstwerk, dass mich vom ersten Augenblick an begeisterte. Die sechs Herren - angeblich mit der Kutsche angereist - boten in Zylinder und Gehrock Rockmusik mit "klassischen" Instrumenten. Dabei übernehmen zwei Klarinetten die Funktion, die in einer konventionellen Rockband üblicherweise die Gitarren haben. Klingt ungewöhnlich, funktioniert aber sehr gut. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass die Musiker ihre Instrumente wirklich virtuos beherrschen. Härtemäßig irgendwo zwischen Chamber und Haggard angesiedelt, entpuppte sich der Auftritt von Coppelius als überraschend schweißtreiben. Textlich gaben Coppelius wilde Mord- und Schauergeschichten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert zum Besten, moderiert von ihrem Conferencier und seinen altertümlichen Ansprachen. Dabei macht der ironische Umgang der Band mit vergangenen Zeiten einfach nur Spaß. Und da trotz aller historisierenden Clownereien die Musik nie zu kurz kommt, kann es nur heißen: Daumen hoch für Coppelius!
Verehrer des norwegischen Zeremonienmeisters mögen es mir verzeihen, aber beim Namen "Gothminister" muss ich immer an den "Minister of Magic" aus Harry Potter denken. Diese zugegebenermaßen völlig unqualifizierte Bemerkung ist leider fast das einzige, was ich zum Auftritt von Gothminister beitragen kann. Der bleichgeschminkte Finstermann zelebrierte seinen heavy-lastigen Düsterrock gekonnt und druckvoll. Da ich gedanklich aber noch völlig von Coppelius gefangen war, ging der Auftritt leider etwas an mir vorbei.
Gothminister
Mit ihrem zuckersüßen Steinbeißer-Grinsen im Gesicht und gekleidet in ihr rotes Waller-Gewand schwebte dann Liv Kristine von Leaves´ Eyes auf der Bühne ein. Das norwegisch-deutsche Familienunternehmen bot in gewohnter Qualität die Balladen und Wikinger-Epen der Alben "Lovelorn" und "Vinland Saga" dar. Ein besonderer Favorit von mir - gerade live - ist immer "Ocean´s Way", wenn Livs Elfengesang und die Shouts von Ehemann Alex Krull sich über den Wellen des aufgepeitschten Meeres die Hand reichen. Aber auch an den anderen Stücken gab es musikalisch mal wieder nichts zu meckern. Ich würde mir nur manchmal wünschen, Liv Kristine würde ihr Elfengezirpe einmal kurz sein lassen und richtig abrocken. Ich schreib´s mal in mein Wunschbuch für die gute Rock´n´Roll-Fee.
Zwischendurch verkündete Alex Krull noch, dass die Band gerade eine Live-DVD vorbereitet. Dann kann man nur hoffen, dass ein paar Impressionen vom wunderschönen Schloß Broich auch ihren Weg auf die Scheibe finden werden.
Mit besonderer Spannung hatte ich den Auftritt der Letzten Instanz erwartet, da es für mich der erste Auftritt mit dem - nicht mehr ganz so neuen - Sänger Holly sein würde. Nun, mit seiner sympathischen Stimme und souveränem Auftreten konnte Holly meine Erwartungen voll und ganz erfüllen. Zu meiner großen Freude brachte die Band auch eins meiner absoluten Lieblingsstücke - "Kalter Glanz" - zum Vortrag, leider ohne Marta Jandová. Vielleicht hätte Liv Kristine ja als Duettpartnerin zur Verfügung gestanden, wenn man sie gefragt hätte. Aber da hätte sie ja rocken müssen (fg).
Nun ja, war trotzdem klasse. Der eigentliche Höhepunkt des LI-Auftritts war aber das Medley aus "Rapunzel" und "I was made for loving you". Mittels hochgehobener Transparente wurde der Text des Kiss-Klassikers zum Mitgröhlen "eingeblendet" - "Dü dü dü dü dü dü dü dü dü". Und da lag ich dann vor Lachen vollends auf dem Boden... Pruuuuuuust!
Unbestrittener Headliner des Tages waren Tanzwut, die dem wunderschönen Festival-Tag zu einem energiegeladenen, lauten Abschluss verhalfen. Laut, wild kostümiert und spieltechnisch brillant zog die wilde Bande mal wieder alle in ihren Bann. Getreu ihrem Namen weckten Tanzwut bei jedem noch die letzten Reste an vorhandener Bewegungsfreude. Und so ging dann auch der schönste Tag leider irgendwann zuende. Da freut man sich ein Jahr drauf, und dann ist es in Nullkommanix wieder zuende - heul!!! Aber zum Trost bleibt ja die Vorfreude auf das Burgfolk-Festival, welches sich in wenigen Wochen am gleichen Ort zutragen wird.
Mehr Bilder zum Festival
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