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Es ist wieder so weit. Otti schreibt einen Bericht, und wieder stehe ich vor dem Problem: Wie fange ich an, und was soll ich überhaupt schreiben? Ach ja, es geht um das 1. Gothic Aid Benefiz-Festival, welches ja im Vorfeld groß von uns angekündigt wurde. Ich war da! Ja ehrlich! Aber wer sonst noch da war, hat mich sicher eh irgendwo gesehen, bin da schließlich wie ein Wilder von A nach B gerannt, hab Fotos gemacht und dem Gerstensaft gefrönt.
Aber fangen wir mal am Anfang an. Wie schon erwähnt, haben wir auf Nightshade das Festival des Gothic Aid ausführlich präsentiert, was nicht zuletzt daran liegt, daß ich die Arbeit des Vereins äußerst klasse, fein und auch für wichtig halte. Soziales Engagement geht jeden von uns was an, wir leben in einer Gemeinschaft, in der wir miteinander umgehen und uns gegenseitig unterstützen müssen. Mag sein, daß viele von euch das anders sehen, aber in meinem Inneren lebt trotz aller Andersartigkeit vor allem ein Mensch, und dazu gehört es eben auch, denjenigen helfen zu wollen, die es schlechter haben als man selbst.
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Da ist ein Verein wie der Gothic Aid e.V. genau das Richtige: Hier beweisen junge Menschen, daß wir nicht in einer teilnahmslosen Welt leben, und im Gegensatz zu vielen anderen solcher Organisationen ist das Ganze auch nicht in einen religiösen Deckmantel gehüllt.
Allerdings will ich jetzt auch hier nicht erneut Überzeugungsarbeit für den Verein leisten, wer sich für die komplette Arbeit dieser Organisation interessiert, kann sich ja zum Beispiel auf der Homepage www.gothic-aid.de oder im Artikel von Eisprinzessin informieren. In diesem Bericht geht es um das Festival, und meine ganz subjektiven Erlebnisse bei diesem Event.
Begleitet wurde das Wochenende ja, wie einige vielleicht mitbekommen haben, von einem gewissen "Kyrill" und anderen stürmischen Gesellen. Was einige Menschen aus meinem näheren Umfeld dazu bewog, sich wahnsinnige Sorgen um mich zu machen, da ich ja ca 600 km durch Deutschland fahren musste, und das auch noch in die Region, die laut Wetterbericht die schlimmsten Ausmaße des Orkans spüren sollte. Also bekam ich von meiner Mutter und meinem Chef einen dicken Leihwagen gesponsort, um zumindest nicht mit meinem armen alten Bruno reisen zu müssen, und fuhr in der Donnerstagnacht, nach einem kurzen Besuch im fast menschenleeren Pulp, quer durch das sturmverwüstete Land.
Intuition, Glück, oder göttliche Fügung... Egal was war, aber mein Reiseweg war nahezu sturmfrei, und so kam ich wohlbehalten und ohne größere Probleme am frühen Freitag Morgen im schönen Geyer im Erzgebirge an. Pünktlich um die Franzi (Pressesprecherin von Gothic Aid) aus dem Bett zu werfen, wo sie es sich gerade erst gemütlich gemacht hat, nur um dann meinerseits in einen tiefen Schlaf zu fallen.
Der Freitag verlief dann auch erwartet gemütlich, hab endlich Franzis Freund Martin kennengelernt, haben ein bisserl eingekauft, und als Martin dann zur Nachtschicht musste, noch einen richtig schönen Abend mit Fernsehen und netten Gesprächen verbracht, und einigermaßen zeitig geschlafen, um am nächsten Morgen fit zu sein.
Und so ging dann um 8 Uhr auch der Wecker, für Franzi und mich weniger schlimm, als für Martin, der nach der Nachtschichtkeine 2 Stunden Schlaf hatte, und trotzdem für den guten Zweck auf seinen Schönheitsschlaf verzichtete. Martins Mutter und Bruder waren ebenfalls bereits auf den Beinen, um als weitere freiwillige Helfer vor uns schonmal loszufahren. Nach einem kurzen aber leckeren Frühstück setzten Franzi, Martin und ich uns in meinen schönen geliehenen 5er BMW und machten uns auf die fast zweistündige Reise gen Leipzig. Einige Kilometer vor dem Ziel überholten wir dann sogar unsere "Vorhut"... ich werde jetzt allerdings nicht über meinen Fahrstil und die Power des bayrischen Monstrums unter meinem Arsch philosophieren. Jedenfalls kamen wir als erste Delegation der Verantwortlichen (und in meinem Falle Nicht-Verantwortlichen ;)) am Werk II an, in einer bis dato noch ziemlich leeren Halle, einzig gefüllt mit einer großen Bühne und einem ziemlich beschäftigt aussehenden Techniker, der uns aber freundlicherweise gleich in die Räumlichkeiten einwies, pünktlich um auch das kurz darauf eintreffende Catering unterzubringen. Das leckere Buffet und die Getränke wurden übrigens freundlicherweise von den Leipziger Servicebetrieben gesponsort.
So stand ich nun da, als Pressevertreter irgendwie noch viel zu früh, und den Einlaß ca 6 Stunden in der fernen Zukunft vor Augen. Also spielte ich Mädchen für alles:
- Beim Catering aushelfen, inklusive Besorgung neuer Getränke als die Cola dann doch arg schnell knapp wurde
- Bands und andere Pressevertreter empfangen und an die entsprechenden Verantwortlichen weiterreichen
- Instrumente schleppen
- Tische für Merchandise- und Infostände organisieren
- Infos von A nach B tragen
- Wichtig aussehen
- An der Kasse aushelfen
- Und was sonst noch so an mehr oder minder wichtigen Aufgaben in meine Hände fiel.
An dieser Stelle noch einen schönen Gruß an Mike Bätz vom Welle: Erdball-Hörerclub, der auf der Suche nach einem "Verantwortlichen" an mich geriet, und dem ich schockiert entgegnete, daß ich vollkommen verantwortungslos bin. Helfen konnte ich dann ja trotzdem irgendwie. ;)
Kurz vor Konzertbeginn erfuhr ich dann, daß Divamee für ihren Auftritt noch einen Kameramann suchten, und gemeinnützig wie ich bin hab ich mich dann ja auch gleich angeboten. Nachteil an der Aktion war allerdings, daß ich natürlich keine Fotos vom Divamee-Auftritt machen konnte...
Womit wir dann auch endlich beim eigentlichen Thema wären. Mit etwas Verspätung wurden dann die Pforten geöffnet, da der Soundcheck insgesamt etwas länger dauerte als geplant.
Wie schon erwähnt machten den Anfang Divamee, die neue Band von Soraya.vc, ehemals Welle: Erdball, und ihrem Partner Kim Strange, in Begleitung einiger Freunde, die sie auf der Bühne unterstützten. Leider wurde diese Premiere überschattet von technischen Schwierigkeiten, die sich darin auswirkten, daß die Monitorboxen auf der Bühne ausgefallen waren. Für alle die sich mit Bühnentechnik nicht auskennen sei hier nochmal kurz erwähnt: Monitorboxen sind dazuda, daß die Musiker sich auf der Bühne auch hören. Ohne diese weiß also keiner, was der andere gerade spielt, und dementsprechend ist auch kein Musizieren miteinander möglich. Divamee machten das Beste daraus, bemühten sich ihr Programm durchzuziehen und dem Publikum dennoch eine schöne Show zu bieten, verschenkten unter anderem leckere Lollys, und beendeten das Konzert so würdevoll, wie es unter diesen Umständen möglich war. Ein großes Dankeschön von mir an eine Band, die sich bei ihrem ersten Auftritt trotz aller Widrigkeiten professionell und gefühlvoll zugleich über die Bühne gebracht hat!
Nach einer kurzen Umbaupause folgte dann Sin Seduction, und ich traute meinen Augen kaum. Der hinter der Bühne recht sympathisch, aber auch nicht sonderlich auffällig wirkende Sänger hatte sich in eine zylindrierte Kreatur verwandelt, die entfernt an eine Marilyn Manson-Adaption erinnerte.Nur daß Sin Seduction wesentlich Stilvoller und natürlicher rüberkamen. Mit einer energiegeladenen Show bewies Sänger Chris, daß man mit Charisma, einer markanten Stimme und viel Aktivität auch als kleine Band Power auf die Bühne bringen kann.
Sin Seduction brachen das Eis endgültig, und wurden dementsprechend begeistert vom Publikum gefeiert.
Als nächstes betraten Sepia die Bühne, die vor dem "Problem" standen, als einzige nicht ein elektronische Formation des Abends einen gewissen Aussenseiterstatus zu haben. Aber mit ihrer kraftvollen Musik und ihrem Charme spielten auch die Nachfolger der legendären "Mantus" sich in die Herzen eines dankbaren Publikums.
Gespickt mit vereinzelten Songs aus der "Mantus"-Zeit präsentierten Sepia ein überzeugendes Set, ließen sich ihre Spielfreude spürbar anmerken und rockten das Werk II in Grund und Boden.
An einem Abend, der ganz im Zeichen der düsteren Elektronik stand, stellten Sepia mit ihrem Goth-Metal die Bude auf den Kopf und veranschaulichten, daß das schwarze Publikum tolerant und vielseitig ist. Einfach eine überzeugende Darbietung.
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Wieder vollkommen elektronisch kamen dann Profane Finality daher. Aus Leipzig stammend hatten sie zudem den Status der Lokalmatadore und spielten ihren klassischen EBM-Sound einem vorwiegend heimischen Publikum vor. Zu recht später Stunde und nach bereist drei beeindruckenden Acts überzeugten auch die mir bis dato unbekannten Musiker mit druckvollen Beats und Arrangements, und einer stilechten, abwechslungsreichen Performance, und dürften wohl sicher einige neue Fans dazugewonnen haben.
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Den krönenden Abschluss des Abends machte dann natürlich der von vielen heißersehnte Auftritt von Feindsender 64,3. A.L.F. und Honey von Welle: Erdball traten unter ihrem ursprünglichen Namen auf, mit ausschließlich Songs und Bühnenequipment aus den Anfangszeiten einer Band, die heute wohl zu den unbestrittenen "Stars" der Szene gehört. Mit Songs wie "Der strahlende Held" oder "Telefonsex" brachten sie Klassiker auf die Bühne, die man auf heutigen Welle: Erdball-Konzerten nur noch selten hört, die aber gleichzeitig von den Fans nie vergessen wurden. Honey ließ sich die Müdigkeit, die er mir gegenüber vor dem Auftritt beklagte, in keinster Weise anmerken, sondern steigerte sich augenscheinlich mit jedem Lied in einen noch tieferen Rausch, riß die Massen mit und feierte was das Zeug hält.
Kurz vor Ende des Auftritts startete er dann noch eine Live-Versteigerung des ersten Posters, des ersten Tapes und vor allem des ersten Banners der Band, Gewinner der Auktion war der gleiche Mensch der auch schon das Meet & Greet mit der Band bei Ebay ersteigert hat. So kam für den Zweck des Abends, den Leipziger Strassenkinder e.V. noch ein Bonus von 350 Euro hinzu.
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Insgesamt war es ein wundervoller Abend, der bis auf die technischen Aussetzer bei Divamee und die kleine Verzögerung beim Soundcheck auch reibungslos verlief.
Hiermit geht ein Dank von mir an alle Beteiligten, ein Gruß an all die netten Leute die ich getroffen habe. Und ein erfreulicher und sehnsuchtsvoller Ausblick auf das nächste Gothic Aid Festival!
Bildergalerien zum Festival:
Galerie 1 | Galerie 2 | Galerie 3
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