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So komm ich denn nun vom Schandmaul/Letzte Instanz - Konzert heim, und da muß ich mich doch gleich mal an einen Bericht setzen. Das Problem ist ja, daß ich mir, seit ich dieses Magazin betreibe, nach jedem Konzert vornehme, einen solchen Nachbericht zu schreiben.
Aber jetzt mal ganz ehrlich... Was schreibt man in so einen Bericht? Ich habe mir schon einige auf anderen Websites angeschaut. Da stehen dann so Sachen wie:
- Das Konzert dauerte 126,73 Sekunden
- Die Playlist von A bis Z
- Bei Ballade X haben die Leute mitgesungen und sich in den Armen gelegen, beim Rocklied Y gepogt und geklatscht
- etc...
Wen interessiert das? Soll ich mir jetzt die Playlist nachbasteln? Nein. Aber was berichte ich? Natürlich das, was mich bewegt, was mir im Gedächtnis geblieben ist. Meine ganz subjektive Erfahrung. Und heute ging es für mich zum Konzert zweier Bands, deren Musik ich über alle Maßen liebe, und die ich auch beide schon auf dem diesjährigen Amphi-Festival erleben durfte. Schandmaul und Letzte Instanz. Und doch wäre ich gar nicht in der Lage, euch die Setlist hier niederzuschreiben... zum Einen, weil ich selbst bei meinen Lieblingsbands nicht jedes Lied kenne, auch nicht jeden Titel zum Lied. Zum Anderen, weil es mir echt zu blöd wäre, ständig mitzuschreiben, welches Lied nach welchem kam. Das hab ich mal versucht, und es ist mir einfach auf die Nerven gegangen.
An diesem Abend ging es für mich aber auch mal um was ganz anderes. Das Magazin auf Nightshade gibt es seit nichtmal einem Jahr, meine neue Kamera, die ich übrigens heute auf den Namen "Justine" getauft habe, habe ich mir wenige Tage vor dem Amphi gekauft. Und seitdem war dies nun das dritte Konzert wo ich fotografieren durfte, nach besagtem Amphi, und Samsas Traum. Dementsprechend neu ist für mich auch noch die Handhabung von "Justine", und so ging es mir heute vor allem darum, meine Fähigkeiten als Fotograf zu erweitern, und tolle Bilder zu produzieren.
Wieviele gute Ablichtungen ich letztlich geschafft habe weiß ich grad allerdings noch gar nicht, bin ja grad erst heim. Um die 800-900 (Edit eine Woche später: 1677 um genau zu sein, und ich hab noch immer nicht alle Galerien fertig...) warens wohl insgesamt, aber erfahrungsgemäß kann man davon mindestens 60% in die Tonne kloppen.
Und ich sage euch eins: Fotografieren ist Sport! Zumindest, wenn man wie ich den Anspruch hat, aus allen Winkeln und Richtungen zu fotografieren, die ohne Gefährdung des eigenen Lebens, das der anderen, und ohne sich Flügel wachsen zu lassen, möglich sind. Okay, wenn man dann auch noch auf die tolle Idee kommt, sich eher tanzend, als normalen Schrittes, durch die Halle zu bewegen, dann ist man natürlich auch selber Schuld. Wer zufällig heute in Oberhausen in der Luise Albertz-Halle war und sich im hinteren Bereich aufgehalten hat, der weiß was ich meine, hat mich sicher da durch die gegend tänzeln sehen... Ihr glaubt gar nicht, wieviele neugierige Blicke man abbekommt, wenn man mit mit einem Fotoapparat (wo doch groß überall stand, das Fotoaufnahmen verboten sind), fröhlich tanzend durch die Konzerthalle schwebt!
Ein anderer, von mir bisher unterschätzter Faktor war meine Premiere heute: Mein erster echter Aufenthalt in einem Fotograben! Für alle, die nicht wissen, was ein Fotograben ist, das ist ein abgetrennter Bereich zwischen Bühne und Publikum, in dem sich Pressefotografen ähnlich kriechend wie im Schützengraben hin und her bewegen, um Nahaufnahmen der Musiker zu machen, aber gleichzeitig nicht dem Publikum vor der Nase zu stehen. Und so toll sich das anhört, es ist ganz schön schweißtreibend, wenn man sich da geduckterweise minutenlang hin und her bewegt, immer drauf bedacht, die Protagonisten möglichst elegant abzuschieß...., äh, abzulichten. Aber es macht auch höllisch Spaß. ;)
So hab ich also meine Hauptbeschäftigung heute in tiefer Verbundenheit zu "Justine" gefunden. Aber das war natürlich nicht das Einzige, was meinen Konzertabend heute geprägt hat. Schön war auch, daß mich "Bruno" nach drei Wochen Werkstatt sicher nach Oberhausen und zurück gebracht hat. "Bruno" ist übrigens mein süßer kleiner BMW. Warum ich seit einiger Zeit die Angewohnheit habe, Gegenständen Namen zu geben, ist mir allerdings schleierhaft. Ich schiebs mal aufs zunehmende Alter und zuviel Umgang mit Frauen...
Schön war auch, daß die Getränkepreise unglaublich fair waren für so ein Konzert.
Nicht so schön war, daß es nur eine kleine Getränketheke gab, die zu "Stoßzeiten" so dermaßen gestürmt wurde, daß man doch sehr lang anstehen mußte um seinen Durst zu stillen. Nicht, daß ich ungeduldig bin, und nicht mal bisserl anstehen kann, aber in Gedanken daran, daß Konzerte gerne mal auf den Kreislauf schlagen, ist sowas doch sehr bedenklich.
Und der schönste Teil des Abends waren natürlich die beiden Bands und ihre Auftritte! Den Opener haben eben "Letzte Instanz" gemacht, mit einem wieder mal tollen und mitreißenden Konzert. Ich tue micheinfach schwer, die Jungs als "Vorband" zu titulieren, das hat immer so den Beigeschmack von Newcomer, und manchmal gar von Lückenfüller. Dabei ist die "Instanz" sicher schon eine Ikone des deutschen Medieval-Rock-Genre, und den Schandmäulern, was Qualität Spielfreude und Publikumsbegeisterung angeht, sicher fast ebenbürtig. Wo eine Vorband, wenn sie gut ist, das Publikum aufwärmt, da haben "Letzte Instanz" eingeheizt, das Feuer für einen grandiosen Abend entfacht, und eine gelungene Vorstellung abgegeben. Leider besitze ich selbst noch gar keine CD dieser Truppe, und kenne daher die wenigsten Lieder mit Namen, aber besonders im Gedächtnis geblieben ist mir "Das schönste Lied der Welt", verabschiedet haben sie sich furios mit "Rapunzel", jedoch nicht ohne den Klassiker mit einem anderen Klassiker zu unterbrechen und zu verbinden, dem "Jailhouse Rock". Einzig schade fand ich, daß ich bei zwei Auftritten der "Instanz" immer noch nicht in die Genuß einer Live-Performance von "Gewissen" gekommen bin... Ist dies doch für mich der Inbegriff dessen, was diese Band zu wahren Künstlern macht.
Gefolgt wurde "Letzte Instanz" von den Namensgebern der "Mit Leib und Seele Tour" Tour, den Damen und Herren von "Schandmaul". Und wie sollte es anders sein, als daß sie das vorher entfachte Höllenfeuer zum lodern bringen? Den Auftritt einer solchen Band mit Worten beschreiben zu wollen wäre, als würde man versuchen Goethes "Faust" in eine Volksmusik-Waise zu quetschen. Zwei Tage vor Halloween die "Walpurgisnacht" zu feiern ist schon eine heidnische Ironie an sich, und von "Seemannsgrab", über "Gebt Acht!" bis zur "Sturmnacht" waren ebensoviele alte Songs vertreten, wie Hits vom aktuellen Album. Unvergleichbar ist Thomas´ Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, aber auch Birgit hat einige amüsante Einblicke in ihre doch Nobelpreis-Verdächtigen Sozialstudien gegeben. Das schlimmste für mich war einfach, daß ich mich zwingen mußte auch immer wieder Fotos zu machen, statt mich einfach nur der Magie der Musik hinzugeben, und wie so viele meiner Mitbegeisterten, in einen Tanzrausch zu verfallen. Zum Schluß habe ich noch eine Freundin angerufen, um mit ihr die letzte Zugabe gemeinsam zu hören... "Willst Du?" war der krönende Abschluß eines fast perfekten Abends.
Und so sitze ich hier nun, habe meinen Bericht vollendet, und doch konnte ich nur grob umreißen, was jeder einzelne Anwesende doch auf seine eigen Art und Weise empfunden und wahrgenommen haben dürfte. Ich werde mich nun zu Bett begeben, dankbar für dieses Erlebnis und voller Vorfreude auf die nun folgenden Träume.
Bis bald.
Galerien zum Konzert:
Galerie 1
Galerie 2
Galerie 3
Galerie 4
Galerie 5
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