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E-Tropolis 2010: Berlin elektrisiert

Wie die Zeiten sich ändern... Hätte man mir vor zehn Jahren erzählt, dass ich irgendwann zu einem reinen Elektro-Festival gehen und dort auch noch Spaß haben würde, dann hätte ich wohl laut losgelacht. Damals war für mich Musik meist mit Gitarren verbunden, und vor allem Industrial fiel für mich unter die Kategorie "Techno-Krach". Doch zum Glück ist Mensch ja entwicklunsgfähig, oder sollte dies zumindest sein. Als ich dann die Gelegenheit bekam, bei meinem geplanten Berlin-Aufenthalt auch das E-Tropolis Festival 2010 mitzunehmen, musste ich nicht lange überlegen. Gerade Bands wie DAF oder KMFDM fehlten längst in der Liste der Acts, die ich live sehen durfte, und auch sonst versprach das gebotene Programm einen ganzen Tag voll von Party und Unterhaltung.

Schwierigstes Unterfangen zunächst war hierbei die Anreise. Ich hatte zwar mit Martina eine ortsansässige Begleitung... Da diese jedoch an jenem Samstag noch arbeiten musste, kam sie erst später nach. So musste ich den Weg vom Ostberliner Stadtteil Köpenick zum Columbiapark, wo das E-Tropolis stattfinden sollte, ganz alleine bewältigen. Versteht mich nicht falsch, ich komme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der Hauptstadt in der Regel recht gut zurecht, nur bei den Bussen habe ich bis heute nie geschnallt wann ich welchen nehmen muss. Und genau das war aber der beste Weg, um pünktlich mit nicht zu großem Zeitaufwand von A nach B zu kommen. Einem engagierten Busfahrer habe ich es dann auch verdanken, dass diese Mission ein gutes Ende fand.


Combichrist

Das E-Tropolis fand in diesem Jahr übrigens zum ersten Mal statt. Ursprünglich hatten die Veranstalter es eigentlich in der Zitadelle Spandau ausrichten wollen, doch Aufgrund logistischer und organisatorischer Vorzüge wurde dann das Ganze doch in den Columbiapark verlegt. Vorteile: 2 Bühnen statt einer, keine Sperrzeit (bei der Open Air-Zitadelle hätte um 22 Uhr Schluss gewesen sein müssen) und die Indoor-Stages versprachen sowohl Schutz vor der Witterung, als auch eine eindeutig stimmungsvollere Athmosphäre für düstere Industrial- und Electro-Konzerte.
Generell war die Aufteilung des Geländes optimal. In der Columbiahalle spielten die Hauptacts, im C-Club wurde Newcomern und aufsteigenden Bands die Chance gegeben, sich zu präsentieren. Dazwischen befindet sich ein Innenhof, wo an diesem Tage Verkaufs- und Nahrungsstände angesiedelt waren, wobei letztere den wohl einzigen großen Kritikpunkt am E-Tropolis 2010 darstellen. Ein Stand mit Pizza und ähnlichem Zeug war hier zu finden, im abseits gelegenen "Biergarten" gab es noch einen Stand, der Gegrilltes anbot, aber chronisch Probleme hatte Nachschub zu besorgen. Wenn man sich hier für ein Würstchen anstellte, konnte es passieren, dass man eine halbe Stunde später plötzlich irgendetwas anderes auf dem Teller hatte, weil die Würstchen sich in der Zwischenzeit und bei dem übermässigen Andrang einfach mal ausverkauft hatten. Also: Im nächsten Jahr bitte 1-2 Essensstände mehr anwerben - Dann passiert sowas nicht.

Lobenswert erwähnen muss ich an dieser Stelle auch den unglaublich motivierten Toilettenmann auf dem Herrenklo. Wenn er gerade nicht mit Putzen beschäftigt war, stand er freudig lächelnd da und hat jedem persönlich Handtuchpapier in die Hand gedrückt. Soviel Spaß am Job und Einsatz... da floss das Trinkgeld dann natürlich. ;)

Dass der Veranstalter Protain zu den erfahrensten und professionellsten in der Szene gehört, wurde ebenfalls erneut unter Beweis gestellt. Schon früh kündigte man an, dass eine Leinwand für die an diesem Tage stattfindenden Achtelfinalspiele der FIFA WM 2010 angeboten würde. Statt sich also einen Konkurrenzkampf mit König Fussball zu liefern, wurde der Sportleidenschaft auf dem Festival gefrönt - wenn man denn wollte. Ich selbst habe mir das an diesem Tag erspart, da die Deutsche Nationalelf eh erst am Sonntag ihren beeindruckenden Auftritt gegen England hatte, aber wie ich mitbekam, wurde dieses Zusatzangebot durchaus von einigen genutzt.

Kommen wir nun zu etwas völlig anderem...

Musik, ja genau, tatsächlich haben auf diesem Festival auch Bands gespielt - und zwar nicht gerade wenige. Ich konnte mir leider längst nicht alle anschauen, einfach weil das zu purer Bühnen-Switcherei geführt hätte und ich zudem die Erfahrung gemacht habe, dass man auch als Pressevertreter zwischendurch mal Pause braucht. Stupides Bandabgeklappere macht ein Festival zum Stressfaktor, wodurch die Berichterstattung letztlich negativer ausfällt und sicher nicht der Erfahrung des durchschnittlichen Besuchers entspricht.
Zudem hatte ich dummerweise sämtliches Notizmaterial vergessen, ihr müsst also nun mit meinen Eindrücken auskommen und auf Tracklistings etc verzichten. ;)


DAF

Patenbrigade: Wolff:
Die "Ostberliner Bauarbeiter" machten den Opener, und ich kann Moderator Honey nur zustimmen: Für dieses Festival hätte es wohl keinen besseren geben können. Schon seit vielen Jahren bezaubert die Patenbrigade Jung und Alt mit ihrer einzigartigen Baustellen-Ästhetik, welche auch auf der Bühne mittels Kleidung, Schildern und Absperrbändern eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Mit Stücken wie Gefahrstoffe und Turmdrehkran haben sie sich unlängst auf die Tanzflächen der Welt gespielt, und auch hier auf dem E-tropolis 2010 machten sie eine gute Figur.
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KMFDM
Voller Power, wie man es erwarten durfte, präsentierten sich auch KMFDM. Vor allem Lady Lucia fegte wild über die Bühne und ließ mit ihren Showeinlagen wohl manchem männlichen Zuschauer das Herz höher schlagen. Gerade hier war jedoch die Bühnenausleuchtung leider sehr mager, für mich als Fotografen natürlich schade. Der Show hat das so aber keinen weiteren Abbruch getan.
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She´s All That
Für das spacige Trio bin ich dann auch gleich mal rüber zum C-Club gewandert. Warum? Reine Neugier. Bisher hatte ich von She´s All That so rein gar nichts gehört, das sollte sich ändern. Seltsame Alien-Masken, Raumfahrer-Outfits und dazu stimmiger Sound, der zum Tanzen und Feiern einlädt - Die Jungs kommen auf jeden Fall auf meine Watch-Liste.
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Cyborg Attack
Ebenfalls im C-Club enterten dann auch Cyborg Attack die Bühne. Hier musste ich vorher versprechen, nichts Schlechtes zu schreiben... Aber warum auch? Die Band hat an diesem Abend erneut bewiesen, warum sie zurecht auf solch großen Festivals spielen dürfen. Knallharte Industrial-Klänge gehören genauso zu ihrem Repertoire wie sanftere Electro-Töne, und das Ganze wird professionell und voller Elan live vorgetragen. Was will man mehr?
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Cyborg Attack

DAF
Zwiespältige Gefühle hingegen hinterließ der Auftritt von DAF. Diese einmal live zu sehen, war für mich die größte Vorfreude aufs E-Tropolis, schließlich hat das Duo mit Hits wie Der Mussolini und Alle gegen alle Musikgeschichte geschrieben, ist aber nur noch selten auf Konzertbühnen zu finden. So war es natürlich eine tolle Erfahrung, diese Songs mal live zu erleben, auf der anderen Seite aber waren DAF auch wieder der Beweis, dass zwei Leute zu wenig sind um eine riesige Konzerbühne mit Leben zu füllen. Sänger Gabi Delgado gab natürlich alles, rannte herum wie ein Duracell-Bunny und hatte sichtlich Freunde daran, sich und das Publikum mit Wasser zu begießen... Viel mehr tat sich allerdings auch nicht. Musikalisch sind DAF natürlich nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung.
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Covenant
Was soll ich zu Covenant noch schreiben? So oft gesehen, und jedesmal liebe ich die Jungs mehr. Wer noch kein Konzert von den Schweden erlebt hat, sollte dies dringendst nachholen - Das spricht für sich!
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Combichrist
Diese sollte die letzte Band für mich an diesem Festival-Tag werden, und die Überraschung war ausgesprochen positiv. Vom Band zählen sie schon lange zu meinen absoluten Industrial-Favoriten, aber meinen bisher einzigen Live-Eindruck hatte ich vor einigen Jahren auf dem WGT, udn da war ich seinerzeit doch etwas enttäuscht. Um so freudiger stellte ich fest, wie sehr Combichrist sich in Sachen Performance weiterentwickelt haben. Vor allem die drei Drummer zeigten sich dermaßen brutal und energisch, dass es einem Angst und Bange um die armen Schlagzeuge werden musste... Wo manch andere Electro-Bands immer noch nicht verstanden haben, dass Bühnenshows zum Konzerte geben dazu gehören, bewiesen Combichrist, dass sie ihr Tun vollkommen verinnerlicht haben. So muss ein solcher Gig aussehen!
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Im Anschluss an Combichrist kamen dann noch Hocico, aber mein Konzertbedarf war für diesen Tag gedeckt. Stattdessen haben Martina und ich noch eine Weile die Aftershow-Party mit DJ Honey genossen, um dann auch irgendwann den Heimweg anzutreten, der in meinem Fall allein schon über eine Stunde dauern sollte.
Mit Sicherheit hat das E-Tropolis Festival 2010 mit dazu beigetragen, dass sich meine Berlin-Reise gelohnt hat. Zwar bin ich nach wie vor nicht unbedingt der Cyber unter den Gothics, aber abwechlsungsreiche Acts, professionelle Organisation und eine tolle Location waren eine ideale Grundlage für dieses Festival, welches sich nun wohl offenkundig als feste Reihe und Institution etablieren wird. Die nächste Ausgabe ist bereits für den 03. September 2011 am gleichen Ort geplant.

www.etropolis-festival.de

07/10/10 by Otti

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